Was heute nach Alltagsfolklore klingt, war einmal ein ernst gemeintes politisches Projekt. Vor rund fünf Jahren beschloss der Gesetzgeber, dass bei jedem Einkauf mit elektronischer Kasse ein Beleg ausgehändigt werden muss – ungefragt. Vertrauen war gestern, Kontrolle das neue Leitmotiv. Der Staat wollte sicherstellen, dass Umsätze nicht mehr so leicht am Fiskus vorbeirauschen. Egal ob für einen Wocheneinkauf, ein Brötchen oder einen Kaugummi: Wer jeden Verkauf dokumentiert, so die Hoffnung, macht Schwarzgeld unattraktiver.
Lästige Pflicht an der Kasse geht zu Ende
Das Ergebnis liegt seitdem millionenfach zerknüllt in Jackentaschen, Mülleimern und auf Supermarktparkplätzen. Kleine Betriebe klagen über Aufwand und Kosten, Umweltschützer über Papierberge, Kunden über Zettel, die sie nie gebraucht haben. Der große steuerpolitische Durchbruch? Eher schwer nachzuweisen.
Und nun die Wendung: Die Bundesregierung plant, die Pflicht wieder zu streichen. Schon im kommenden Jahr, 2026 also, könnte sie Geschichte sein. Weniger Bürokratie, weniger Müll, weniger absurde Alltagssituationen lautet die Begründung. Noch ist aber nichts beschlossen, bisher steht das Vorhaben nur im Koalitionsvertrag. Aber die Richtung ist klar: Der Staat will die Bonpflicht an der Kasse wieder abschaffen. Und dann muss der Verkäufer in der Bäckerei keinen Kassenbon mehr mit Tesafilm an die Brötchentüte kleben.
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Was trotzdem bleiben soll
Ganz nebenbei hatte die Bonpflicht noch einen technischen Bruder im Geiste: die sogenannte technische Sicherheitseinrichtung, kurz TSE. Sie steckt seit 2020 in vielen Kassen und speichert jeden Vorgang manipulationssicher. Steuerfahnder mochten das, Gewerkschaften auch. Kritiker hielten dagegen, dass Kontrolle längst digital möglich sei. Auch ganz ohne Papierauswurf. In der Debatte um das Aus der Bonpflicht taucht deshalb ein alter Gedanke wieder auf: Belege nur noch auf Wunsch, gern auch digital. Per QR-Code, App oder Mail. Der Bon würde dann nicht verschwinden, sondern erwachsen werden.
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Ganz ohne Kontrolle geht es am Ende also doch nicht. Kassen müssen weiterhin manipulationssicher sein, digitale Lösungen sollen bleiben. Aber: Nicht jede Pflicht, die Ordnung schaffen soll, schafft auch Ordnung. Manchmal produziert sie nur Müll. Und manchmal braucht es fünf Jahre, um das zu merken.
