OnePlus Nord im Test: Wie gut ist das 400-Euro-Smartphone?

9 Minuten
OnePlus hat ein Mittelklasse-Smartphone-Pärchen vorgestellt, das es in sich hat. Das OnePlus Nord kommt in zwei Versionen und bedient dabei zweierlei Klientel. Doch was kann es und welches sollte man kaufen? Der Test des OnePlus Nord zeigt es.
DuckDuck Go auf OnePlus Nord
DuckDuck Go auf OnePlus NordBildquelle:

OnePlus hat mit dem Nord seinen zweiten Ausflug in die Mittelklasse gewagt. Doch waren es beim ersten Mittelklassemodell OnePlus X noch 3 GB RAM, ein Snapdragon der 8XX-Serie und ein Einstiegspreis von knapp 270 Euro, haben sich die Eckdaten und Schwerpunkte mittlerweile kräftig verschoben. Wohin, siehst du im OnePlus Nord Test.

Die Highlights des Nord

Die Highlights des OnePlus Nord sind in der Vorstellung des Nord schon angesprochen worden, dennoch sind sie hier kurz und knapp zusammengefasst: Das OnePlus Nord besitzt ein 5G-Modul, ein 90-Hz-Display und 8/128 GB Speicherkapazität. Und das bei unter 400 Euro. Dabei sind die insgesamt sechs Kameras, der Fingerabdrucksensor im Display und Warp-Charge 30T mit 30 Watt Ladeleistung noch nicht berücksichtigt. Doch Schluss mit den Vorschusslorbeeren. Denn, was nützen die schönsten Zahlen auf dem Papier, wenn das Handy im Alltag nichts taugt? Genau deshalb habe ich es einige Zeit ausprobiert und zu meinem Begleiter gemacht.

In der Box des OnePlus Nord wird typisch für den chinesischen Hersteller ein riesiges Schnellladegerät, ein USB-Typ-C-Kabel und eine Silikonhülle mitgeliefert. Kopfhörer gibt es derweil nicht. Das ist etwas unverständlich, da OnePlus auch günstige USB-Typ-C-Kopfhörer im Angebot hat. Hier will man wohl die kabellosen Kopfhörer pushen. Schade für OnePlus, dass die Bullets Wireless 2 sowie die noch neueren und auch teureren OnePlus Buds zum Marktstart des Nord Anfang August ausverkauft sind.

Software Android 10
Prozessor Qualcomm Snapdragon 765G 5G
Display 6,44 Zoll, 1.080 x 2.400 Pixel
Arbeitsspeicher 12 GB, 8 GB
interner Speicher 256 GB, 128 GB
Hauptkamera 8000x6000 (48,0 Megapixel)
Akku 4.115 mAh
induktives Laden
USB-Port 2.0 Typ C
IP-Zertifizierung
Gewicht 184 g
Farbe Blau, Grau, Schwarz
Einführungspreis Nord (8/128 GB): 399 €
Marktstart August 2020

Die Hardware-Wertung des OnePlus Nord im Test

Um es kurz zu machen: Die technische Ausstattung ist auf dem Papier mehr als solide. Will man in der Mittelklasse die von uns vergebenen 4 von 5 Sternen einfahren, muss man als Hersteller schon die wichtigen Schrauben drehen. Doch es gibt trotzdem einige Hardware-Abwertungen. So gibt es schon fast traditionell keine Speichererweiterung und mittlerweile auch keinen Klinkenstecker mehr. Doch auch der Verzicht auf einen kompletten Wasser– und Staubschutz zwackt ein paar Prozent ab.

Die Hardware-Wertung im einzelnen:

  • Gehäuse: 3,5 von 5 Sternen
  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 3 / 3,5 von 5 Sternen (je nach Speicherausstattung)
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 4,5 von 5 Sternen
  • Akku: 4 von 5 Sternen

Gesamtwertung Hardware: 4 von 5 Sternen (unabhängig der Speicherversion)

OnePlus Nord im Praxistest

Im Praxistest zählen weniger die reinen technischen Daten, sondern das Gefühl und die Erfahrungen. Und hier wirbt OnePlus mit Worten wie „smooth“ und „flüssig“. Doch starten wir erstmal mit einer Betrachtung des Äußeren. Beim OnePlus Nord verzichten die Chinesen auf ein gekrümmtes Display und auch auf ein ausladendes Panel wie bei den Pro-Modellen. Damit ist es das kompakteste OnePlus im derzeitigen Portfolio, obwohl das OnePlus Nord nicht viel größer ist als das OnePlus 8. Das kostet allerdings schon das doppelte als die kleine Speicherversion des OnePlus Nord.

