Telekom, Vodafone & O2: Dieses Netz ist Vielen zu teuer

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Der Preis regelt Angebot und Nachfrage. Ist der Preis zu hoch, gibt es keine Nachfrage. Das merken jetzt offenbar auch Telekom, Vodafone und O2. Sie haben Milliarden für ein Netz ausgegeben, das aber kaum jemand nutzen will.
Mobilfunk: Dieses Netz ist Vielen zu teuer
Mobilfunk: Dieses Netz ist Vielen zu teuerBildquelle: Andreas Glöckner / Pixabay

Laut Bundesnetzagentur haben die drei etablierten deutschen Netzbetreiber etwa 85 Prozent Deutschlands mit 5G versorgt. Doch genutzt wird das Netz von der breiten Masse der Bevölkerung nicht. Das hat jetzt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox ergeben. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung habe das 5G-Netz noch nie genutzt. Dabei zeigen sich kaum Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Doch es gibt Unterschiede, die auffallen. Und diese spiegeln sich primär im Kontostand wider. Denn 5G ist zumeist nur mit teuren Netzbetreiberverträgen nutzbar – und bietet kaum Mehrwert gegenüber LTE.

5G-Nutzung abhängig vom Gehalt

40 Prozent der Deutschen haben laut der Verivox-Umfrage das 5G-Netz bereits genutzt (einmal oder mehrmals). 49 Prozent waren noch nie im 5G-Netz. 10 Prozent können keine Aussage dazu treffen – sie waren entweder unwissentlich im Netz oder sind ebenfalls Nichtnutzer. Demnach greifen also deutlich weniger Menschen auf das 5G-Netz zu als der Ausbaustand es ermöglichen würde. „Dass die 5G-Netznutzung unter ihren Möglichkeiten bleibt, ist in Zeiten hoher Inflation keine Überraschung“, interpretiert Jens-Uwe Theumer die Zahlen. Er ist bei Verivox mitverantwortlich für den Telekommunikationsmarkt.

Das Problem für Netzbetreiber und Kunden: Wer über 5G surfen möchte, braucht ein entsprechendes Smartphone sowie einen 5G-tauglichen Tarif. Beide Komponenten sind vergleichsweise teuer. Zwar ist der Preis für 5G-Smartphones inzwischen gesunken, doch auch dreieinhalb Jahre nach dem Netzstart ist weiterhin kein 5G-Tarif im Discountsegment zu haben. Oftmals benötigst du einen teuren Netzbetreibertarif. Nur manchmal bieten Provider etwas günstigere Tarife an, die aber immer noch jenseits von 20 bis 25 Euro monatlich liegen.

Dass die Netznutzung eine Geldfrage sein kann, zeigt auch die Verivox-Umfrage: 23 Prozent der Befragten, die mehr als 2.500 Euro im Monat verdienen, waren bereits ein- oder mehrfach im 5G-Netz unterwegs. Unter Geringverdienern (bis zu 1.500 Euro monatlich) waren lediglich 17 Prozent schon mal im 5G-Netz. 

Alter spielt beim 5G-Netz eine Rolle

Wie oft bei neuer Technik spielt auch das Alter eine Rolle. Der Umfrage nach waren 58 Prozent der jüngeren Menschen unter 30 Jahren schon mindestens einmal im 5G-Netz unterwegs. Das ist die höchste Quote aller Altersgruppen. Mit steigendem Alter sinkt die Nutzung – doch immerhin 17 Prozent der Befragten über 70 Jahre geben an, bereits über 5G gesurft zu haben. Befragte zwischen 50 und 69 Jahren bestätigen das zu 29 Prozent. Altersübergreifend nutzt mehr als jeder vierte Mann öfter das 5G-Netz, doch nur 17 Prozent der Frauen.

Ein Gefälle zwischen städtischen Regionen und dem ländlichen Raum ist kaum zu erkennen. So waren 20 Prozent der Bewohner von ländlichen Gemeinden und kleineren Städten bereits mehrfach im 5G-Netz unterwegs – bei Bewohnern von Großstädten (ab 100.000 Einwohner) sind es mit 25 Prozent nur wenig mehr. Die Zahl der Nichtnutzer liegt in den kleineren Städten und Gemeinden bei 50 Prozent, in den Großstädten bei 47 Prozent – auch hier ist die Abweichung gering.

5G-Marketing zu früh und ohne Mehrwert gestartet

Das ist insofern bemerkenswert, als dass es den einzigen echten 5G-Vorteil derzeit hauptsächlich in größeren Städten gibt. Dort haben die Netzbetreiber eigene 5G-Antennen auf zusätzlichen Frequenzen aufgebaut und schaffen es, Datenraten im Gigabit-Bereich zu liefern. Die 5G-Flächendeckung schaffen sie lediglich durch ein Verfahren, bei dem sie auf LTE-Frequenzen zusätzlich 5G aussenden. Das gibt aber für dich als Nutzer kaum messbare Vorteile. Die eigentlichen Vorteile von 5G, die durch Spezialanwenden in sogenannten Network Slices zum Tragen kommen, spielen für Privatkunden heute noch gar keine Rolle. Die Netzbetreiber haben hier also vermutlich auch zu früh auf das 5G Marketing gesetzt, ohne den Kunden einen erkennbaren Mehrwert zu bieten.

„Um 5G für private Verbraucherinnen und Verbraucher attraktiver zu machen, bedarf es nicht nur eines weiteren Ausbaus, sondern vor allem günstigerer Tarife“, sagt Verivox-Mann Theumer. „Unter 20 Euro im Monat ist aktuell kein 5G-Tarif regulär buchbar. Für die allermeisten Anwendungen genügen jedoch auch heute noch 4G-Tarife, die oft deutlich mehr Datenvolumen bieten und weniger als die Hälfte kosten.“

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Andrej U.

    Ja stimmt Preis spielt da sehr große rolle, ich hab zwar 5G Smartphone, damals 2021 gekauft für 220 € und läuft immer noch spitze, Nutze aber immer noch LTE Verträge (monatlich kündbar) weil ein Vertrag mit 5G brauche ich wirklich nicht. Preise sind über 35- bis 60 € ist mir einfach zu viel, ich bezahlen für mein LTE 50Mbit/s mit 30 GB Internet gerade 19,99 € und das ist meine Obergrenze, was ich für ein Mobilfunkvertrag bezahlen würde. Und werde immer von Angebot zu Angebot gehen. Der nächste November kommt bestimmt 🙂

    Jeder Mobilfunk Anbieter sollen nicht so gierig sein, und preise nicht nach oben, sondern nach unten machen, dann werden mehr Kunden es sich gönnen, und deswegen werden auch mehr Geld in der Kasse klingeln. Ja, ich weiß, ich verstehe ja nichts von Markt, und kann geschäftlich nicht so argumentieren, nun, die Bosse werden immer noch Ihre Milliarden verdienen, und ins Grab kann man das Geld nicht mitnehmen, und oben kann man es nicht das besten, und schönste Platz kaufen.

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  2. Nutzerbild Schlufke

    In der Tat, kaum Mehrwert. Derzeitige Technik setzt noch auf 4G als Kernnetz auf. kaum ein Unteranbieter wie Congstar oder Aldi-Talk setzt auf 5G. persönlich sehe ich auch kaum Vorteile.

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