Die Wiederbelebung des Netbooks? Asus ExpertBook B3 im Test

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Ein kompaktes Display mit einem ARM-Prozessor dahinter und Windows als Betriebssystem. Das Asus ExpertBook B3 zielt auf Preisbewusste. Doch kann das Tablet im Notebook-Pelz auch im Alltag überzeugen? Wir haben den Test gemacht.
ASUS Expertbook B3

Netbook-Konzept aufs Tablet übertragen?

Designfragen standen bei der Entwicklung des ExpertBook B3 offenkundig nicht im Vordergrund. Die Rückseite ist in dunklem blau lackiert und ebenso wie der Rahmen aus Aluminium gefertigt. Das ist nicht gerade einfallsreich, wirkt aber wertig, auch wenn die Höhe von neun Millimetern schon recht üppig geraten ist. Der darauf aufsetzende Kunststoffrahmen aus glänzendem Plaste trübt diesen Eindruck jedoch.

Der mehr als ein Zentimeter breite Rand ums Display erinnert an vergangene Zeiten. Das Tablet mit nicht gerade kompakten Ausmaßen von 26 x 17,2 cm wirkt wie eine Reminiszenz an die einstigen Netbooks, jene frühe Generation kompakter Günstig-Notebooks, die vermutlich nur noch älteren Lesern und Leserinnen ein Begriff sind. Immerhin ist das Gewicht mit 590 Gramm niedrig genug, dass Arme und Hände auch bei längerer Nutzung nicht ermüden.

ASUS Expertbook B3

Nicht für Sonnenanbeter

Das Display des ExpertBook B3 ist mit einer Diagonale von 10,5 Zoll unter den Windows-Tablets eine eher kleine Nummer – die einen Vorteil bietet: Die Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln ist hoch, dass auch feine Details noch scharf dargestellt werden. Dank eines Seitenverhältnisses von 16:10 wird die Höhe der zur Verfügung stehenden Arbeitsfläche aufgewertet. Allerdings solltest du dich von dem Gedanken verabschieden, auf der sommerlich sonnig beschienenen Terrasse zu werkeln – das Display bleibt auch voll aufgedreht recht dunkel.

Qualcomms Snapdragon 7c mit Problemen unter Windows

Um Windows 11 als Betriebssystem nutzen zu können, musste im Vergleich zur Chromebook-Variante ein anderer Prozessor her, denn nicht jedes ARM-SoC ist Windows-tauglich. Daher wird auf Qualcomms Snapdragon 7c Gen 2 zurückgegriffen. Das Mittelklasse-SoC wird aus acht Kernen zusammengesetzt – zwei davon basieren auf ARMs Cortex-A76-Architektur und sind mit 2,55 GHz getaktet, daneben wird auf den A55-Bauplan und einen Takt von 1,96 GHz gesetzt. Für Windows-Verhältnisse sind die Leistungen allerdings spärlich. Im Einzelkern-Modus wird im Geekbench eine Geschwindigkeit erreicht, die einem Drittel der eines Intel Core i5-1240P entspricht, werden alle Kerne genutzt, kommt das SoC sogar nur auf ein Viertel der Leistung. Auch die Adreno-618-GPU ist kein Ausbund an Leistungsfähigkeit.

Das bekommst du auch im Alltag zu spüren. Im Vergleich zu Googles Chrome OS benötigt das Microsoft-Betriebssystem für einen vollends flüssigen Genuss mehr Power. Das zeigt sich exemplarisch bei dem Rennspiel Asphalt 9: Legends, das bei einem technisch vergleichbar ausgestatteten Chromebook keinerlei Problem bekommt, bei diesem ExpertBook jedoch zu einer einzigen Ruckelorgie verkommt. Dementsprechend wirkt das Tablet in Betrieb träge. Immerhin setzt Asus im Testgerät auf einen 8 GB großen Arbeitsspeicher, der noch schlimmeres verhindert.

ASUS Expertbook B3

Kleines eMMC-Modul

Das ExpertBook B3 ist im Einsteigerbereich angesiedelt. Das verdeutlicht nicht nur die Leistung des Prozessors, sondern auch der Datenspeicher. Mit 128 GB ist das eMMC-Modul nicht gerade groß. Auf die Möglichkeit einer Speichererweiterung verzichtet Asus. Hinzukommt die recht niedrigen Transferraten, die die aufgelötete Speicherkarte zu leisten vermag: Beim Lesen werden Daten mit weniger als 280 MB/s übertragen, beim Schreiben sind es nicht mal 250 MB/s.

