Warnung der Stadtwerke: Strompreis steht vor Verdopplung

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Die Strompreise sind in den vergangenen Wochen sowohl an der Börse als auch für dich als Kunden etwas zurückgegangen. Doch das gilt nicht für alle Kunden. Jetzt warnen die Stadtwerke, dass sich der Strompreis langfristig sogar verdoppeln könnte.
Stromzähler
StromzählerBildquelle: Pixabay

Die Preise an der Strombörse sind im Vergleich zum Spätsommer und Herbst stark gefallen. Doch trotz dieser positiven Entwicklungen warnen Experten vor einem weiter steigenden Strompreis. „Für eine Entwarnung ist es noch zu früh“, sagt beispielswiese VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Der VKU ist ein Verband der Kommunalen Unternehmen, also der zahlreichen Stadtwerke in Deutschland. „Die erfreuliche Entwicklung der Gas– und Strompreise ist eine Momentaufnahme und die Energiekrise damit noch nicht überwunden.“ Der Grund seien unter anderem die ungewöhnlich milden Temperaturen, eine moderate Nachfrage und sehr gut gefüllte Gasspeicher, die zuletzt beispielsweise die Gaspreise im Großhandel zum Sinken gebracht haben. Damit sinken auch die Strompreise vor allem auf dem Spotmarkt – also dem Börsenplatz für kurzfristige Beschaffung.

Stadtwerke setzen auf langfristigen Einkauf

Dennoch haben gerade zahlreiche Stadtwerke Preiserhöhungen für den Strompreis angekündigt. Das habe hauptsächlich mit der Beschaffungsstrategie der Stadtwerke zu tun, an deren oberster Stelle nicht der kurzfristige Profit, sondern die Versorgungssicherheit der Bevölkerung steht, heißt es vom VKU. Liebing erklärt: „Die Kurzfristmärkte spielen für die Beschaffung der Stadtwerke nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, denn sie kaufen Energie stetig auf Termin für die Zukunft ein.“ Ihren künftig erwarteten Energiebedarf kaufen Energieversorger demnach in vielen kleinen Teilmengen zu verschiedenen Zeitpunkten ein. Diese Beschaffungsstrategie schütze die Energiekunden vor großen Preissprüngen – das heißt, sie federe Preisspitzen ab und strecke Preissteigerungen zeitlich.

Wenn Stadtwerke immer aktuell einkaufen würden, hätten Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr ein Vielfaches der auf den Strom- und Gasrechnungen ausgewiesenen Preise bezahlen müssen, heißt es vom VKU. Das heißt aber auch, der Strom, den die Stadtwerke in den nächsten Monaten ausliefern, haben sie schon längst eingekauft – mitunter zu höheren Preisen als heute am Spotmarkt möglich wäre. Denn dass die Preise ausgerechnet im Winter wieder fallen würden, war von den wenigsten erwartet worden.

Für die Kunden von Stadtwerken, also beispielsweise auch Kunden in der Grundversorgung, heißt es, dass die Preise für Strom (und Gas) erst wieder fallen werden, wenn sich günstige Preise auch wieder am Terminmarkt beständig durchsetzen. Hinzu kommt: Je unbeständiger die Märkte und sprunghafter die Preise sind, desto höher sind die geforderten Sicherheitsleistungen, die Energieeinkäufer leisten müssen, um Gas und Strom zu kaufen. Mit den Sicherheitsleistungen sichert die Börse die Vertragsparteien gegen mögliche Ausfallrisiken ab. Bei sinkenden Marktpreisen müssen an der Börse vor allem die Energiekäufer Sicherheiten stellen. Aber auch in der außerbörslichen Beschaffung fordern Verkäufer zunehmend Sicherheiten von den Stadtwerken, heißt es vom VKU.

Strompreis-Verdopplung möglich

Die Preisentwicklung für Strom und Gas wird aus Sicht des Verbands der Stadtwerke auch davon abhängen, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. Deutschland werde zwar in absehbarer Zeit den Wegfall des russischen Gases kompensieren können, der damit verbundene Umbau der Infrastruktur sei allerdings zeitintensiv und mit hohen Kosten verbunden. „Grundlage für niedrige Energiepreise ist ein großes Energieangebot“, sagt Liebing. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte er, eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke würde den Strompreis um acht bis zwölf Prozent senken. Dort sagte er auch: „Es wird nach unserer Einschätzung absehbar auf eine Verdoppelung der Gas- und Stromtarife hinauslaufen.“ Einen Zeitraum dafür nannte er nicht.

