In Deutschland braucht man für vieles Geduld und für den Führerschein zusätzlich ein gut gefülltes Konto. Mindestens 2.000, eher aber 4.000 Euro sind fällig, wenn man hierzulande Autofahren lernen will. In Spanien? Oft 450 bis 1.200 Euro. In Polen? Bekommt man den Lappen schon für 600 Euro. Der deutsche Führerschein kostet also ungefähr so viel wie ein Urlaub auf den Kanaren, inklusive Mietwagen und 4-Sterne-Hotel. Dabei geht es nicht nur um andere Bedingungen. Es geht um ein System, das alles kann, außer günstig.
Deutscher Führerschein: Premiumprodukt mit Behördenbeilage
Deutschland liebt Regeln. Theorieunterricht? Pflicht. Sonderfahrten? Pflicht. Bürokratie? Aber bitte mit Stempel. Fahrschulen müssen moderne Autos haben, am besten frisch vom Händler, inklusive Assistenten, die dem Fahrer beim Einparken unter die Arme greifen. Fahrlehrer müssen eine Ausbildung durchlaufen, die fast klingt, als würde man Geheimagent werden. Einfach nur Autofahren? Mitnichten. Erwachsenenpädagogik, Lernpsychologie, Umwelttechnik, Fahrphysik und Verkehrsrecht müssen Fahrlehrer ebenso draufhaben. Und dann kostet sie die Ausbildung auch noch gut 7.000 Euro. Zudem wird nicht etwa von irgendwem geprüft, sondern vom TÜV oder der DEKRA. Monopol ist ein hässliches Wort, aber sagen wir mal: Die Auswahl ist überschaubar.
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Dann die Prüfungsgebühren beim Führerschein. Man könnte fast meinen, man zahlt Eintritt, um dem Prüfer beim Schweigen zuzusehen. Kostet die theoretische Prüfung in Deutschland 25 Euro, sind es in Polen nur 6 Euro. Bei der praktischen sind es hierzulande knapp 130 Euro, während man im Nachbarland 45 Euro zahlt. Durchfallen? Kein Problem – einfach nochmal zahlen. Das Problem: Fast die Hälfte fällt beim ersten Mal durch. Hinzu kommt: Deutschland nimmt Verkehrssicherheit sehr ernst. Vielleicht etwas zu ernst, wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier immer noch ohne Blinker abbiegen, als wäre das Privatsache.
Billig-Lappen einfach im Ausland machen?
Und anderswo? In Spanien und Polen ist die Bürokratie großzügiger, die Pflichtstunden weniger dogmatisch, und man darf teilweise sogar privat üben, ohne dass sofort ein Behördenmensch aus dem Gebüsch springt. Kostet eine Fahrstunde in Deutschland zwischen 55 und 77 Euro, sind es in Polen nur 15 bis 30 Euro, in Spanien 25 Euro. Die Ausbildung ist dort aber nicht schlechter, nur pragmatischer. Weniger Pflicht, weniger Prestige, weniger Prüfungsdramaturgie. Und natürlich niedrigere Löhne und Betriebskosten. Beispiel: Ein Fahrlehrer in Deutschland verdient durchschnittlich 42.300 Euro pro Jahr. In Spanien sind es hingegen – laut Tarifvertrag – nur 16.650 Euro. Zudem gibt es weniger Verwaltung. Am Ende bedeutet das: Der Führerschein ist deutlich günstiger.
Was verlockend klingt: Kurz nach Warschau, zwei Wochen Gas geben, Führerschein fertig. Geht aber nicht. Die EU hat das sogenannte Wohnsitzprinzip. Übersetzt heißt das: Wo du gemeldet bist, da lernst du fahren. Wer also in Berlin wohnt, aber plötzlich mit spanischem Führerschein zurückkommt, ohne je in Barcelona eine Wohnung gehabt zu haben, bekommt Besuch von der Bürokratie. Und die fragt nicht nett. Führerschein-Tourismus war mal beliebt. Heute existiert er nicht mehr. Selbst in der Nachbarstadt, in der der Lappen eventuell ein paar hundert Euro günstiger wäre, ist es nicht erlaubt.
