Schlafforscher sagen seit Jahren: Das Handy ist der Endgegner des Schlafs. Wer sich im Bett von TikTok, Facebook und Co. berieseln lässt, braucht sich nicht wundern, wenn Morpheus nur müde abwinkt. Trotzdem nehmen wir das Teil mit unter die Decke, als wär’s ein Teddybär mit Akku. Jetzt ist Schluss damit. IKEA weiß, dass wir digital süchtig sind wie Teenies nach Gratis-WLAN. Also hatten die Schweden eine bahnbrechende Idee. Ein Handy-Zubehör, das jeder haben will.
IKEA will dass wir schlafen, und bezahlt uns dafür
Mit Mini-Betten für unsere Handys sorgt IKEA aktuell für Aufsehen. Die Idee: Das Smartphone darf endlich schlafen und wir vielleicht auch mal. Das Handy-Zubehör hört auf den wohlklingenden Namen „The Phone Sleep Collection“. Ein echtes IKEA-Produkt: kleines Bett, Holzlatten, Anleitung, die garantiert erst beim dritten Versuch Sinn ergibt. Das Sahnehäubchen: ein NFC-Chip in der Matratze. Der zählt die Stunden, in denen unser Smartphone schläft. Schlaftracking fürs Gerät, nicht für den Menschen. Was für Zeiten. Und es wird noch schöner: Denn wir profitieren davon sogar finanziell.
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Wer sein Handy sieben Tage lang je sieben Stunden ins Handybett legt, bekommt einen Gutschein. Rund 23,50 Euro. Ein Belohnungssystem für Erwachsene, die es nicht schaffen, ihr Handy wegzulegen, außer es gibt Bonuspunkte. Klingt peinlich? Ist es auch. Aber hey, Geld spart Geld. Die schlechte Nachricht: Wir kommen gar nicht erst in Versuchung. Das Minibett fürs Handy bietet IKEA derzeit nur in den Vereinigten Arabischen Emiraten an. Dazu ist das Bett nur Teil eines lokalen Bonusprogramms. Der Rest der Welt darf sich weiter mit hellen Displays ins Koma scrollen. Und so sieht das Handybettchen aus.
Schlaf als Geschäftsmodell
Natürlich ist das Ganze voll digital durchorchestriert: Die Betten verbinden sich mit der IKEA-App, die genau mitzählt, wie lange wir nachts keine Bildschirmberieselung hatten. Datenschutz? Psst, wir schlafen doch! Hinter dem Gimmick steckt die Werbeagentur Memac Ogilvy. Sie hat schon vorher für IKEA fragwürdige Innovationen entwickelt: „Vacations in a Box“ etwa, also Urlaub auf 40 mal 30 Zentimetern. Oder „Buy With Your Time„, wo Kunden mit ihrer Lebenszeit bezahlen konnten. IKEA hat den Weg der Anfahrt umgerechnet und zeichnete Waren damit aus. Ein Regal kostete dann etwa 3 Stunden und 17 Minuten. Anfahrt als Währung – eine geniale Idee.
Dabei ist IKEA längst im Schlaf-Business. Vor einigen Jahren gabs in Belgien eine Hotline für Schlaflose. Wahrscheinlich mit dem Tipp: „Probieren Sie mal ein neues Bett von uns“. Anfang dieses Jahres schrieb IKEA „U up?“ (also „Bist du wach?“) an zufällig ausgewählte Instagram-Follower. Wer antwortete, bekam 15 Prozent Rabatt auf eine Matratze. Jetzt das nächste Betthupferl.
Wir Menschen schlafen schlechter, weil wir ständig aufs Handy glotzen. Und die Lösung? Ein Bett fürs Handy. Was klingt wie Satire, ist jetzt Realität. Willkommen im Kapitalismus der Müdigkeit.
