99 Cent pro kWh und mehr: So viel kostet dein Strom derzeit wirklich

3 Minuten
Bei einem Strompreis von 99 Cent pro Kilowattstunde und mehr, wie ihn manche Grundversorger derzeit aufrufen, stellt sich die Frage: Ist das Abzocke oder kostet Strom gerade wirklich so viel? Jetzt kannst du das ganz einfach nachprüfen – per Mausklick.
Stromanbieter verlangen plötzlich das 7-Fache: Das kannst du tun
Stromanbieter verlangen plötzlich das 7-Fache: Das kannst du tunBildquelle: Lisa-S / Shutterstock.com

Die Bundesnetzagentur hat mit dem Portal SMARD eine Informationsplattform geschaffen, die vor Daten zum Strommarkt nur so strotzt. So kannst du auf einen Blick sehen, wie groß der Stromverbrauch in ganz Deutschland ist und wie groß der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist. Die Strommenge, die konventionell erzeugt wird, siehst du ebenfalls. Zudem gibt die Bundesnetzagentur auf SMARD stundengenau den Großhandelsstrompreis pro MWh an.

MWh ist die gängige Bezugsgröße am Markt. Eine Megawattstunde entspricht 1.000 Kilowattstunden. Eine Kilowattstunde wiederum ist die Bezugsgröße, die dein Stromanbieter dir in Rechnung stellt.

Am 11. Januar um 18 Uhr hat eine Megawattstunde 315,90 Euro gekostet. Das ist ein vergleichsweise hoher Wert. Die Kilowattstunde kostet damit 31,5 Cent. Allerdings: Das ist der reine Strompreis. Hinzu kommen Stromsteuer, EEG-Umlage, Konzessionsabgaben, Netzentgelte und einiges mehr. Je nach Region und Anbieter sind das grob geschätzt 15 Cent pro Kilowattstunde. Somit liegt der Strompreis schon bei 46,5 Cent für Endkunden. Davon ist aber noch kein Mitarbeiter des Stromanbieters bezahlt, keine Rechnung geschrieben und auch kein Vertrieb bezahlt.

Bei SMARD kannst du auch den Verlauf des Großhandelspreises nachsehen und erkennen, dass unser Beispielwert einer der höchsten der vergangenen Tage war. Gleichzeitig kannst du erkennen, aus welchen Quellen der Strom zu welcher Uhrzeit stammten. Dabei wird deutlich, dass Deutschland jahreszeitbedingt derzeit vorwiegend die Sonnenenergie fehlt. Stattdessen kommt ein vergleichsweise hoher Anteil Erdgas zum Einsatz. Erdgas ist unter anderem aufgrund der politischen Lage sehr teuer.

So sah der Strommarkt 2021 aus

Der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms an der Netzlast lag im Jahr 2021 bei 42,8 Prozent. Das ist weniger als 2020, wo er bei 48 Prozent lag. Am meisten trugen dazu die bei Windkraftanlagen – vor allem an Land. On- und Offshore-Anlagen kamen gemeinsam auf einen Anteil von 22,6 Prozent. Photovoltaik deckte 9,3 Prozent. Die übrigen 10,9 Prozent entfielen auf Biomasse, Wasserkraft und sonstigen erneuerbaren Quellen.

Insgesamt lag in 2021 die Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit 215,4 TWh 7,7 Prozent unter dem Vorjahreswert von 233,3 TWh. Die Wind-Onshore-Erzeugung war mit 89,6 TWh etwa 13,1 Prozent geringer als im Vorjahr (103,1 TWh). Die Erzeugung aus Wind-Offshore-Anlagen lag mit 24,0 TWh um 10,8 Prozent unter dem Vorjahreswert von 26,9 TWh. Einzig die Photovoltaikeinspeisung lag höher. Wurden 2020 noch 45,8 TWh eingespeist, so waren es im vergangenen Jahr 46,6 TWh. Dies entspricht einem Plus von 1,8 Prozent.

