Die Städte gehören den Menschen und nicht den Autos. Unter diesem Motto werden immer mehr Kommunen aktiv und verbannen Pkw aus zentralen Innenstadtlagen. So hatte kürzlich die Stadt Münster für Aufsehen gesorgt, als sie einen beliebten Parkplatz auf dem zentralen Domplatz schloss. In Hannover wollen die städtischen Verantwortlichen noch deutlich weiter gehen. Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagt: „Die Zeit der Experimente ist vorbei!“
Hannover will das Zentrum weitgehend autofrei machen
Er verfolgt das Ziel, die Innenstadt der niedersächsischen Landeshauptstadt in weiten Teilen vom individuellen Autoverkehr zu befreien. Dafür soll die Stadtverwaltung in den kommenden Jahren die meisten ebenerdigen Parkplätze auflösen. Autofahrer werden laut des jetzt neu vorgestellten Verkehrskonzepts direkt in die innerstädtischen Parkhäuser geleitet, die derzeit oft nur unzureichend ausgelastet seien. In Summe stehen dort 10.000 Stellplätze zur Verfügung.
Onay verfolgt nach eigenen Worten das Ziel, dass „kein Auto zu viel in der Stadt“ fahre und parke. Und der OB ergänzt: „Für diejenigen, die aufs Auto angewiesen sind, wird es zukünftig leichter, in die Stadt zu kommen, weil es weniger konkurrierenden Autoverkehr gibt – aber insgesamt wird die Zahl der Stellplätze nach und nach deutlich reduziert.“
Langsam an: Tempo 20 statt Tempo 50
Nicht nur das Parken wird im Zentrum von Hannover in Zukunft schwieriger, sondern auch das allgemeine Durchfahren der Innenstadt. Denn viele Straßen werden für den Autoverkehr komplett gesperrt. Dort sind dann nur noch Busse, in Ausnahmefällen Taxen und natürlich Fahrradfahrer willkommen. Selbst die beiden viel befahrenen Straßentunnel am Hannoveraner Hauptbahnhof sollen dauerhaft für den motorisierten Verkehr gesperrt werden, der Verkehrsknotenpunkt aber natürlich weiter mit dem Auto erreichbar bleiben. Wichtig auch: Tempo 50 wird in Hannovers Innenstadt kaum noch gelten. Eher sind Tempo 30 oder sogar nur Tempo 20 zulässig.
Gleichzeitig ist unter anderem geplant, die Anzahl der nutzbaren Behindertenparkplätze zu erhöhen und auch Lieferfahrzeugen weiter einen Zugang in die Stadt zu ermöglichen. Anwohnerinnen und Anwohner sollen zudem die Möglichkeit bekommen, ihre Grundstücke zu erreichen und ihr Auto darauf zu parken.
Hannover stellt Fußgänger in den Fokus
Im Mittelpunkt soll in Hannover künftig der Fußverkehr stehen. Mehr Platz zum Flanieren und Verweilen geschaffen werden. Zudem steht eine Stärkung des ÖPNV im Fokus. Denn weniger Autoverkehr bedeute auch weniger Staus und Wartezeiten für Busse und Bahnen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Fix sind die Pläne aber noch nicht. Sie müssen noch vom Rat der Stadt beschlossen werden. Klar ist aber, dass erste Umbaumaßnahmen schon Mitte kommenden Jahres starten sollen. Eine vollständige Umsetzung des ausgearbeiteten Konzepts ist für das Jahr 2030 geplant.