Gehäuse: Nicht kompakt genug

Ein Leichtgewicht ist das Nord trotzdem nicht. Und damit kommen wir zu einem kleinen Kritikpunkt beim OnePlus Nord. Ich hatte mir ein kompaktes OnePlus-Handy gewünscht. Doch so richtig klein und handlich ist es nicht geworden. Auch wegen des 6,44 Zoll großen Displays und des spürbar hohen Gewichts von 184 Gramm. Das Gewicht erklärt sich auch durch das verbaute Gorilla Glass 5 vorne und hinten. Der Rahmen besteht dagegen aus Plastik. Das sieht man ihm aber nicht an. Er glänzt und ist in der Farbe der Rückseite gehalten. Das Heck ist leider nicht mit der seidenmatten Oberfläche des Topmodells ausgestattet. Es steht eine glänzende Rückseite parat, die dadurch so schnell Fingerabdrücke sammelt wie Lewandowski Tore in der Bundesliga.

Die Optik ist insgesamt unspektakulär. Der typische Schiebeschalter auf der rechten Seite ist etwas größer geraten als bei den aktuellen Modellen. Er und die Doppelkamera sind die einzigen echten Akzente. Der Rest des Handys ist guter Standard. Die Verarbeitung und die Handhabung sowie die Erreichbarkeit des Schalters und der Tasten sind ebenfalls typisch für den aktuellen Markt. Mich stört, wie beim OnePlus 8 Pro, die Lautstärkenwippe: Sie ist gut erreichbar, jedoch nicht sonderlich toll bedienbar. Das liegt daran, dass es nicht immer klar ist, ob man auf die Lauter- oder Leiser-Seite drückt. Ein klarer Druckpunkt und ein deutlicherer Unterschied zwischen Außen und Innen der Wippe wäre toll.

Vergleich OnePlus Nord und 8 Pro
Vergleich OnePlus Nord und 8 Pro

Beim alltäglichen Hantieren kommt es mir immer wieder in den Sinn: Warum nicht noch etwas kompakter? Am Äußeren und der Bedienung ist objektiv nichts auszusetzen. Mit einem kleineren Modell hätte OnePlus aber ein weiteres Alleinstellungsmerkmal und wohl einen Markt bedient, den sonst nur noch Apple mit dem SE und Google mit dem brandneuen Pixel 4a bedient.

Software und Leistung des OnePlus Nord im Test

Beim Einrichten des OnePlus Nord fällt ein Detail auf: Neben den Standards der Biometrischen Abfragen nach Fingern und Gesicht wird auch die Standard-Suchmaschine abgefragt. DuckDuck Go und Co. werden dann automatisch als vorgezogene Alternative zu Google installiert und in das Such-Widget auf der ersten Seite dargestellt. Ansonsten steht das OnePlus Nord danach mit dem schlanken OxygenOS in der Version 10.5 auf Android-10-Basis zum Anpassen bereit.

Dabei kann hier OnePlus seine Ankündigung erfüllen. Die Software läuft zumeist wie geschmiert. Der Startbildschirm braucht etwas länger, um alle Apps nach beispielsweise einem Neustart darzustellen. Hier bewegen wir uns aber auf einem guten Niveau, Snapdragon 765G sei Dank. Auch Ruckler oder Aussetzer kennt das OnePlus Nord nicht. Erfreulich bei der Software-Vorinstallation. Es gibt außer Netflix keine vorinstallierte Software, die Kosten verursachen könnte.

Front des OnePlus Nord
Front des OnePlus Nord

Apropos geschmiert: Das 90-Hz-Display in AMOLED-Bauweise leistet seinen Teil zum flüssigen Gefühl beim Bedienen des OnePlus Nord. Vom kritisierten Grünstich auf Nord-Modellen ist bei unserem Testgerät nichts zu sehen. Hält man es in absoluter Schieflage vor das Auge, sind Farbschlieren zu sehen, jedoch liegen sie voll in der Toleranz und sind im Alltag nie sichtbar. Mit den 408 ppi, die das Nord mitbringt sind dazu auch keinerlei Treppchen oder verwaschene Texte zu erkennen. Somit gibt es beim Display keine echte Kritik.

Die Kamera: 6 Kameras – aber warum?

