Kostenfalle TV: So prüfst du den Stromverbrauch deines Fernsehers

8 Minuten
Es könnte so einfach sein – die Verbrauchsangaben stehen am Fernsehgerät. Aber wie genau lässt sich mit dieser Watt-Angabe bestimmen, wie viel Strom der eigene Fernseher wirklich verbraucht? Wie du deine Stromkosten berechnest und welche Online-Rechner sich bequem anbieten, verraten wir dir hier.
Stromkosten am Fernseher
Stromkosten am FernseherBildquelle:

Das Heimtückische an Stromkosten ist, dass sie nur einmal jährlich in Form von Abrechnungen an den Verbraucher gesandt werden. So weiß zwar jeder Anwender, wie viel er in einem Monat an Abschlagszahlungen zahlt. Doch die Endsumme, die am Ende eines Energiejahres auf ihn zukommt, bleibt oftmals ungewiss. Damit es keine böse Überraschung in der Abrechnung gibt, empfiehlt es sich nicht nur auf möglichst energiesparsame Geräte zu setzen, sondern auch möglichst genau zu wissen, wie viel Strom durch was verbraucht wird.

Stromverbrauch des Fernsehers möglichst genau ermitteln

Entscheidend für den Stromverbrauch eines Fernsehers sind im Wesentlichen drei Faktoren. Zum einen der Verbrauch des Gerätes im normalen Betrieb, der Verbrauch im Stand-by-Betrieb sowie die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer. Der Verbrauch des Gerätes im normalen Betrieb wird vom Hersteller angegeben und kann somit leicht ermittelt werden. Viele Hersteller geben in ihrer Produktübersicht ebenso an, wie viel Strom das Gerät im Stand-by-Modus verbraucht. Mittlerweile lohnt es sich bei neuen Fernsehgeräten auch nicht mehr zwingend, den Stand-by-Modus auszuschalten. Der Verbrauch ist so viel geringer als vor zwanzig Jahren, dass es sich kaum noch auf der Rechnung bemerkbar macht. Wer dennoch an dieser Stelle sparen möchte, sollte bei OLED-TVs allerdings darauf achten, dass den Geräten genügend Stand-by-Zeit für ihre Bildschirmpflege zur Verfügung steht.

Ermittlung der durchschnittlichen täglichen Nutzungsdauer

Der Knackpunkt in dieser Rechnung ist die Schätzung der täglichen Nutzungsdauer. Schätzungen sind erfahrungsgemäß ungenau, da die Nutzung von Technik auch vielen Schwankungen unterlegen ist. Um ein einigermaßen realistisches Bild zu bekommen, empfiehlt sich daher die Selbstkontrolle. Innerhalb einer Probewoche soll der Fernseher so genutzt werden, wie man es üblich tut. Wichtig ist, dass man hierbei nicht anfängt, den Fernseher häufiger auszuschalten, damit keine Verfälschung des Ergebnisses vorliegt. Anstatt das Gerät jedoch nur zu nutzen, notiert man sich, wann man mit der Nutzung begonnen und wann man diese beendet hat.

Am Ende der Woche rechnet man die wöchentliche Nutzungsdauer zusammen und teilt sie durch die Anzahl der Tage, um einen durchschnittlichen Tageswert zu ermitteln. Wer diesen Wert noch genauer schätzen will, kann dafür mehr als eine Woche Zeit aufwenden. Da gerade die Unterschiede von der Freizeit zu Arbeitstagen groß ausfallen dürften, sollte man auf keinen Fall weniger als eine Woche als Maßstab nehmen. Wochen, die aus dem üblichen Rhythmus herausfallen, zum Beispiel, weil sie übermäßig viele oder unverhältnismäßig wenige Arbeitstage enthalten, eignen sich für diesen Testlauf nicht.

Stromkosten für die Fernsehnutzung berechnen

Im Idealfall sollte man, wie bereits erwähnt, nun drei Werte ermittelt haben: Stand-by-Verbrauch, die durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag und der normale Verbrauch im Einsatz des Fernsehers. Wer den Stand-by-Verbrauch seines Gerätes nicht ermitteln konnte, kann an dieser Stelle mit einer Schätzung von circa 0,5 Watt pro Stunde arbeiten. Gehen wir für das Rechenbeispiel davon aus, dass der Fernseher täglich im Durchschnitt 5 Stunden genutzt wird. Zudem legen wir einen Verbrauch von 90 Watt pro Stunde für die Nutzung fest.

