Strom-Abzocke: Heftige Kritik an zu hohen Preisen an Ladesäulen

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Das Aufladen von Elektroautos ist an vielen öffentlichen Ladesäulen zuletzt teurer geworden. Jetzt hat sich die Monopolkommission zu Wort gemeldet und bestätigt die Preistreiberei. Sie fordert vor allem mehr Wettbewerb - und mehr Transparenz bei den Preisen.
Volkswagen lädt an einer Ladesäule von Ionity.
Das Laden an öffentlichen Ladesäulen ist nach Ansicht der Monopolkommission zu teuer. Sie fordert mehr Wettbewerb.Bildquelle: IONITY

Die Preise für Ladestrom sind in den vergangenen Wochen bei einigen Anbietern spürbar gestiegen. Wer sein Elektroauto an öffentlichen Ladesäulen mit neuer Energie versorgen möchte, muss dafür zum Beispiel bei EnBW (emobility+), Maingau Energie (EinfachStromLaden) oder Shell Recharge mehr bezahlen. Wenn in den kommenden Monaten über das Deutschlandnetz zahlreiche neue Schnellladesäulen gebaut werden, soll eine Preisobergrenze dafür sorgen, dass die Preise nicht explodieren. Sie sind aber ohnehin schon zu hoch, kritisiert jetzt die Monopolkommission.

Mehr Wettbewerb an Ladesäulen notwendig

In ihrem 8. Sektorgutachten Energie analysiert die Monopolkommission den Wettbewerb bei Ladesäulen. Und sie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis. Die E-Mobilität in Deutschland kann nur dann erfolgreich sein, wenn es günstige Ladepreise gibt. Und das sei nur mit ausreichend Wettbewerb möglich. Eine Analyse der Daten zu circa 42.000 Ladepunkten zeige allerdings, dass oftmals einzelne Betreiber hohe Anteile an den Ladepunkten in einzelnen Regionen kontrollieren.

Durch wenige Ausweichalternativen ergebe sich oft „eine nicht unerhebliche Marktmacht“ eines lokal dominierenden Betreibers. Und der könne vor Ort dann die Preise diktieren. Anzunehmen sei, dass in einem solchen Fall der entsprechende Anbieter die Möglichkeit besitze, Konditionen, vor allem den Ladepreis, auf ein Level zu heben, das signifikant von dem Niveau abweiche, das sich bei wirksamem Wettbewerb einstellen würde.

Kritisch sehen die Experten der Monopolkommission auch, dass sich Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos an Ladesäulen beim Laden ihres E-Autos ohne vorherige Anmeldung (sog. Ad-hoc Laden) in aller Regel nicht über Preise der verfügbaren Anbieter informieren können. Das verhindere die Nutzung gezielter Angebote. Dabei wären vor allem neuere Ladepunkte, die mit einem großen Touchscreen ausgestattet sind, technisch schon heute in der Lage, umfangreiche Preisinformationen darzustellen.

Monopolkommission fordert mehr Transparenz bei Preisen

Die nächste Bundesregierung sollte nach Ansicht der Monopolkommission neben dem Aufbau der Ladeinfrastruktur auch den Wettbewerb fördern. Und zwar indem die Förderprogramme eine höhere Förderung vorsehen, wenn die Betreiber der geförderten Ladepunkte in einem lokalen Gebiet weniger als 40 Prozent aller Ladepunkte auf sich vereinen. Bei Schnellladepunkten an Autobahnen sollte zukünftig die Möglichkeit des Betriebs von Ladepunkten unterschiedlicher Betreiber an einem Standort geschaffen werden. Auch das sorge für mehr Wettbewerb. Bisher ist selbst an Raststätten oft nur ein Ladesäulenbetreiber aktiv, obwohl auch Platz für weitere Anbieter wäre.

Eine zentrale Empfehlung bezieht sich auch auf die Transparenz der an den Ladepunkten gültigen Preise. Hier fordert die Monopolkommission eine ähnliche Übersicht wie sie die beim Bundeskartellamt angesiedelte Markttransparenzstelle für Kraftstoffe bereitstellt. Dann könnten Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos zum Beispiel über eine App prüfen, welcher Anbieter an einer Ladesäule aktuell der günstigste ist. Über diese App ließe sich beispielsweise auch der Belegungsstatus der örtlichen Ladesäulen abfragen. Eine solche Funktion bieten viele erhältliche Apps aber auch schon heute an.

Monopolkommission hat nur indirekten Einfluss

Unmittelbare Auswirkungen haben die kritischen Worte der Monopolkommission aber nicht. Sie haben nur mahnenden Charakter. Direkte Eingriffsmöglichkeiten haben die Regierungsberater aber anders als beispielsweise das Bundeskartellamt oder die Bundesnetzagentur nicht. Die Bundesregierung muss sich aber mit dem neuen Gutachten auseinandersetzen und dazu auch Stellung beziehen.

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Wolfgang Krause

    Es muss so sein das die Kosten den Preis bestimmen. Ladesäulen die neu entstehen erfordern oft neue Infrastruktur (Transformatoren, Leistungsschalter, Netzausbau). All diese Kosten gehören zum Strompreis und zwar so, das der allgemeine Stromnutzer nicht den Preis des Stromes an den Ladesäulen subventioniert. Insofern kann es durchaus sein das der Strom an den Ladesäulen sich erheblich unterscheidet.

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  2. Nutzerbild Roland Auckenthaler

    Würde noch einen schritt weiter gehen.. der preis inkludiert auch die roaming Plattform und app betreiber.. ein endverbraucher will nicht 50 karten von verschiedenen anbietern und dann bei anderen tankstellen nicht tanken können.

    App-provider managen das roaming damit der kunde an 20000+ ladestationen das angebot nutzen kann..

    Weiters ist die Obergrenze zu Zeit auch noch durch den benzinpreis begrenzt.. sollten die stromkosten über die benzinkosten gehen wird eben die e-mobilität stehen bleiben…

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  3. Nutzerbild Thomas aus Marl

    Nicht nur die Kosten bestimmen den Preis, sondern in erster Linie die Gewinnerzielungsabsicht der Anbieter.

    Man muss sich auch immer vor Augen halten, dass die Betreiber nicht wie der Haushaltskunde für den Strom 30 Cent pro Kilowattstunde bezahlen.

    An der Strombörse kostet der an den Ladestationen angebotene Strom nur ein paar lumpige Cent. Und die Ladeparks werden auch noch auf die eine oder andere Art gefördert…

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  4. Nutzerbild Hannes Schmidt

    Wo bleiben die Kollegen, wenn es um überteuerten Sprit geht? Das Problem betrifft nämlich nicht nur die Hipster aus der Oberschicht, sondern sie breite Bevölkerung…

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  5. Nutzerbild Andre Jäger

    Ich glaube das Problem erledigt sich von selbst. Hier gibt es 43KW Ladesäulen, viele davon für kostenlos, oder 0,24€/KWh. Im Grunde immer mit 100% Solarenergie gespeist. Die sind fast immer frei, wenn kein Verbrenner den Parkplatz belegt. Man muß nicht direkt an der Autoban tanken. Wer sich ein E-Auto kauft, sollte einen eigenen Stellplatz oder eine eigene Garage haben. Ich fahre seit 1,5 Jahren E-Auto, und habe erst 1x öffentlich getankt. Wozu benötige ich öffentliche Ladesäulen ? Ich lade stets nach der Arbeit von eigener PV auf dem Hausdach, meist so 1…2 KWh.

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