Was passiert eigentlich mit unseren Kindern, wenn wir ihnen ohne Anleitung das Tor zur Social-Media-Welt öffnen? In der EU macht sich gerade Griechenland stark für eine Begrenzung der Bildschirmzeit junger Nutzer:innen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reicht das aber nicht. Er zieht ein Gesetz in Erwägung, das Jugendlichen unter 15 den Zugang zu Plattformen wie TikTok und Instagram komplett verwehren würde – ein knallhartes Social-Media-Verbot, wie es in Australien bereits existiert.
Droht europäischen Teenagern bald der TikTok-Bann?
Während der Amoklauf in Graz viele Schlagzeilen bestimmte, blieb ein anderer, ebenfalls erschütternder Fall aus Frankreich fast unbeachtet: In einem Pariser Vorort verletzte ein 14-Jähriger am 10. Juni eine Schulmitarbeiterin mit einem Messer tödlich. Seitdem steht die Politik in Paris unter Zugzwang. Premierminister Francois Bayrou kündigte an, den Messerverkauf an Minderjährige schnellstmöglich einschränken zu wollen.
Dem stimmte Macron zu und kündigte dann schließlich auf X (ehemals Twitter) eine weitere Maßnahme an: „Ich bin für ein Verbot von sozialen Netzwerken für Kinder unter 15 Jahren. Die Plattformen haben die Möglichkeit, das Alter zu überprüfen. Nutzen wir diese Möglichkeit.“
Macron will eine EU-weite Lösung, ist aber auch bereit, in Frankreich allein vorzupreschen, sollte sich in Sachen Social-Media-Verbot auf europäischer Ebene zu wenig bewegen. Sein Vorstoß steht in einer Reihe mit einem neuen Gesetz, das Webseiten mit pornografischen Inhalten dazu verpflichtet, sichere Altersverifikationssysteme einzuführen. Die Folge: Große Plattformen wie YouPorn oder Pornhub – betrieben vom Konzern Aylo – haben ihren Dienst in Frankreich vorerst eingestellt.
Und was bedeutet das für Jugendliche in Deutschland?
Hierzulande ist man längst nicht so weit wie in Frankreich und weit weg von einem TikTok-Bann. Aber zumindest aus Nordrhein-Westfalen kommen erste Signale. Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigt sich offen für eine Debatte über Social-Media-Grenzen für Minderjährige. Im Deutschlandfunk sagte er, es gäbe zwar gute Gründe, den freien Zugang zum Netz zu schützen – gleichzeitig müsse man aber auch darüber sprechen, ob und wie man ihn einschränken sollte.
Tatsächlich deckt sich das mit aktuellen Zahlen: Der neue Verfassungsschutzbericht warnt vor wachsender Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. Reul betont, dass extremistische Gruppen – egal ob rechts oder islamistisch – es viel zu leicht hätten, junge Menschen online für sich zu gewinnen. Konkrete Maßnahmen zur Prävention fehlen bislang, aber immerhin: Der NRW-Innenminister scheint entschlossen, die Diskussion überhaupt zu führen.