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Wird an diesem Ort Pizza bestellt, droht ein Krieg

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Immer, wenn in Washington verdächtig viel Pizza ins Pentagon bestellt wird, liegt neben dem Geruch von zart schmelzendem Käse auch der bittere Geschmack einer geopolitischen Krise in der Luft. Was hat es mit dem Pentagon Pizza Index auf sich?
Eine große Pizza mit Peperoni, Pilzen und Basilikum ist über eine Stadtlandschaft und ein Logo des Pentagon Pizza Reports gelegt.

Wenn sich hier die Pizza-Bestellungen anhäufen, ist Vorsicht geboten!

Hin und wieder stolpert man über Geschichten, die zunächst zu wild klingen, als dass sie wirklich real sein könnten. Das gilt zum Beispiel, wenn in einer Story erklärt wird, dass ein Zusammenhang zwischen globalen Krisen und dem Ortbesteht, an dem man sich verstärkt Pizza bestellt.

Der Pentagon-Pizza-Index sagt Krisen und militärische Interventionen voraus

Liest man dann aber einen Artikel über den „Pentagon-Pizza-Index„, sieht man schnell ein: Ja, da ist tatsächlich was dran! Es ist in der Tat so, dass sich ein Anstieg der Pizza-Bestellungen mit Ziel Pentagon als verblüffend präziser Indikator für dramatische geopolitische Ereignisse entwickelt hat. Oder einfacher: Je mehr Pizza im Pentagon ankommt, desto wahrscheinlicher ist ein Krieg oder zumindest eine globale Krise. Glaubst du nicht? Dann folge auf X dem Account Pentagon Pizza Report und sieh selbst! 

Links sieht man, wie ruhig es üblicherweise bei Domino’s um die Zeit ist. Rechts ist der Peak, bevor Israel Iran angriff.

Was genau hat es damit auf sich? Der X-Account Pentagon Pizza Report trackt die Aktivitäten lokaler Pizzerien in der unmittelbaren Region. Er verzeichnete am 12. Juni einen drastischen Anstieg der Aktivitäten bei Google Maps. Es geht um gleich vier Pizzerien in der Nähe des Pentagons. Alle vier Pizzerien – „We, The Pizza“, „District Pizza Palace“, „Domino’s und Extreme Pizza“ – verzeichneten gegen 19 Uhr Ortszeit ein überdurchschnittlich hohes Bestellvolumen.

Präzise um 18:59 Uhr, so der Pentagon Pizza Report, gingen die Bestellungen bei allen vier Pizza-Buden nahe dem Pentagon wild durch die Decke. Nur wenige Stunden später wurde bekannt, dass Israel mit einem umfassenden Angriff auf Iran einen Krieg begonnen hatte.

Laut US-Regierung sind die USA selbst bislang nicht an den Attacken beteiligt. Aber die Idee, dass man sich im Pentagon am Freitagabend in ungewöhnlich großer Runde die Pizza schmecken ließ, lässt darauf schließen, dass Israel die USA-Geheimdienste vorab informierte. Bei X merkte derweil ein User an, dass diese Google-Maps-Analyse genauer ist als so mancher Geheimdienstreport.

Der Pizza-Index ist kein neues Phänomen

Der Leiter des Datenjournalismus bei The Economist, Alex Selby-Boothroyd, erklärt bei LinkedIn: „Der Pentagon-Pizza-Index ist seit den 1980er Jahren ein überraschend zuverlässiger Indikator für weltbewegende Ereignisse – von Staatsstreichen bis hin zu Kriegen. In der Nacht vom 1. August 1990 beispielsweise bestellte die CIA 21 Pizzen in einer einzigen Nacht. Kurz vor der irakischen Invasion in Kuwait (ein neuer Rekord).“

Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn CNN-Legende und einstiger Pentagon-Korrespondent Wolf Blitzer äußert, dass Journalisten „stets die Pizza im Auge behalten sollten“. Und tatsächlich gab es schon während des Kalten Krieges sowjetische Agenten, die augenscheinlich die Pizza-Lieferungen in Washington überwachten. Das Projekt erhielt den Codenamen „Pizzint“, kurz für Pizza Intelligence.

Das Pentagon selbst will davon übrigens nichts wissen und weist die Theorie strikt zurück. Es wird erklärt, es gäbe schließlich Pizza, aber auch Sushi, Donuts, Sandwiches und mehr in großer Auswahl direkt im Gebäude. Außerdem stimmte der genannte Zeitplan des Accounts Pentagon Pizza Report nicht unmittelbar mit den jüngsten Ereignissen überein. 

Es sollte vielleicht also besser niemand Geld darauf wetten, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Pizzalieferungen und geopolitischen Krisen gibt. Es ist ja bekannt, dass Dinge korrelieren können, ohne dass ein tatsächlicher kausaler Zusammenhang existieren muss. Aber bemerkenswert ist diese Korrelation allemal, oder?

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