Der VKU kritisierte auch, dass Verbraucherschützer jetzt dazu raten, sich nach günstigeren Anbietern als den Stadtwerken umzusehen. In der Krise hätten die Stadtwerke für Stabilität gesorgt, als Discounter ihren Kunden von heute auf morgen gekündigt hätten. Er warnte vor Billigtarifen, die nur für einen kurzen Zeitraum günstige Preise anböten und sie danach wieder anheben würden. Dennoch gilt: Wenn du einen günstigen Anbieter mit Preisgarantie findest, bist du unter Umständen gut beraten, hier einen Vertrag abzuschließen. Tatsächlich solltest du aber darauf achten, nicht bei einem reinen Stromdiscounter zu landen. Idealerweise hat dein neuer Versorger Verbindungen zu einem der großen Stromanbieter in Deutschland. Das lässt sich mit ein wenig Recherche nach einem Preisvergleich beispielsweise bei Verivox herausfinden.

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8 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Von meinem Energieversorger habe ich im November ein Schreiben gekriegt mit Preiserhöhung von 23 auf 73 Cent pro kWh. Jetzt bin ich in der Grundversorgung für 36 Cent.
    Mein Kind in der Studentenwohnung hat bisher 17 Cent bezahlt, jetzt kam der Brief mit Preiserhöhung auf 47 Cent. Der Grundversorger in dem Gebiet liegt sogar bei 54 Cent pro kWh.
    Und hier wird über Preisverdopplung gesprochen?
    Wo holt der Autor seine Zahlen her?

    Antwort
    • Nutzerbild bernd

      Herr Frei, ihre Aussage kann ich aus eigenen Erfahrungen 1 zu 1 bestätigen!

      Überall Preiseröhungen von bspw 25 auf 64 Dent/kwh!

      Und wie siehts bei den Stadtwerke aus?
      Die einen in der größeren Stadt haben moderat von 25 auf 34 für Bestandskunden erhöht, Grundversorgungspreis sind an die 39 Cent.

      In einer nahe gelegenen klein eren Stadt verlangen die Stadtwerke hingegen 59 Cent/kwh.

      Wir reden hier von 40 Kilometer Entfernung!

      Kanns ja wohl nicht seind ass da Schwankungen von 20 Cent und mehr vom eine Kaff ins Andere bestehen und mir Leute ernsthaft noch sagen wollen, da gings nicht ums große Kohle Machen!

      Ich shcätze dass vielleicht zu 40% Ksotenumlegung und aber 60% geldmacherei da mit dabei sind bei den Preiserhöhungen!!!

      Antwort
    • Nutzerbild bernd

      @Karsten Frei: kann ich genauso bestätigen!
      2 Städte, 30-40 kilometer entfernt.
      Grundversorgung kostet in der einen an die 40 Cent, in der anderen Stadt 60 Cent!

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  2. Nutzerbild Dexter

    Verschenkt doch ruhig weiter Strom ans Ausland. Der dumme deutsche kannes es ja bezahlen.

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  3. Nutzerbild Øle Van Grootendorst

    Schon vor Corona und Krieg haben die Stadtwerke und deren Geschäftsführer mit Duldung der Kommunen und Städte , insbesondere bei der Grundgebühr , teilweise verdoppelt wegen der Netzbetreiber und anderer dunkler Mächte .
    Die üppigen Gehälter der Geschäftsführer und Aufsichtsräte werden aber immer zeitnah angepasst . Transparenz und Sozialkompetenz sehen anders aus .

    Antwort
  4. Nutzerbild bernd

    @Karsten Frei: kann ich genauso bestätigen!
    2 Städte, 30-40 kilometer entfernt.
    Grundversorgung kostet in der einen an die 40 Cent, in der anderen Stadt 60 Cent!

    Antwort
  5. Nutzerbild Rema1

    Dann frage ich mich, warum wir aktuell so hohe Preise bezahlen müssen, wo doch die Versorgungsunternehmen angeblich 2, 3 oder 4 Jahre im Voraus planen und ordern. Den Ukraine Krieg gibt es erst seit 11 Monaten.

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  6. Nutzerbild Marco

    Der dumme Deutsche zahlt. Die Grünen freuen sich!

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