Jetzt kommt der erste Rechenschritt. Wir ermitteln sowohl für die Stand-by-Dauer als auch die Nutzungsdauer den täglichen Verbrauch. Dazu rechnen wir den Wattverbrauch mal die Anzahl der Stunden und teilen das Ergebnis durch Tausend. Wieso durch Tausend? Das liegt daran, dass man Strompreise man in sogenannten kWh berechnet und 1 kWh 1.000 Wh entspricht. Wir reduzieren unsere Zahlen also nicht nur um ein paar Nullen, damit wir leichter damit weiterrechnen können, sondern bringen sie gleich auf den Wert, mit dem wir später mit dem Stromkostenpreis arbeiten können.

Beispielrechnung für Stromkosten

Für dieses Beispiel sähe die Rechnung also wie folgt aus:

  • 90 Watt x 5h ÷ 1.000 = 0,45 kWh
  • 0,5 Watt x 19h ÷ 1.000= 0,0095 kWh

Nun wissen wir, wie viel im Gebrauch und in der Stand-by-Nutzung täglich verbraucht wird und rechnen das für den vollständigen Tag (24h) zusammen.

  • 0,45 kWh + 0,095 kWh = 0,4595 kWh.

Diesen täglichen Verbrauch von 0,4595 kWh rechnen wir mit 365 Tagen auf ein gesamtes Jahr hoch. Wer weiß, dass er einen längeren Urlaub unternimmt und somit an einigen Tagen nicht das heimische Fernsehgerät nutzt, kann diese Tage gerne von den 365 abziehen, um ein genaueres Ergebnis zu erhalten.

  • 0,4595 kWh x 365 = 167,7175 kWh

Jetzt kommt der spannendste Teil. Der Verbrauch für das Jahr ist ermittelt und der Strompreis pro kWh muss herangezogen werden. Im Idealfall nimmt man dafür den Strompreis des eigenen Anbieters, der genau im Versorgungsvertrag angegeben sein muss. Alternativ kann man jedoch auch mit Schätzungen arbeiten. In unserem Fall legen wir nun geschätzt 0,30 Euro pro kWh für ein vereinfachtes Rechenbeispiel zugrunde.

  • 167,7175 x 0,30€ = 50,31525 €

Gerundet entspricht das in unserem Beispiel also Kosten von circa 50,32 Euro, die jährlich für die eigene Fernsehnutzung anfallen. Das gleiche Prinzip lässt sich auch für jedes andere Elektrogerät im Haus verwenden, von dem sich eine Nutzungsdauer und ein Stromverbrauch in Watt ermitteln lässt.

Stromkosten in Zeiten der Energiekrise: Fernsehen über 60 Prozent teurer

Gerade in der aktuellen Weltlage, sind wir von den ursprünglichen 0,30 Euro pro kWh leider weit entfernt. Aktuelle Prognosen rechnen damit, dass die Stromkosten im kommenden Jahr noch steigen werden. Bereits jetzt darf man von Preisen um die 0,50 Euro pro kWh ausgehen. Das schmerzt im Geldbeutel, insbesondere bei Geräten, die so viele Stunden aktiv Strom verbrauchen wie unsere Fernseher. Betrachten wir dieses Szenario nur für unser obiges Rechenbeispiel, liegen wir hier schon deutlich höher in den Kosten:

167,7175 x 0,50€ = 83,85875 €

Gerundet entspräche das einem Preis von 83,86 Euro, was eine Preiserhöhung von über 60 Prozent bedeutet. Wer über einen besonders verschwenderischen Fernseher verfügt oder diesen häufig nur nebenbei laufen lässt, könnte im nächsten Jahr vor großen Kosten stehen. Schließlich wirkt sich die Preiserhöhung nicht nur auf Fernsehgeräte allein, sondern auf alle elektronischen Geräte im Haushalt aus.

Online-Rechner für Stromkosten

Wer weniger gut mit Zahlen umgehen kann oder sich das Rechnen selbst ersparen möchte, kann auch viele der Online-Rechner für Stromkosten nutzen, die verfügbar sind. Dabei werden häufig unterschiedliche Eingabe-Optionen unterstützt. Einige Beispiele werden hier vorgestellt, es gibt jedoch noch wesentlich mehr Online-Rechner, die im Netz verfügbar sind.

