Bargeld-Aus? Deutsche Politiker wollen Kleingeld abschaffen

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Geldautomaten werden abgebaut. Viele Geschäfte nehmen Zahlungen nur noch mit Karte entgegen. Und jetzt der nächste Schritt zur von vielen befürchteten Bargeldabschaffung: Deutsche Politiker wollen die ersten Münzen abschaffen.
Euro-Scheine und Münzen liegen auf einem Tisch

Euro-Scheine und Münzen liegen auf einem Tisch

In vielen Portemonnaies klirren sie zwar noch herum, doch genutzt werden sie kaum: 1- und 2-Cent-Münzen. Nun will ein Antrag aus der Hamburger SPD diesen Kleinstmünzen ein Ende setzen. Der SPD-Kreisverband Eimsbüttel fordert eine verpflichtende Rundungsregel für Zahlungen mit Bargeld: Käufe an der Kasse sollen künftig auf den nächsten 5-Cent-Betrag gerundet werden. Die kleinsten Münzen würden schrittweise aus dem Zahlungsverkehr genommen, neue Prägungen unterblieben. Ein entsprechender Antrag des Kreisverbands für den Parteitag der Hamburger SPD ist jetzt im Netz aufgetaucht.

Viele Länder haben die kleinsten Münzen schon abgeschafft

Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Antrag des SPD-Verbands folgt einer Entwicklung, die in anderen Ländern des Euroraums bereits Praxis ist. In Belgien, Irland oder Italien wird beim Bezahlen schon seit Jahren gerundet. Auch in der Schweiz und in Schweden sind kleinste Münzen längst Geschichte.

Besonders in Schweden zeigt sich, wohin die Reise gehen kann: Das Land hat seine 50-Öre-Münze bereits 2010 abgeschafft. Heute werden dort rund 95 Prozent aller Zahlungen digital abgewickelt. Bargeld spielt kaum noch eine Rolle. Doch auch in Schweden ist man sich der Abhängigkeit vom digitalen Geld und dem Internet inzwischen bewusst und schafft neue Alternativen. Genau diese Entwicklung bereitet hierzulande vielen Menschen Sorgen. Führt der Wegfall der Kupfermünzen auch in Deutschland in Richtung Bargeldabschaffung?

Die Initiatoren des SPD-Antrags betonen das Gegenteil. Es gehe nicht darum, Bargeld abzuschaffen, sondern es praxistauglicher zu machen. Denn die kleinen Münzen verursachen Kosten: Die Herstellung eines 1-Cent-Stücks kostet rund 1,65 Cent, argumentieren die Politiker. Allein in Deutschland summieren sich diese Mehrkosten jährlich auf zweistellige Millionenbeträge. Hinzu kommen Aufwand und Umweltbelastung für Transport, Lagerung und Sortierung.

Auch im Alltag seien 1- und 2-Cent-Münzen für viele eher lästig als hilfreich. Sie verschwinden in Gläsern, Schubladen oder auf dem Fenstersims. Im Handel werden sie zwar angenommen, aber immer seltener aktiv eingesetzt. „In Deutschland wird eine verpflichtende Rundungsregel für Barzahlungen aktuell durch das von der Bundesbank koordinierte Nationale Bargeldforum geprüft“, heißt es im Antrag.

Sorgt die Abschaffung für Preissteigerungen?

Doch es gibt auch Kritik. Verbraucherorganisationen warnen vor schleichenden Preissteigerungen. Wenn nur noch aufgerundet wird, könnten Überraschungskosten entstehen – vor allem für Menschen mit knappem Budget. Die SPD verweist darauf, dass elektronische Zahlungen weiterhin auf den Cent genau abgerechnet werden sollen. Nur Barzahlungen wären betroffen, und auch hier gelte: Die Rundung erfolgt erst auf die Gesamtsumme, nicht bei jedem einzelnen Artikel. Ein ähnliches Verfahren wird in Schweden seit Jahrzehnten angewendet – allerdings wird kaufmännisch gerundet.

Ob die Kleinstmünzen tatsächlich verschwinden, hängt nicht nur von der SPD ab. Für eine komplette Abschaffung ist eine EU-weite Lösung notwendig. Doch der Vorstoß könnte Bewegung in eine Debatte bringen. Für viele Menschen geht es dabei um mehr als nur ein paar Cent: Es geht um Vertrauen, Kontrolle und die Frage, wie wir in Zukunft bezahlen wollen.

1 Kommentar

  1. Karsten Frei
    Wenn jeden Tag über die Theke 1-2 Cent pro Brötchen an der Kasse vorbei "abgerundet" werden, wie lange wird es wohl dauern, biss der Finanzamt sich meldet ? Entweder sind die Preise abgerundet und ausgeschildert, so dass eine korrekte Abrechnung möglich ist, oder das Abrunden soll zu Gunsten der Verbraucher stattfinden. Ich habe kein Problem 45 Cent zu zahlen, wenn der Preis bei 49 Cent liegt. Letztendlich ist das Vorgehen ein Zeichen der Inflation. Nach 1 und 2 Centmünzen kommen 5 und 10, danach folgen 20 und 50 und irgendwann ist auch 1 € nichts wert.
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