PV-Anbieter mit mieser Masche: Fake-Vergleichsportal gestartet

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Die Konkurrenz unter PV-Anbietern ist hart. Jeder möchte sich so viele Kunden wie möglich sichern, während das Interesse anhält. Um eine bessere Entscheidung zu treffen, setzen viele Käufer auf Online-Vergleichsportale. Ein PV-Anbieter flog jetzt mit einer miesen Masche auf
PV-Anbieter mit mieser Masche - Vergleichsportal war Fake
PV-Anbieter mit mieser Masche - Vergleichsportal war FakeBildquelle: Foto von Istvan Hernek auf Unsplash

Eigenen Strom erzeugen und dabei viele hundert bis gar tausende Euro im Jahr sparen? Der große Erfolg von PV-Anlagen, egal ob kleines Balkonkraftwerk oder große Dachanlage, gehen auf die erhoffte Ersparnis der Menschen zurück. Entsprechend hoch ist das Interesse von Kunden an der Branche. Bei all der vielen Möglichkeiten ist es für Laien oft schwer, sich für einen Anbieter zu entscheiden. Online-Vergleichsportale versprechen dabei eine unabhängige Beratung, die schnell für jedermann zugänglich ist. Umso bitterer ist es, wenn PV-Anbieter Kunden mit miesen Maschen wie Fake-Vergleichsportalen zu sich locken.

PV-Anbieter mit mieser Masche: Dieses Vergleichsportal diente nur ihm selbst

Womöglich bist du selbst auf deiner Suche über die besagte Seite gestolpert. Noch in den vergangenen Wochen war die Internetseite „deutsche-solarberatung.net“ erreichbar. Das Versprechen der Seite war dabei eindeutig. Der beste Anbieter in der eigenen Region sollte gefunden werden. Dabei sammelte das Portal einige Daten des Interessenten, wie etwa dessen Bundesland. Auf den ersten Blick erweckt das den Eindruck, als würde eine große, interne Datenbank mit vielen Anbietern überall in Deutschland ausgewertet.

Die komplette Aufmachung der Seite unterstützte diesen Eindruck – und könnte sogar den Anschein erweckt haben, dass es sich um eine offizielle Regierungsseite handelt. Zwar wurde von der „deutschen-solarberatung“ nie explizit behauptet, eine derartige Instanz darzustellen. Dafür nutzte jedoch die komplette Seite die Farben der deutschen Flagge und nutzte ein Logo im Stil einer Bundesbehörde. Geworben wurde zudem mit 30.000 Kunden an Fachpartnern, die Nutzern aus renommierten Medien wie ARD, FAZ, dem Handelsblatt oder Spiegel Online ein Begriff seien.

Kleingedrucktes verrät wahren Eigentümer

Allein von „Fachpartnern“ zu sprechen, die höchstwahrscheinlich nie eine direkte Kooperation mit der Seite abgeschlossen hatten, kann man bereits kritisch auslegen. Die Gestaltung der gesamten Seite lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass es gewünscht war, Kunden, die gezielt nach einem guten Angebot suchen, direkt zu einem Anbieter weiterzuleiten. Nur, wer dabei kritisch das Impressum prüfte, konnte mit Sicherheit feststellen, dass hinter dem Webauftritt der deutsche Anlagenanbieter Enpal steckte.

Es war somit keineswegs ein Zufall, dass Enpal bei den aufgerufenen Vergleichen typischerweise den ersten Platz belegte. Die komplette Seite verfolgte damit gezielt die Absicht, dich als neuen Kunden für Enpal zu gewinnen – unter dem Anschein, dass es sich um einen objektiven Anbietervergleich für deine Region handelt. Mittlerweile ist das Online-Portal nicht mehr erreichbar, doch über das Archiv-Portal Wayback Machine kannst du noch heute auf Screenshots der Seite zugreifen.

Enpal rechtfertigt sich mit Marketing-Maßnahme

Auf Anfrage der Gründerszene von Businessinsider gab Enpal zu, das Vergleichsportal betrieben zu haben. Allerdings nimmt das Berliner Start-up Abstand von der Behauptung, es handele sich um ein Fake-Vergleichsportal. Stattdessen handele es sich um ein „zeitlich begrenztes Marketingprojekt“, bei dem „keinerlei strategische Relevanz“ für das Unternehmen vorhanden sei. Betrachtet man jedoch die über eine halbe Million Seitenaufrufe, die Enpals Vergleichsportal in den letzten drei Monaten generiert hat, kann davon wohl keine Rede sein.

Selbst wenn es sich dabei um eine Marketing-Maßnahme gehandelt haben soll, ist das aus Sicht vieler noch immer als eine miese Masche des PV-Anbieters einzustufen. Denn zu keinem Zeitpunkt war für potenzielle Kunden ersichtlich, dass es sich nicht um einen unabhängigen Vergleich handelte. Gewiss ist der Markt der Solarindustrie gerade stark umkämpft, sodass es nachvollziehbar ist, dass PV-Anbieter unterschiedliche Strategien zur Kundengewinnung auszutesten.

Diese Maßnahmen dürfen jedoch niemals mit einer so zielgerichteten Täuschung von Interessenten einhergehen. Womöglich könnte sich Enpal mit dem Betreiben dieses Vergleichsportal sogar strafbar gemacht haben. Denn wie Anwalt Martin Soppe auf Nachfrage von Gründerszene erklärte, verbiete das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) irreführende Werbung. Dabei verwies der Wettbewerbsrechtler der Kanzlei Osborne Clarke auf einen Katalog an Umständen im UWG, über die unwahre oder irreführende Angaben unzulässig sind. Darunter zählen etwa unwahre Angaben über die Merkmale einer Dienstleistung, die Identität eines Unternehmens dahinter oder derer zu erwartenden Ergebnisse.

Rechtliche Konsequenzen für Enpal noch offen

All diese Punkte könnte man in „deutsche-solarberatung.net“ durchaus als vorhanden sehen. Schließlich gingen Kunden nicht davon aus, dass das Portal von Enpal betrieben wird und die vorgeschlagenen Ergebnisse entsprechend den Anbieter bevorzugten. Ob es für das Unternehmen genügen wird, die Webseite nun vom Netz genommen zu haben und zu betonen, man plane nicht ein weiteres Vergleichsportal zu betreiben, ist fragwürdig. Schließlich könnten zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreiche Geschäftsabschlüsse über das Beratungsportal zustande gekommen sein, die andere Wettbewerber stark benachteiligt hätten.   

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