Überwachung im Schlafzimmer: Hunderttausende Mieter sollen Spionage-Rauchmelder erhalten

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Sollen Mieter mit smarten Rauchmeldern überwacht werden? Diese Sorge haben aktuell hunderttausende Betroffene, die dem Modernisierungs-Schritt einer Wohngesellschaft schriftlich zustimmen sollen. Was hat es wirklich mit dem Vorhaben auf sich?
Multisensor Plus

Multisensor Plus

Eine der größten Wohngesellschaften Deutschlands sorgt für Unruhe bei hunderttausenden Mietern. Grund dafür ist der geplante Austausch herkömmlicher Rauchmelder durch smarte Geräte. Offiziell dient das Vorhaben Modernisierungszwecken. Hinter dem Vorhaben fürchten Betroffene und Mieterverbände eine Gefahr: die Überwachung in den eigenen vier Wänden. Was steckt also hinter dem Spionage-Rauchmelder?

Was hat es mit dem Spionage-Rauchmelder auf sich?

Rauchmelder sollen Leben retten. Mittlerweile ist jeder Mieter gesetzlich verpflichtet, das Brandschutzgerät in jedem Raum, ausgenommen Küche und Bad, zu installieren. Im Zuge eines Modernisierungsprozesses will der Wohnungsriese Deutsche Wohnen / Vonovia Wohnungen mit smarten Rauchmeldern ausstatten. Konkret soll das Modell „Multisensor Plus“ zum Einsatz kommen. Wozu, fragen sich Anwohner, da herkömmliche Rauchmelder weiterhin alle Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Der „Multisensor Plus“ erfasst nicht nur Rauch. Nutzer erhalten Daten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Kohlenmonoxid – die dann auch an den Vermieter gehen. Deswegen stößt das Vorhaben auf herbe Kritik. Denn auf diese Weise erhält der Wohnungsriese zahlreiche Daten zum Verhalten der Anwohner. Wann wurde gekocht? Um welche Uhrzeit wurde geduscht? Wie war das Lüftungsverhalten der Mieter? Viele Mieter befürchten, dass die Wohngesellschaft auf erfasste Daten zugreift und es zu falschen Schuldzuschreibungen kommen kann, wenn es beispielsweise zur Schimmelbildung käme.

Betroffene Anwohner erhalten Post, mit der Aufforderung, der Datenschutzerklärung zuzustimmen. Mit Einwilligung der Datenerfassung werden gesammelte Daten der Wohngesellschaft drei Jahre zugänglich bleiben. Das ist noch nicht alles, was auf Mieter zukommt. Mit einer Mieterhöhung ist zu rechnen, da Vonovia den Plan als Zweck der Modernisierung sieht.

Geplant ist, dass acht Prozent der Kosten auf die Bewohner umgelegt werden. Mietervereine sehen das Vorhaben kritisch. Laut diverser Verbände handelt es sich um eine Instandsetzung und nicht um Modernisierung. Weiter sehen Mietervereine keinen Sicherheitsvorteil in Bezug auf die Wohnqualität. Nicht unwichtig, da im Falle einer Instandsetzung die Deutsche Wohnen / Vonovia auf den Kosten sitzen bleibt.

Was Mieter tun sollten und der aktuelle Stand

Grundsätzlich ist kein Mieter gezwungen, der Erfassung der Daten zuzustimmen. Im Endeffekt muss ein Gericht darüber entscheiden, ob der Einbau der Geräte sowie eine Erhöhung der Miete gerechtfertigt sind. Der Berliner Mieterverein empfiehlt Betroffenen, die bereits eine Mieterhöhung erhalten haben, sich rechtlichen Rat zu holen und den gesamten Prozess genau zu protokollieren. Nach der immensen Kritik ist Vonovia ein wenig zurückgerudert. Von einer Modernisierung ist nicht mehr die Rede. Offiziell spricht man jetzt von einer Instandsetzungsmaßnahme. Bedeutet: Die smarten Rauchmelder sollen weiterhin eingebaut werden, jedoch mit deaktivierten Funktionen und ohne Mieterhöhung.

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