Fernseh-Stromkostenrechner von Focus Online

Der Fernseh-Stromkostenrechner von Focus Online ermöglicht, die drei wichtigsten Faktoren manuell einzutragen. So lassen sich der Verbrauch bei der aktiven Nutzung, der Stand-by-Verbrauch und die Dauer angeben. Der Knackpunkt ist bei diesem Rechner jedoch, dass man nicht die exakte Anzahl an Tagen eingeben kann, sondern man nur auswählt, ob der Fernseher täglich, alle 2 Tage oder in größeren Intervallen zu dieser Nutzungsdauer läuft. Das macht es etwas schwieriger Urlaubszeiten in der Rechnung zu berücksichtigen, ermöglicht aber dennoch einen schnellen Überblick, ohne dass man selbst mit vielen Kommastellen herumrechnen muss.

Stromkostenrechner von Stromverbrauch-Haushalt.de

Der Stromkostenrechner von Stromverbrauch-Haushalt.de ermöglicht es, manuell den Verbrauch des Fernsehers in Watt pro Stunde anzugeben, die Nutzungsdauer festzulegen sowie den Stromkostenpreis einzugeben. Eine manuelle Eingabe des Stand-by-Verbrauchs oder eventueller Urlaubszeiten sind jedoch nicht möglich. Wer eine schnelle Ersteinschätzung will oder den Stand-by-Verbrauch gar nicht näher bestimmen kann, fährt damit auch gut. Im Verhältnis macht die Berücksichtigung des Stand-by-Modus bei heutigen Geräten nur noch wenige Euro Unterschied auf der Jahresrechnung aus.

Stromkostenrechner von Energieweb.de

Auch dieser Stromkostenrechner von Energieweb.de ermöglicht es, manuell Strompreis, Nutzungsdauer pro Tag sowie den Verbrauch des Gerätes pro Stunde anzugeben. Leider lässt sich hier kein Stand-by-Verbrauch eingeben und es besteht keine Möglichkeit, eventuelle Urlaube zu berücksichtigen. Dennoch lässt sich so in wenigen Klicks eine genaue Schätzung erzielen, die dank niedriger Stand-by-Verbrauche nicht viel von der endgültigen Kostenrechnung abweicht.

Stromkosten möglichst genau berechnen

Abschließend sei gesagt, dass der wichtigste Teil der möglichst genauen Rechnung die Schätzung des eigenen Verbrauchs bleibt. Je genauer man diesen Wert ermittelt, desto genauer sagt er die endgültige Abrechnung am Jahresende voraus. Wer sowohl Urlaubstage als auch Stand-by-Verbrauche zugleich berücksichtigen will, muss eventuell auf die eigene Rechnung ausweichen, anstatt einen der Online-Rechner für die bequemere Ermittlung zu verwenden. Sofern die Verbrauchsdaten ermittelt werden können, lässt sich das Prinzip jedoch ebenso bequem auf jedes andere Elektrogerät im Haus anwenden, damit die Abrechnung nicht nur auf den Fernsehverbrauch, sondern den Gesamtverbrauch des Haushalts hin ermittelt wird.

Kostenfalle TV – Strompreise sind 2022 gestiegen

Im Jahr 2022 haben sich die Strompreise für Verbraucher bereits um rund 15,5 Prozent erhöht. Vor einer Preiserhöhung in der aktuellen Energiekrise ist kein Stromanbieter gefeit. Für private Haushalte ist diese Entwicklung, da sowohl die Heizkosten als auch die Stromkosten gleichzeitig im Preis ansteigen. Für 2023 müssen Verbraucher mit noch höheren Strompreisen rechnen. Laut einer Erhebung des Vergleichsportals Vergleich.de soll die Kilowattstunde Strom rund 50 Cent im kommenden Jahr kosten. Damit wäre der Preis für eine Kilowattstunde so teuer wie noch nie.

Die eigenen Kostenfallen im Haushalt zu kennen und einschätzen zu können, wird damit umso wichtiger. Wer seinen genauen Verbrauch kennt und weiß, welches Gerät mit welchen Kosten zu Buche schlägt, kann viel konkreter planen, welche Neuanschaffungen sich bei Austausch von Geräten lohnen. Ebenso kann man sich bewusster für die Einschränkung der Nutzung bestimmter Elektrogeräte entscheiden, um Kosten einzusparen.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Xaver

    Nicht erwähnt wurde dass der Verbrauch stark von der Anwendung des Fernsehers abhängt. Dunkle und helle Szenen im Film bewirken eine Schwankungen um 50 bis 100 Watt. Am besten ermittelt man daher den Verbrauch mit einem günstigen zwischenstecker der auf einem Display Auskunft über den aktuellen Verbrauch liefert.

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  2. Nutzerbild Einstein

    Ihr habt einen Fehler in der Berechnung bzw. Darstellung. Zweiter step: es fehlt eine Null nach kommastelle.

    Antwort

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