Nachhaltige Notebooks – Was muss ich beim Kauf beachten?

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Ohne eine ganze Reihe edler Metalle sind aktuelle Prozessoren und Speicher nicht funktionsfähig, die Herstellung der Chips, Platinen und Displays ist aufwendig und verbraucht viel Energie. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Kriterien, die ein Notebook zumindest etwas nachhaltiger machen.
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Um nachhaltige Laptops steht es an sich nicht sonderlich gut. Dies beginnt schon bei den hochkomplexen Chips, bei denen auf kleinstem Raum eine Vielzahl verschiedener Materialien verwendet wird. Bei Notebooks versuchen die Hersteller zudem möglichst viel Leistung aus möglichst schlanken Gehäusen zu pressen. Ein hohes Maß an Integration ist dafür entscheidend, ein einfacher Austausch von Komponenten ist damit schwerer zu erreichen.

OLED oder LCD? Welcher Displaytyp ist nachhaltiger?

Einer der größten Stromverbraucher des Notebooks stahlt direkt ins Gesicht – das Display. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Typen genutzt. Entweder ein LCD, zumeist in Form eines TN- oder IPS-Displays oder aber ein OLED. Die Nachhaltigkeit ist hierbei schwer zu bemessen. OLEDs, bei denen jedes Pixel allein leuchtet, gelten im Betrieb als sparsamer, für die Darstellung dunklerer Bereich ist wenig, für Schwarz gar keine Energie nötig. Bei einem weißen Bildschirm dagegen ist der Verbrauch schnell höher als bei einem LCD, das mit einer Hintergrundbeleuchtung mit konstanter Helligkeit feuert. Hinzukommt ein aufwendigeres Fertigungsverfahren sowie ein Alterungsverhalten, bei dem Einbrenn- bzw. Memory-Effekte auftreten können und die maximal mögliche Helligkeit abnimmt.

Apple MacBook Pro 13
Apple MacBook: Gehäuse aus einem Stück sind schick, aber nur bedingt nachhaltig

Nachhaltige Notebooks: Recycelte Materialien bei Gehäusen

Wenn sich Hersteller mit einem grünen Anstrich schmücken wollen, dann ist zumeist Recycling das erste, was ihnen einfällt: Werbewirksam wird erst auf die Verpackung ohne Kunststoff und dann auf das Gehäuse verwiesen, die zu einem guten Teil aus Materialien bestehen soll, die aus Reststoffen gewonnen wurden. Das ist insbesondere bei Metallgehäusen einfach. Bei Apple wird mehr als die Hälfte des Aluminiums fürs Gehäuse aus Recyclingprozessen gewonnen. Bei Lenovos Z-Serie sind es sogar über 75 Prozent.

Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit diese Bemühungen durch den Fertigungsprozess konterkariert werden. Das gilt etwa für die schicken Unibody-Gehäuse, die aus einem Stück Aluminium herausgefräst werden – eine material- und energieintensive Herstellung, selbst wenn die Reste erneut der Recyclingkette zugeführt werden. Kunststoffgehäuse, die im Spritzverfahren entstehen, haben an dieser Stelle die bessere Umweltbilanz.

Lenovo Thinkpad Z13
Lenovo ThinkPad Z13: 75% des Aluminiums aus Recycling

Lenovo setzt bei Gehäusen seit 2007 auf recyceltes Plaste

Und entgegen der landläufigen Meinung wird Kunststoffabfall nicht ausschließlich verbrannt. Von den knapp 6,3 Millionen Tonnen, die hierzulande im Jahr anfallen, landen rund 53 Prozent in der Verbrennung, während etwas mehr als 46 Prozent einer erneuten Nutzung zugeführt werden. Und da greifen durchaus auch PC-Hersteller zu. Bei Lenovo stammten bereits 2010 rund 10 Prozent der über die gesamte Produktpalette verwendeten Kunststoffe aus Recyclingprozessen, 2019 mehr als 7700 Tonnen der sogenannten Post-Consumer-Recycled-Kunststoffe genutzt. Dabei handelt es sich um nach Kunststoffsorten getrennte Reststoffe, die nach einer Reihe von Aufbereitungsprozessen wieder als neues Granulat in Fertigungsprozessen Eingang finden.

Andere Hersteller ziehen nach. Acer setzt bei seiner 2020 vorgestellten Vero-Serie setzt der Hersteller nach eigenen Angaben immerhin zu 30 Prozent recycelten Kunststoff bei der Fertigung der Gehäuse ein und hat das Angebot seither stetig ausgebaut. Doch die Zahlen zeigen auch: Es ist noch einiges an Luft nach oben, denn immerhin sind noch 70 Prozent des Kunststoffs in den Acer-Gehäusen „frisch“. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum die Informationen rund um Nachhaltigkeit zumeist nur schwer zu finden sind.