Die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern betrug insgesamt 289,9 TWh. Im Vergleich zu 2020 stieg sie somit um 11,0 Prozent, die Netzlast stieg um 3,7 Prozent auf 503,8 TWh (2020: 485,8 TWh) und die (Netto-)Stromerzeugung um 2,2 Prozent auf 505,3 TWh (2020: 494,4 TWh).

Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis belief sich 2021 auf 96,85 Euro pro MWh (2020: 30,47 Euro pro MWh). Er lag also im Mittel deutlich niedriger als in den vergangenen Wochen oder auch aktuell. In 139 der 8.760 gehandelten Stunden war der deutsche Großhandelsstrompreis negativ. Allerdings: 2020 waren das noch 298 Stunden. Im Jahresverlauf zeigte sich insgesamt eine Entwicklung zu höheren Großhandelsstrompreisen.

Das waren die Rekord-Tage im Netz

Zum höchsten Großhandelsstrompreis des vergangenen Jahres kam es mit 620,00 Euro pro MWh am Dienstag, den 21. Dezember zwischen 17 und 18 Uhr. In diesem Zeitraum traf ein hoher Stromverbrauch von 66,5 GWh auf eine geringe Einspeisung erneuerbarer Energien in Höhe von 8,8 GWh. An diesem Tag kam es zum Aus von Stromio und Grünwelt. Der geringste Preis wurde am Samstag, den 22. Mai zwischen 14 und 15 Uhr mit -69,00 Euro/MWh verzeichnet. In dieser Stunde gab es eine hohe Einspeisung durch erneuerbare Energien, die insgesamt 97,9 Prozent des Stromverbrauchs deckten. Das zeigt eindrücklich: Je höher der Anteil erneuerbarer Energie im Netz ist, desto günstiger wird der Strom.

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11 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Paul

    Die Strompreise haben sich einfach mal zum Jahreswechsel verdoppelt. Mal kucken, ob die Leute das so mitmachen.

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  2. Nutzerbild Wolfgang

    Ihr habt sie gewählt!!

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  3. Nutzerbild Gustav

    Je mehr Kapazitäten in Wind und Solar bereitstehen und je weniger Wind weht und je weniger die Sonne scheint, je höher der Strompreis.
    Warum kapieren die Grünen nicht?
    Der Artikelschreiber sollte auch mal darüber nachdenken!

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  4. Nutzerbild DH

    „Je höher der Anteil erneuerbarer Energie im Netz ist, desto günstiger wird der Strom.“

    So ein Schwachsinn!
    Die negativen Preise kommen dadurch zustande, dass bei kaum planbare Peaks bei der erneuerbaren Stromerzeugung der Stromüberschuss so groß ist, dass die Abnehmer ihn nicht mal geschenkt haben wollen.
    Dieser Strom ist „Müll“ und muss gebührenpflichtig entsorgt werden.
    Für den Verbraucher ergibt sich dadurch eine zusätzliche Belastung, schließlich müssen die Erzeuger den Umstand, dass sie mit der Stromerzeugung keine positiven Einnahmen haben sondern im wahrsten Sinne noch draufzahlen, irgendwie ausgleichen, was sie durch höhere Preise für die Endverbraucher machen.
    Der Verbraucher muss Strom doppelt bezahlen, den er nie bekommen hat!

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  5. Nutzerbild Peterson

    Dauerschleife Corona in den Medien, normalerweise müssten die Energiepreise 24/7 in den Medien laufen. Der Gaspreis hat sich für mich verdoppelt, hätte ich einen Monat später gewechselt verfünftfach.

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  6. Nutzerbild Stadtwerker

    @Wolfgang @DH
    Die Grünen und deren Konzepte haben mit der aktuellen Entwicklung nichts zu tun! Im Gegenteil, wären die Erneuerbaren schon halbwegs vernünftig ausgebaut worden gäbe es das aktuelle Problem nicht.
    Hauptpreistreiber ist vor allem die Gasverknappung aus Russland. Dann aber auch die Nacheffekte des Coronaknicks in den europaweiten Produktionsstätten und die Privatkunden die jedem unseriösen Billiganbieter auf dem Leim gehen.

