Irrsinn bei der Lufthansa: Blei für Bonzen-Bereich, Abzocke bei Passagieren

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Passagiere zahlen bei Übergepäck ordentlich drauf. Ein Kilo zu viel und die Lufthansa will 50 Euro sehen. Und während Normal-Urlauber fürs Gramm zahlen, verschlechtert die Lufthansa das Klima mit tonnenschwerem Ballast. Für die reichen Fluggäste.
Irrsinn bei der Lufthansa: Blei für Bonzen-Bereich, Abzocke bei Passagieren

Irrsinn bei der Lufthansa: Blei für Bonzen-Bereich, Abzocke bei Passagieren

Sachen in den Koffer packen, zum Flughafen fahren und ab in den Urlaub. Das machen jedes Jahr gut 20 Millionen Deutsche. Doch ein Schritt fehlt hier in der Aufzählung. Denn nach dem Kofferpacken holen die meisten noch eine Waage und wiegen ihr Gepäck zunächst. Nicht, dass man über die magische Grenze von 20 oder 23 kg kommt – je nach Airline. Denn dann drohen am Check-In-Schalter am Flughafen teils horrende Nachzahlungen. Oder man muss bei der Gepäckaufgabe seinen Koffer öffnen und umsortieren. Und während die Lufthansa hier beim Übergepäck kräftig zulangt und mindestens 50 Euro verlangt, sobald der Koffer etwas mehr als 23 kg wiegt, ist auf der anderen Seite – für die reichen Fluggäste – sogar das Klima egal.

Lufthansa, was ist los mit dir?

Die Luftfahrtbranche kämpft seit Jahrzehnten um jedes eingesparte Kilo – und die Lufthansa-Gruppe beschließt nun, den Kampf einfach aufzugeben. Zumindest, wenn es um die erste Klasse geht. Denn wer für mehrere tausend Euro in die Premium-Liege abtaucht, soll schließlich nicht von banalen physikalischen Problemen wie einem unausgeglichenen Flugzeug gestört werden. Die Lösung der Konzerningenieure: Bleiplatten. Ja, genau. Ballast im Heck.

Das passiert, wenn man im Flugzeug während des Flugs die Tür öffnet

Was klingt wie eine Satire, soll ab 2026 Realität werden. Die Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss will in 14 alte Airbus-Flieger eine Luxus-Kabine einbauen. Das Gleiche soll bei 19 Lufthansa-Jumbos passieren. Das Problem dabei: Diese 10 bis 20 Jahre alten Flugzeuge sind gar nicht darauf ausgelegt, mit solchen Luxus-Kabinen ausgestattet zu werden. Weil die neuen Luxussessel im Bonzen-Abteil so schwer sind, dass der Schwerpunkt verrutscht, hat die Lufthansa aber eine Idee. Zum Ausgleich legt man in den Swiss-Maschinen einfach pro Flieger 1,5 Tonnen Blei ins Heck. Bei den Lufthansa-Jumbos sind es immerhin 700 kg pro Stück. Macht zusammen 34,3 Tonnen reinen Ballasts, die in den nächsten zehn Jahren Tag für Tag nach New York, Johannesburg oder Mumbai mitfliegen dürfen – gratis, versteht sich.

Klima: egal. Hauptsache den Reichen geht’s gut

Premium-Kabine statt Premium-Ingenieurskunst. Die Lufthansa wäre aber nicht die Lufthansa, wenn sie es nicht als „Qualitätsversprechen“ verkaufen würde: First-Class-Kunden sollen bequem schlafen – während im Heck das Blei für Ausgleich sorgt. Das Dumme ist nur: Blei schläft nicht. Es frisst Kerosin. Viel Kerosin. Für die Zürcher Swiss-Jets bedeutet das rund 60 Kilo mehr Spritverbrauch pro Flugstunde. Für die Jumbos in Frankfurt immerhin noch 25 Kilo. Hochgerechnet auf 5.000 Flugstunden im Jahr und eine Restlebensdauer von zehn Jahren, kommt eine hübsche Zahl heraus: 65.750 Tonnen zusätzlich verbranntes Kerosin. Umgerechnet 207.770 Tonnen CO₂.

Handgepäck-Hammer: Jetzt gibt es Geld, wenn man andere verpetzt

Zum Vergleich: Ein Mittelklassewagen könnte damit etwa 18.500 Mal die Erde umrunden. Oder anders gesagt: Jeder einzelne First-Class-Fluggast von Zürich nach New York pustet sowieso schon rund 14 Tonnen CO₂ in die Atmosphäre – das Fünffache eines Economy-Passagiers. Aber was sind schon ein paar Hunderttausend Tonnen mehr, wenn man sich im Schlafanzug langmachen darf?

Das Absurde: Vor ein paar Jahren zählte die Lufthansa noch jedes Kilo, tauschte Taschenlampen und Pilotenkoffer aus, um 35 Kilo pro Flugzeug zu sparen. Heute baut man tonnenweise Bleiklötze ein, damit sich die Reichen bequem räkeln können. Mit einer Petition wollen Klimaschützer das verhindern.

Bildquellen

  • Irrer Grund: Deshalb sollte man im Flugzeug lieber nicht am Fenster sitzen: Emiel Molenaar / Unsplash
  • Irrsinn bei der Lufthansa: Blei für Bonzen-Bereich, Abzocke bei Passagieren: Andrew Pons / Unsplash

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