Die Kamerasektion war lange Zeit nicht gerade das Steckenpferd von OnePlus. Mit dem OnePlus 8 Pro brachte man aber solide Oberklasse auf den Markt. Mit dem OnePlus Nord ist es ähnlich: Sehr solide Mittelklasse lautet das Motto. Der Marketing-Gag mit ganzen Sechs Kameras ist aber schon alt und zieht nur noch bei wenig informierten Nutzern. Denn die beiden Zusatzkameras mit 2 und 5 Megapixel für Makro beziehungsweise Tiefeninformationen auf der Rückseite kann sich OnePlus eigentlich sparen. Sony konnte Tiefeninformationen schon vor Jahren aus einem einzelnen Sensor herausrechnen. Auch die Makro-Funktionalität lässt sich bei Smartphones mit einer Telebrennweite ebenfalls eleganter lösen. Da kommt die kleine Krux: Auf genau die verzichtet OnePlus. Trotzdem werden drei Brennweiten in der App angezeigt. Die Telebrennweite ist also ein Produkt der Software. Hier wäre mir persönlich eine Telebrennweite lieber gewesen als zwei quasi funktionslose Nebenkameras.

Auf der Front gibt es bezüglich der Kamera-Anzahl keine Kritik. Die Ultraweitwinkelkamera macht hier einen guten Job und bringt mehr Menschen aufs Bild. Wie von OnePlus versprochen, werden hier sogar die oft hässlich gekrümmten Linien sehr gut herausgerechnet. Damit fällt der Fish-Eye-Charakter zwar auf, stört aber nicht. Das klappt auch mit der rückseitigen Weitwinkelkamera gut. Hier hat OnePlus an den richtigen Software-Schrauben gedreht.

Die Kameras im Überblick:

  • Hauptsensor: Sony IMX586, 48 Megapixel (12 Megapixel durch Pixel-Binning), OIS & EIS, f/1.75
  • Ultraweitwinkel: 8 Megapixel, f/2.25
  • Macro: 2 Megapixel, f/2.4
  • Tiefe: 5 Megapixel, f/2.4
  • Hauptsensor Front: Sony IMX616, 32 Megapixel (8 Megapixel durch Pixel-Binning, EIS, Fixfokus, f/2.45
  • Weitwinkel Front: 8 Megapixel, f/2.45

Für Videografen noch interessant ist vor allem die 4K-Fähigkeit. Die Hauptkamera kann jedoch keine verlangsamten Videos mit der hohen Auflösung. Für sie stehen lediglich 30 fps zur Verfügung. Wer Slow-Motion will, kann mit einer Auflösung von 1080p bis zu 240 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Schon fast paradox: Die Frontkamera kann 4K in der doppelten Bildwiederholrate. Wenn du dich also langsam und hochauflösend im Video präsentieren willst, ist das Nord eine gute Wahl. Und wenn die Bilder besonders schnell in die sozialen Medien verfrachtet werden sollen, bietet OnePlus eine Einbindung direkt aus der App heraus an:

Soziale Medien in der OnePlus Kamera-App
Soziale Medien in der OnePlus Kamera-App

Der Akku – Schnell voll und langsam leer

Der Akku des OnePlus Nord ist mit 4.115 mAh kein Kapazitätsmonster. Im GFX-Benchmark-Test zeigt sich die wiederaufladbare Batterie jedoch als solide. Mit den Werten der geschätzten Laufzeit schleicht es sich sogar in die Top-20-Liste und ist dabei bei den erstellten Frames flott unterwegs. Gespart wird also nicht an der Leistung. Das gilt auch für das Laden. 30 Watt Leistung sind in der Mittelklasse immer noch ein Wort und auch die Oberklasse unterstützt noch nicht in der Masse eine derartig schnelle Geschwindigkeit.

OnePlus Nord im Test – Das Fazit

Das OnePlus Nord ist ein hervorragendes Smartphone im Bereich der Handys unter 400 Euro. Denn das kostet die kleine Speichervariante, die dem Normalnutzer auch ohne Speichererweiterung reichen wird. Die größere Speichervariante mit 12 GB RAM und 256 GB Hauptspeicher kostet dagegen knapp 500 Euro und spielt somit in der Liga der Vorjahres-Flaggschiffe. Hier ist die Luft dünner und es gibt bessere Alternativen. Wenn du also ein Smartphone für unter 400 Euro suchst, das einen tollen Software-Support und fast keine Schwächen hat, dann greif beim OnePlus Nord zu. Wenn du mehr Geld ausgeben willst, empfehlen wir eher den Blick in die Liste der besten Handys unter 500 Euro. Dort finden sich noch bessere Smartphones unter anderem auch mit IP68-Zertifizierung oder auch Telebrennweiten.

OnePlus Nord im Test, TestsiegelTops des OnePlus Nord

  • tolles Display
  • solider Akku
  • übersichtliche Software
  • tolle Selfie-Kamera
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis

Flops des OnePlus Nord

  • keine IP-Zertifizierung
  • keine Speichererweiterung
  • wabbelige Lautstärkenwippe

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