Shell macht aus Tankstellen Ladeparks für E-Autos – und so sehen sie aus

3 Minuten
Tankstellen werden in Zukunft mehr und mehr mit Schnellladesäulen für Elektroautos ausgestattet. Wie eine komplett auf E-Mobilität umgebaute Shell-Tankstelle aussieht, zeigt sich in diesen Tagen erstmals in Fulham, London.
Shell Recharge Station Fulham, London.
So sieht ein Ladepark von Shell Recharge aus.Bildquelle: Shell UK

Die großen Mineralölkonzerne müssen sich wandeln, wollen sie auch in Zukunft noch Geld im für sie so lukrativen Automobilsektor verdienen. Wie diese Veränderung im Detail aussehen könnte, demonstriert Shell in diesen Tagen in Großbritannien. Dort ist im Londoner Stadtteil Fulham nämlich ersichtlich, wie aus einer klassischen Tankstelle ein sogenannter EV Hub für Elektroautos geworden ist. Statt Zapfsäulen für Autos mit Verbrennungsmotor finden sich dort jetzt moderne Ladesäulen zum Aufladen von elektrifizierten Fahrzeugen. Shell macht also Ernst mit einer strategischen Neuausrichtung, um sich fit zu machen für das Geschäft der Zukunft.

Shell Recharge Ladepark: Aufladen mit bis zu 175 kW

Anders als Aral in Deutschland, wo zahlreiche Tankstellen in diesen Tagen moderne HPC-Lader mit einer Ladeleistung von bis zu 350 kW erhalten, geht Shell in Fulham noch nicht ganz so weit. Dort ist die erste große Ladestation von Shell mit neun Ladepunkten ausgestattet, die eine Ladeleistung von zunächst 175 kW bieten. Das reiche aber aus, um die meisten Autos binnen kurzer Zeit von 0 auf 80 Prozent aufzuladen, ist man bei Shell überzeugt. Zu beachten ist allerdings, dass viele E-Autos ohnehin nur über Ladevorrichtungen verfügen, die deutlich langsamer laden können. So sind es beispielsweise beim Volkswagen ID.4 maximal 125 kW, beim Mercedes-Benz EQC bis zu 110 kW. Und beim Renault Zoe in der Spitze sogar nur 50 kW.

Shell betont, dass die Ladestation in Fulham wie alle schon verfügbaren Ladesäulen an klassischen Tankstellen zu 100 Prozent mit zertifiziertem Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Dafür ist das Dach der Station mit eingebauten Solarmodulen ausgestattet. Vor Ort bietet Shell seinen Kunden unter anderem einen Sitzbereich, kostenloses WLAN und ein Café. So soll die Zeit während des Aufladens wie im Flug vergehen und auch zu einer kurzen Pause und zur Entspannung einladen. Das Pilotprojekt aus Großbritannien vermittelt eindrucksvoll, wie sich an einem bestehenden Tankstellen-Standort Benzin– und Dieselpumpen durch schnelle, moderne Ladestationen ersetzen lassen.

Shell Recharge Station in London, Fulham.
Holz statt Stahl: Der erste EV Hub von Shell Recharge präsentiert sich in einem modernen Design.

Immer mehr Shell-Tankstellen in Deutschland bekommen Schnellladesäulen

Auch in Deutschland stattet Shell mehr und mehr Tankstellen mit Schnellladesäulen für Elektroautos aus. Vor allem rund um Hamburg ist die Dichte an verfügbaren Shell-Ladepunkten schon recht groß. Die maximale Ladeleistung an den Shell Recharge-Säulen liegt aktuell bei 150 kW. Stand jetzt betreibt Shell in Deutschland an 110 Standorten Ladesäulen unter der Marke Shell Recharge. Bis 2030 sollen in Deutschland an 1.000 Stationen rund 3.000 Ladepunkte zur Verfügung stehen. Erst im Jahr 2021 hat Shell das Berliner Startup Ubitricity gekauft, das das Laden von Elektroautos an Laternen ermöglicht. Und es ist noch gar nicht so lange her, da kündigte Shell an, Ladesäulen auf Parkplätzen von Penny und Rewe zu errichten.

Ob auch in Deutschland der Umbau von Tankstellen zu reinen Ladestationen für Elektroautos geplant ist? Unklar. Eine Sprecherin von Shell erklärte gegenüber inside digital, dass man die Entwicklungen rund um das Pilotprojekt in Großbritannien mit großem Interesse verfolge, „um daraus Rückschlüsse für den deutschen Markt zu ziehen.“ Aktuell sei es aber noch zu früh, um über Einzelheiten einer Einführung in Deutschland zu sprechen.

Fest steht aber: Der Preis pro geladener kWh liegt bei Shell Recharge an den in Eigenregie betriebenen Ladesäulen in der Regel bei knapp 60 Cent. Was das im Vergleich zu anderen Ladestrom-Anbietern bedeutet, kannst du in unserem neuen, umfangreichen Ladestrom-Ratgeber nachlesen.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Frei

    Das teuerste dabei dürfte starke Stromanbindung in MW-Bereich sein!
    Oder wird die auch durch Steuerzahler subventioniert?
    150 kW * 10 Säulen = 1,5 MW.

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  2. Nutzerbild Barry

    Stimmt! Vielleicht merken ja auf diesem Wege endlich ein paar Leute, wie hoffnungslos überzüchtet und übergewichtig dieser ganze automobile Schrottlawine ist, die sich täglich durch unsere Städte und Landschaften wälzt. Dabei reicht ca. ein Zehntel der Leistung, um in einem intelligenten (Leicht-)Fahrzeug (mit Radmotoren z.B.) in einer angemessenen Geschwindigkeit von A nach B zu kommen. Und entsprechend kann man ein solches Fahrzeug locker mit 10, 5 oder auch nur 2KW laden, falls es nicht sowieso eine solare Karosserie hat.

    Antwort
  3. Nutzerbild Barry

    Autos mit 350KW laden ist völlig obszön, wer soll das denn produzieren? Da entsprechen keine 3 Stunden Laden dem jährlichen Komplettverbrauch meines Vaters (in unserem EFH mit 5 Personen!), der schon vor Jahrzehnten mächtig stolz war, so ein guter Energiesparer zu sein.

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