Der wichtigste Unterschied zwischen DAB Radio und dem konventionellen Radio per UKW ist die Art der Übertragung. Während das klassische UKW noch analog sendet, handelt es sich bei DAB+ um einen digitalen Standard. DAB steht dabei für Digital Audio Broadcasting. Das heißt, rauschende Sender gibt es nicht mehr- Digitalradio eben. Gleichzeitig ist aber für die Sendebetreiber auch das Senden etwas komplexer, weil es nicht mehr nur einen Sender pro Frequenz, sondern sogenannte Multiplexe gibt. Hier werden mehrere Sender auf einem Kanal zusammengefasst.
Der größte Nachteil von DAB+: Kaum Lokalsender
Diese Multiplexe lohnen sich aber für kleine Stadtradiosender oder Lokalradios nicht, so dass beispielsweise alle Radio-NRW-Sender nicht bei DAB+ senden. In aller Regel ist ein Radiosender mindestens in einem ganzen Bundesland zu hören. Die NRW-Lokalradios bedienen aber gerade einmal einen Landkreis. Dafür gibt es keine passende Sende-Infrastruktur bei DAB+/DAB Radio. Nur vereinzelt sind lokale Multiplexe zu finden – etwa in Bayern, Rostock, Leipzig, Lübeck und Sylt.
Vorteil: Viele Sender deutschlandweit zu hören
Gleichzeitig gibt es sogenannte Bundesmuxe, also Sender, die bundesweit zu hören sind. Hast du im Autoradio einen solchen Sender eingeschaltet, brauchst du bei deiner Fahrt von Hamburg nach München nicht einmal den Sendesuchlauf zur Frequenzsuche betätigen.
Es gibt mittlerweile zwei dieser Bundesmuxe. Der erste der beiden ist schon länger auf Sendung und sehr weitflächig in Deutschland zu empfangen. Die Betreiber sprechen von 85 Prozent Versorgung in geschlossenen Räumen und 96 Prozent in der Fläche für DAB Radio. Im Laufe des Jahres kommen weitere Senderstandorte hinzu. Die Zahl der Einwohner, die dann mit einer normalen Zimmerantenne die Radiosender zu Hause hören können, betrage nach Abschluss des Ausbaus 74,6 Millionen – etwa 90 Prozent der Bevölkerung. Die Flächenversorgung für mobilen Empfang wird Ende 2022 voraussichtlich fast 97 Prozent betragen. Autobahnen seien dann zu 99 Prozent versorgt.
Ein zweiter Bundesmux mit neuen Programmen ist im Herbst 2020 gestartet. Er verfügt über nicht ganz so viele Sendestandorte wie die erste Senderkette, soll aber auch auf 67 Millionen technisch mögliche Zuhörer kommen.
Insgesamt sind über 260 Radioprogramme regional unterschiedlich in Deutschland zu empfangen. Bei über 65 handelt es sich um exklusive DAB+-Programme, die terrestrisch nur digital verfügbar sind. 13 dieser Sender sind im ersten Bundesmux zu empfangen. Ist der zweite Multiplex auch empfangbar, steigt die Anzahl der national empfangbaren Sender auf bis zu 29. Selbst in eher ländlichen Regionen kannst du über DAB+ inzwischen aber bis zu 70 Sender empfangen, in Berlin 80. Möglichen machen das inzwischen verschiedene regionale Multiplexe für einzelne Bundesländer – etwa in Niedersachsen oder NRW. Dort gibt es auch private Sender. Gegenbeispiel: Auf der Urlaubsinsel Rügen sind es gerade einmal 20.
Das sind die neuen DAB+-Sender
Die ersten neuen DAB+-Sender sind seit Oktober 2020 zu hören. Zu hören sind 80s80s, Absolut Bella, Absolut Germany, Absolut HOT, Absolut Oldie, Absolut TOP, AIDAradio, Antenne Bayern, Beats Radio, Brillux Radio, dpd Driversradio, Nostalgie, RTL Radio, Rock Antenne, 90s90s und Toggo Radio
Bei den regionalen Angeboten handelt es sich im Wesentlichen um die regionalen Radiosender der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Hinzu kommen je nach Bundesland weitere regionale Privatsender. Die Auswahl ist stark unterschiedlich. Während du in Nordrhein-Westfalen nur WDR-Sender und die nationalen Sender empfangen kannst, hörst du in Berlin zahlreiche private Radiosender, die es auch per UKW gibt. Hinzu kommen sogar öffentlich-rechtliche Sender, die eigentlich nicht in Berlin zu hören wären. Welche Sender in deiner Region zu empfangen sind, verrät dir ein Verfügbarkeits-Check auf der Webseite der Senderbetreiber. Eine solche Karte findest du bei dabplus.de und bei Antenne Deutschland.
Diese Geräte unterstützen DAB+
Eins ist klar: Der neue Radiostandard DAB+ soll mit aller Gewalt in den Markt gedrückt werden. Im Autoradio ist er schon länger Standard. Doch seit Ende 2020 ist DAB+ auch verpflichtend in allen neu verkauften Radios. Grund ist eine entsprechende Gesetzesvorgabe. Sie sieht vor, dass jedes Radio, das RDS an Bord hat, auch DAB+ unterstützen muss und so automatisch zu einem DAB Radio wird. RDS ermöglicht unter anderem die Anzeige des Radiosender-Namens und hat technisch nichts mit DAB+ zu tun. Diese Abgrenzung stellt aber zumindest sicher, dass das Radio ein Display hat und dass es sich nicht um das 5-Euro-Billigradio handelt.
Tragbare DAB+-Empfänger bekommst du aber auch schon für kleines Geld. Bei Amazon finden sich Geräte ab etwa 30 Euro, die mit DAB+ ausgestattet sind. Wenn sie einen Audio-Ausgang haben, kannst du sie theoretisch zu Hause auch mit einer bestehenden Anlage koppeln und so die großen Lautsprecher als Wiedergabe-Boxen nutzen.
Fürs Auto gibt es Nachrüst-Sets, die ebenfalls auf ein Cinch-Kabel setzen oder das DAB+-Signal in ein UKW-Signal wandeln, das dann jedes Radio empfangen kann. Teilweise kannst du dir auf diesem Weg in dein Auto auch noch eine Freisprecheinrichtung für dein Smartphone nachrüsten, sofern dein Auto keine hat.