Nachhaltige Notebooks: Entscheidend ist eine lange Nutzung

Hinzukommt, dass das nachhaltigste Verhalten nicht unbedingt im Interesse der Hersteller ist, denn die nachhaltigste Nutzung ist eine möglichst lange. Dient ein Notebook länger im Alltag, wird der Nachfolger inklusive seiner Bauteile später produziert – und schont so die Umwelt.

Denn auf die Komponenten haben auch die Hersteller der (mobilen) Rechner keinen Einfluss. Prozessoren, SSDs oder Grafikkarten werden zum einen von den jeweiligen Fabrikanten bezogen, die zum anderen nur begrenzte Sparpotentiale haben, was den Ressourcenbedarf angeht. Schließlich müssen die Chips und Speicher am Ende auch funktionieren.

Nicht zuletzt aus Aspekten der Nachhaltigkeit ist daher auch der Kauf eines gebrauchten Laptops eine gute Alternative. Und gerade abgeschriebene Business-Modelle bieten häufig den Vorteil, dass sie leichter aufgeschraubt und im begrenzten Umfang aufgerüstet werden können. Und wenn die Hardware schon unter der Last des Windows-Betriebssystems stöhnt, ist die Installation einer Alternative wie Linux oder Chrome OS eine Überlegung wert.

Laptop Hardware
Filigrane Steckverbindungen: Reparatur braucht oft Mut

Kann ich das reparieren?

Denn wer sein Laptop längerfristig nutzen will, sollte sich gewahr sein, dass während dieser Zeit durchaus auch mal etwas kaputtgehen kann und dementsprechend auf eine Zugänglichkeit solcher Komponenten achten. Dies gilt insbesondere für den Arbeits- und den Datenspeicher. Aber auch die Verbindungen zum Akku oder Display sind schnell derart filigran, dass viele zurückschrecken.

Selbst der Austausch einer modernen SSD im M.2-Format ist im Prinzip kein Hexenwerk – wenn der Hersteller keine unnötigen Steine in den Weg legt. Dies beginnt schon bei den Schrauben, die für das Befestigen der Gehäuseböden genutzt wird. Oftmals finden sich feinste Schräubchen, für die sich auch im gut sortierten Feinmechaniker-Werkzeug kein passendes Gegenstück finden lässt. Hin und wieder müssen zuvor (eingeklebte) Standgummis entfernt werden.

Nachhaltige Notebooks: Gelötet und verklebt?

Und die Schwierigkeiten nehmen im Inneren eher noch zu. In vielen Fällen sind RAM und SSD fest auf dem Board verlötet. Gleiches gilt für die gerade in günstigeren Systemen immer populärer werdenden eMMC-Module, die dies schon namentlich anzeigen: Eine embedded Multimedia-Card ist anders kaum zu haben. Und dann kommt noch die Klebetube, die nicht nur für den Halt mancher Bauteile sorgt, sondern auch die Erreichbarkeit von Schnittstellen und Steckern unterbinden kann. Auch die Ankündigung, dass bei Öffnen des Notebooks die Garantie erlischt, ist ein immer wieder gern geschwungenes Damoklesschwert.

Doch nicht nur diese offensichtlichen Komponenten sollten wechselbar sein. Auch die Ports nutzen sich mit der Zeit ab. Das gilt insbesondere für die hochgelobte USB-Typ-C-Schnittstelle, die technisch an vielen Stellen überzeugt, bei intensiver Nutzung aber auch Schwächen zeigt. Beginnt der Stecker in der Buchse zu wackeln, sinken die Leistung bei der Datenübertragung und beim Laden schnell.

Doch viele neue Notebooks können nur noch über diese Buchse geladen werden. Ist sie defekt und kann nicht gewechselt werden, war’s das schon für so manchen Laptop.

M.2-SSD Notebook
Eigentlich ganz einfach, doch nicht jeder Hersteller gestattet ein eigenhändiges Upgrade der SSD

Bei Neukauf nicht zu schwache Komponenten

Wer auf Nachhaltigkeit beim Kauf des neuen Notebooks setzt, sollte dies schon beim Preis berücksichtigen. Hier gilt schnell der alte Spruch: Wer billig kauft, kauft zweimal. Das beginnt schon damit, dass der Anteil verlöteter Komponenten in günstigen Einsteigermodellen höher liegt.

Und bei spärlichen Leistungen der Hardware kommt auch hier schneller der Wunsch nach etwas Neuem auf. Doch gerade diese Form der Schnelllebigkeit steht dem Prinzip der Nachhaltigen Notebooks diametral gegenüber. Auch der Arbeits- und Datenspeicher sollten so dimensioniert werden, dass nicht schon nach einem halben Jahr der dringende Wunsch nach mehr Kapazität aufkommt. Allerdings gilt bei der Komponentenwahl Augenmaß zu behalten, denn je leistungsfähiger die Hardware, desto höher ist der Stromverbrauch – ein fürs Gaming ausgelegter Prozessor ergibt auch nur Sinn, wenn Gaming auf der Anforderungsliste steht.

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