Schwache Leistung = lange Laufzeit

Asus gibt die Kapazität des Akkus mit 38 Wh an. Das ist für ein Tablet dieser Größenordnung nicht schlecht, was sich auch in der Praxis zeigt. Wird lediglich der Browser genutzt, schmelzen die Akkureserven in einer Stunde um 11 Prozent. Ausdauernd zeigt sich das ExpertBook darüber hinaus, wenn hohe Leistungen abgerufen werden. Wenn du dich eine Stunde lang über die Aspalt-9-Rennstrecken ruckelst, bleiben dir noch stolze 83 Prozent mitgeführten Reserven.

ASUS Expertbook B3

Asus ExpertBook B3 Detachable: Alles dabei

Aufgrund der nicht übermäßig schnellen Arbeitsgeschwindigkeit wirken die Eingaben am Display schon grundsätzlich etwas träge. Am Bildschirm respektive der berührungsempfindlichen Schicht liegt das jedoch nicht. Sie funktioniert grundsätzlich gut.

Die Tastatur kann dank eines Magnets mit einem leichten Anstellwinkel am Tablet fixiert werden. Allerdings ist sie recht schlank gestaltet und federt dementsprechend stark nach, sodass es angenehmer sein kann, sie flach auf der Unterlage zu belassen. Die Tasten sind mit einer Breite von 1,5 cm recht klein gehalten, sie bieten aber dank eines spürbaren Tastenhubs einen angenehmen Anschlag und ein gutes Schreibgefühl. Aufgrund der Bauform ist auch das Touchpad mit 9,7 x 5 cm kein Gigant. Es ist reaktionsfreudig, könnte aber etwas präziser sein.

Der Stift passt mit seiner schlanken Form ins Gehäuse, liegt damit aber nicht so gut in der Hand wie die dickeren Modelle vieler Konkurrenten. Echte Künstler würden sich zudem ein Display wünschen, das unterschiedliche Druckstufen feinfühliger erkennen würde.

ASUS ExpertBook B3 Kamera

Asus ExpertBook B3: Frontkamera macht die besseren Bilder

Bei Tablets ist eine Kamera auf der Rückseite quasi obligatorisch. Beim Expertbook B3 hätte sich aber auch wegbleiben können, denn die Qualität der Aufnahmen ist mies. Der 13-MP-Sensor hat Schwierigkeiten mit der Schärfe, zudem werden die Aufnahmen zu dunkel. Bei Videos hat das Mikrofon überdies Schwierigkeiten damit, einen brauchbaren Ton aufzuzeichnen. Wenn du Wert auf die Bildqualität legst, solltest du gleich die Frontkamera nutzen.

Fazit

Das Expertbook B3 ist für Minimalisten, die wenig Geld für ein Tablet ausgeben wollen, aber Wert auf Microsofts Windows-Betriebssystem und ein großes Ausstattungspaket legen. Denn Stand-Cover, Stift und Tastatur gehören zum Lieferumfang. Doch schon der äußerliche Eindruck haut nicht gerade aus den Socken. Ebenso wenig kann die Hardware-Leistung begeistern. Der Qualcomm Snapdragon 7c (Gen 2) hat bereits in anderen Windows-Systemen gezeigt, dass er mit dem Betriebssystem eigentlich überfordert ist, und das ist in diesem Fall nicht anders. Mehr als einfache Arbeiten sind im Prinzip nicht drin. Damit stellt sich einmal mehr die Frage, inwieweit eine Windows-Installation auf einer solchen Plattform Sinn ergibt, vor allem wenn du den UVP im Auge behältst: Das Tablet soll 649 Euro kosten. Schnäppchenjägern sei ein Blick auf das Huawei Matebook E (2022) ans Herz gelegt, das in der kleinen, aber immer noch schnelleren Konfiguration teils schon ab 470 Euro zu finden ist.

Pro

  • Stand-Cover, Stift und Tastatur Teil des Gesamtpakets
  • Gute Akku-Laufzeit

Contra

  • Schlichtes Design, mäßig verarbeitet
  • Prozessor dem Betriebssystem nicht gewachsen
  • Teuer

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