Die Zeit von kostenlosen Konten scheint gezählt. Waren Direktbanken wie die ING, DKB oder Comdirect lange die kostenlose Alternative zu Sparkassen und Co., da sie etwa nie Kontoführungsgebühren verlangten, ziehen viele nun die Reißleine. Neben Negativzinsen verlangen viele Banken nun auch weitere Gebühren, wie beispielsweise für die Girokarte. Auch die ING, die größte Direktbank Deutschlands, erhebt jetzt deutlich früher Negativzinsen und will Kosten auf seine Kunden abwälzen.
ING: Negativzinsen umgehen
Die ING teilte vor Kurzem ihren Kunden in einem Schreiben mit, dass man das Geld sicher anlegen wolle. Dabei entstünden durch den negativen Einlagenzins der EZB (Europäische Zentralbank) und den negativen Renditen am Kapitalmarkt hohe Kosten für die Direktbank. Trotz eines Gewinns, der im vergangenen Jahr bei fast 700 Millionen Euro lag, gibt man die Kosten an die Kunden weiter. Und das, so die ING selbst, wird sich in naher Zukunft voraussichtlich auch nicht ändern.
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Ab dem 1. März 2022 erhebt die ING ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent pro Jahr. Das gilt für Guthaben über 50.000 Euro. Wer bei der ING ein Girokonto und ein Tagesgeldkonto – die ING bezeichnet dieses als Extra-Konto – hat, kann dort jeweils bis zu 50.000 Euro liegen haben, ohne Strafzinsen zahlen zu müssen. Beispiel: Hast du auf dem Girokonto 2.000 Euro und auf dem Tagesgeldkonto der ING 55.000 Euro liegen, müsstest du Strafzinsen zahlen. Schichtest du aber etwa 5.000 Euro vom Extra-Konto auf dein Girokonto um, umgehst du das Verwahrentgelt.
Da Sparer derzeit ohnehin nur 0,001 Prozent Zinsen auf das Tagesgeldkonto erhalten – also im Jahr gerade einmal 50 Cent bei einem Guthaben von 50.000 Euro -, fällt das nicht schwer ins Gewicht. Somit kannst du auf beiden Konten insgesamt bis zu 100.000 Euro sparen. Doch kommst du hier oder da darüber, werden Strafzinsen fällig. Hast du beispielsweise 55.000 Euro auf einem Konto, erhebt die ING Strafzinsen nicht auf das gesamte Guthaben, sondern nur auf den Teil, der über dem Freibetrag liegt, also 5.000 Euro.
Girocard kostet bald knapp 12 Euro
Wer ein Konto bei der ING hat, besitzt zwei kostenlose Karten: die Girocard und die VISA Card. Doch ab März 2022 verlangt die Direktbank eine Gebühr für die Girocard – also die ehemalige EC-Karte. „Die erste Belastung erfolgt im April“, erklärt die ING. Dann werden 99 Cent pro Monat fällig. Auf Jahr hochgerechnet sind das knapp 12 Euro. Der einzige Weg, diese Gebühr zu umgehen, ist, die Girocard zu kündigen. Das können Kunden der ING ab sofort im Online-Banking und in der Banking-App der ING machen. Über den Browser erreichst du die Kündigungsfunktion über „Einstellungen“ → „Karten“ → „Girocard“. Klickst du auf „Verwalten“, kannst du die Karte kündigen. Diese wird dann sofort deaktiviert. Die Kündigung in der App ist ebenfalls unter „Karten“ möglich.
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Eine Kündigung der Girocard ist unproblematisch, da die VISA Card weiterhin kostenlos bleibt und die Funktionen der Girocard abdecken kann. Zudem war und ist nur mit ihr das Abheben von Geld an fast allen Automaten in Deutschland kostenlos. Mit der Girocard ist das nur an ING-Geldautomaten möglich. Der Vorteil der Girocard ist jedoch: Du kannst in vielen Geschäften – beispielsweise bei dm, Netto, Aldi Süd, Rewe oder Penny Markt – ab 5 Euro Einkaufswert, bis zu 200 Euro kostenlos abheben.