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  7. Nutzerbild Reiner Saddey

    Gasverknappung aus Russland?

    Ist schon krass cringe, dass wir ausgerechnet von Gazprom lernen müssen, wie man im Kapitalismus erfolgreich agiert. Die verdienen sich z.Zt. dumm und dämlich.

    Und KMU, die bisher aus Gas nebenbei auch Strom gemacht haben, sind jetzt doppelt bitter dran, wenn sie darauf gebaut hatten, dass die Gaspreise durch die Corona Wirtschaftsflaute sinken. Und deshalb statt langfristiger Lieferverträge zum Tagespreis geordert haben. Dieses Los gewinnt nicht ☹️

    Gazprom hat 2021 sogar mehr geliefert, als 2020.
    Kann nicht sein? Doch!
    Eine unverdächtige Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/gaspreis-gazprom-lieferte-bisher-ein-drittel-mehr-gas-nach-deutschland-a-39cefdeb-96b9-464f-80ae-12e5ea1ec195

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  8. Nutzerbild ET

    @Stadtwerker eine Verfünfachung des Strompreises an der Strombörse innerhalb eines Jahres hat nichts mit unseriösen Anbietern zu tun. Und wenn Windflaute herrscht, dann sind 1000 WKA genauso produktiv wie 10000. Dass im Winter die PV Erträge eher mau sind ist offensichtlich. Wenn man auch noch AKWs mitten im Winter abschaltet (welcher hirnverbrannter Bürokrat hat sich eigentlich das ausgedacht?), dann kann man beim Bedienen der Nachfrage schon ins straucheln kommen.

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  9. Nutzerbild Ansgar

    „Das zeigt eindrücklich: Je höher der Anteil erneuerbarer Energie im Netz ist, desto günstiger wird der Strom.“

    Was für ein Unsinn. Das zeigt eindrücklich, dass der Strom aus „erneuerbarer Energie“ nichts wert ist, wenn zuviel da ist. Weil Speicher- und Konversionsmöglichkeiten (z.B. in Wasserstoff) fehlen, kann niemand den Strom in diesem Moment brauchen und deshalb bezahlt der deutsche Verbraucher sogar ausländische Pumpkraftwerke mit 69€/MWh, um ihm abzunehmen. Ein weiterer Ausbau von Wind- und Sonne-Energie wird Strom also in jedem Fall nochmals deutlich teurer machen.

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  10. Nutzerbild Dlareg

    Die Krux mit der Null:
    1×0=0
    100×0=0
    10000×0=0
    10E5x0=0
    Was sagt uns das? Wir können unendlich viele Windräder aufstellen, wenn kein Wind weht, ist der Ertrag Null. Nachdem man AKW, Gas und Kohle abdreht, wird es bald duster werden.

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  11. Nutzerbild Brombeer

    Cool alle Regen sich auf,wo sind jetzt eigentlich unsere Gewerkschaften weggedrückt und still.Echt die sollten in Frankreich in die Schule gehen.Ich bin Mal gespannt auf die nächste Lohnrunde. Den Laden hier bin ich so leid.Ich verdiene keine 3000 Netto um die ganze Gulle die sich gerade über uns ergießt abzufangen.Aber ich verdiene zu viel um 1nen Euro Entlastung zu bekommen.Entweder muß man ALG 2 bekommen oder Stinkreich sein der Rest der dazwischen liegt ächzt unter der Abgabenlast.Gott sei Dank muß nur noch zwei Jahre arbeiten um dieses Land zu verlassen zu können.Zumindest klappen die Rentenzahlungen ins Ausland noch.Dieser ganze Grüne Schwachsinn macht einen Völlig colone.

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