Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Gremium, das die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät. Ihren neuen, 207 Seiten langen Bericht legten sie der Regierung am vergangenen Dienstag vor. Darin widmeten sich die Experten den heutigen Energiemärkten und welche Anpassungen zukünftig nötig wären. Die Rückmeldung an die Politik ist klar: Es müssen stärkere Bemühungen her, um die Energiesysteme umzubauen. Nur, wenn man die Gründe korrigiert, warum die Energiepreise wie Strompreise in Deutschland zu hoch ausfallen, kann eine dauerhafte Veränderung einsetzen.
Energiepreise müssen langfristig und nachhaltig gesenkt werden
Nur wenn wir die Ursachen der hohen Energiepreise angehen, können wir dauerhaft etwas erreichen. Das Lindern von Symptomen genügt nicht“, sagt der Vorsitzende der Monopolkommission Tomaso Duso. Das Gutachten listet gleich mehrere Möglichkeiten für unterschiedliche Sektoren der Energiemärkte auf, darunter Strom, Gas, Fernwärme, aber auch Ladeinfrastruktur für E-Mobilität. Insbesondere beim Stromnetz sieht die Monopolkommission zwei entscheidende Anpassungen als notwendig. Es muss somit eine konsequente Digitalisierung erfolgen, verknüpft mit dynamischen Netzentgelten. „Momentan belohnt das System Verhalten, das die Netze an ihre Grenzen bringt“, erklärt Duso. „Mit dynamischen Netzentgelten können wir Erzeugung und Verbrauch durch Preissignale lenken und somit auch eine Happy Hour für den Stromverbrauch schaffen.“
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Starre Netzentgelte müssen weichen, um Netze zu entlasten
Bisher sind Netzentgelte eine festgelegte Größe, die pauschal auf jede genutzte Kilowattstunde an Strom gezahlt wird. Daher gibt es preislich keinen Unterschied, ob du mit dem Bezug von Strom das Netz gerade entlastet oder sogar zur Belastung beiträgst. Umgekehrt sind jedoch Einspeisungen aus Solar- und Windkraft großen Schwankungen unterlegen. In manchen Stunden herrscht ein reger Überschuss und eben jener könnte gezielter verbraucht werden. Dabei spielen sowohl private Haushalte als auch Industrien eine Rolle. Jeder Stromverbrauch, der gezielt zu diesen Phasen erhöht werden kann, wäre in seinem Verhalten „netzdienlich“. Denn er würde zur Entlastung des Stromnetzes beitragen – und das sollte über entsprechend dynamische Netzentgelte entlohnt werden.
Denn wenn es zu Engpässen oder Überlastungen im Netz kommt, müssen teure Maßnahmen ergriffen werden, die man als Redispatch-Maßnahmen bezeichnet. In Engpässen werden teure Kraftwerke hinzugeschaltet, die den Strompreis in die Höhe schnellen lassen. Während Überlastungen hingegen muss man Erzeugungsanlagen abregeln, die Betreiber erhalten dafür eine Entschädigung. Kosten, die am Ende ebenso in die Netzentgelte einfließen. Könnte man hingegen den Strombedarf, der auf Engpässe trifft, zeitlich in Phasen verschieben, die einen Überschuss aufweisen, würden zwei Preistreiber zugleich entfallen. Weniger teure Anlagen müssten eingeschaltet werden, weniger Anlagen gegen Entschädigung abregelt werden. Eine Win-win-Situation für Verbraucher und Netztreiber.
Dynamische Netzentgelte einzig umsetzbare Maßnahme
Doch sie ließe sich nur über dynamische Netzentgelte ernsthaft lokal relevant steuern. Ein allgemeiner Strompreis spiegelt nämlich nicht die Realität wider, die deinen Netzbetreiber vor Ort betrifft. Ein dynamischer Preis hingegen, der genau deine Region darstellt, wäre ein deutliches Signal. Dafür müssten die Stromnetze jedoch entsprechend digitalisiert sein. Mögliche Alternativen zu dynamischen Netzentgelten sind Strompreiszonen und modale Preissysteme. Sie gelten allerdings als politisch schwer umsetzbar“, so die Monopolkommission. Gerade darum gelten dynamische Stromtarife und die Digitalisierung als das Mittel der Wahl, um hier eine Veränderung herbeizuführen. Sie würden dir genau die Signale liefern, die deine Systeme bräuchten, um automatisiert die bestmögliche Entlastung für das lokale Stromnetz zu erreichen.
Selbst kleine Stromspeicher könnten dann eine viel größere Rolle im Gesamtgefüge einnehmen, wenn sie über Echtzeitdaten aktiv mitwirken könnten. Ein Vorstoß, den im Übrigen Initiativen bereits mit einer vereinfachten Anmeldung von Balkonkraftwerkspeichern versuchen. Bisher ist diese Bemühung jedoch hauptsächlich am politischen Gegenwind gescheitert. Klar ist: Deutschland könnte eine Lösung ergreifen, die die Strompreise langfristig reduzieren würde. Doch ob die Politik letztlich der Empfehlung der Kommission folgt, könnten nur die kommenden Wochen und Monate offenbaren.
