Kabelklau von Schrottmafia: Ladesäulenbetreiber schlagen zurück

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Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos gilt als Schlüssel für die Mobilitätswende. Doch zunehmend wird die Technik selbst zum Ziel von Kriminalität: An Schnellladesäulen wird immer häufiger das Ladekabel gestohlen – ein Phänomen mit beträchtlichen Folgen für Betreiber und Nutzer.
HPC Ladestecker an Schnellladesäule.

Immer häufiger werden die Kabel von HPC-Schnellladesäulen gestohlen. Langfinger haben es auf das integrierte Kupfer abgesehen.

Laut übereinstimmenden Medienberichten und Informationen von Betreibern von Schnellladesäulen ist ein deutlicher Anstieg von Kabeldiebstählen zu beobachten. Große Anbieter wie EnBW melden hunderte solcher Vorfälle pro Jahr. Beispiele aus der Praxis belegen die Dimension: In Stralsund wurden 14 Ladekabel innerhalb weniger Tage abgeschnitten – allein der Sachschaden belief sich auf rund 50.000 Euro. In Bochum wurden an Ladesäulen vor Supermärkten Kabel gestohlen, sodass die Säulen außer Betrieb gesetzt werden mussten. Und im Kreis Moers schlugen Täter ebenfalls zu – elf Kabel verschwanden über Nacht, mit Schäden bis zu 8.000 Euro pro Stück.

Kabelklau an Schnellladesäulen: So schlimm ist die Lage wirklich

Der wirtschaftliche Anreiz, die Kupferkabel von E‑Auto‑Schnellladesäulen zu stehlen, ist zwar gering. Denn der reine Materialwert eines Kabels liegt meist bei nur 30 bis 60 Euro. Der Schaden aber geht weit darüber hinaus: Reparaturkosten, Ausfallzeiten, Neuinstallation und Eichrecht-Prüfungen können leicht mehrere Tausend Euro betragen. In Einzelfällen sind Kosten von bis zu 8 Euro möglich. Ein Kavaliersdelikt ist das alles nicht! In Leipzig wurde jedoch ein mutmaßlicher Kabeldieb zu 20 Monaten Haft verurteilt, nachdem ihm eine ganze Serie solcher Taten zur Last gelegt wurde.

Aber nicht nur für die Betreiber, auch für E-Autofahrer hat jeder Diebstahl Konsequenzen: vergebliche Fahrten zur Säule, Umwege zum nächsten Ladepunkt oder im schlimmsten Fall der Ausfall des E-Autos wegen fehlender Energie. Betreiber betonen zudem den Reputationsschaden: jede ausgefallene Säule untergräbt das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ladeinfrastruktur. Manche Stationen sind nach einem Diebstahl tagelang außer Betrieb, bis Techniker zur Reparatur ausrücken können.

Strategien gegen den Kabelklau: Technik, Abschreckung, Rahmenbedingungen

Die Betreiber sind derweil nicht untätig – diverse Schutzmaßnahmen werden erprobt oder teilweise auch jetzt schon eingesetzt:

  • Robustere Kabel & Schnittschutz­ummantelung: Kabel mit besonders widerstandsfähigem Mantel erschweren das Durchtrennen.
  • Echtzeit-Alarm & Manipulationsdetektion: Systeme sollen erkennen, wenn ein Kabel zu stark belastet oder durchtrennt wird, und sofort Alarm auslösen.
  • Markierung (etwa mit Farbpatronen), Tracking-Technologie: Einige Kabel enthalten Farbstoff-Kartuschen, um Diebstahlversuche sichtbar zu machen. In Kabel werden Tracking-Technologien verbaut, um gestohlenes Material schnell wieder auffinden zu können.
  • Videoüberwachung, Beleuchtung & Sicherheitsinfrastruktur: Insbesondere in ländlichen Gebieten werden Kameras, Bewegungsmelder und bessere Lichtverhältnisse genutzt, um Täter abzuschrecken.
  • Kooperation mit Polizei & Behörden, gesetzliche Einstufung: Betreiber fordern, dass Ladekabel künftig als Teil der kritischen Energieinfrastruktur gelten sollen, was höhere Strafandrohungen ermöglichen würde.

Maßnahmen wie diese sind zwar vielversprechend, aber nicht überall umsetzbar – etwa, wenn es an Ressourcen für Videoanlagen oder ständiger Wartung mangelt. Zudem benötigt die Modifizierung bestehender Kabel Zeit, bis sie technisch marktreif ist.

Ausblick: Sicherheit als Schlüsselfaktor der Ladeinfrastruktur

Der Kabeldiebstahl an Schnellladesäulen mag wie ein Nischenthema wirken – doch in seiner Tragweite spiegelt er zentrale Herausforderungen der E-Mobilität wider: Die Technik muss nicht nur effizient, sondern auch sicher sein. Der robuste Ausbau der Ladeinfrastruktur benötigt gleichsam Schutzmaßnahmen gegen kriminelle Angriffe. Wenn es gelingt, technische und rechtliche Barrieren zu überwinden, könnten intelligente Sensorik, vernetzte Sicherheitslösungen und klare gesetzliche Rahmenbedingungen dazu beitragen, die Gefahr des Kabelklauens einzudämmen. Damit die Elektromobilität nicht nur nachhaltig, sondern auch zuverlässig ist.

Wie akut der Kabelklau an Schnellladesäulen ist, zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Nachrichtenagentur dpa-AFX unter den Ladesäulenbetreibern. So registrierte zum Beispiel EnBW im laufenden Jahr bereits weit über 900 Kabeldiebstähle an über 130 Standorten. EWE teilte mit: „Während wir zwischen 2022 und 2024 Fälle im sehr niedrigen zweistelligen Bereich festgestellt haben, sind diese in 2025 bei uns auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Bereich gestiegen.“ Und auch IONITY registrierte im laufenden Jahr europaweit bereits über 100 Fälle. Das zeigt, wie kriminelle Banden die Schnellladeinfrastruktur zunehmend missbrauchen, um schnell Kasse zu machen. Effektive Gegenmaßnahmen wären wünschenswert.

Bildquellen

  • Ladestrom Vergleich: So teuer sind Autostrom und Ladetarife in Deutschland: Volkswagen
  • Kabelklau von Schrottmafia: Ladesäulenbetreiber schlagen zurück: ShutterStock.com / Trygve Finkelsen

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