Weniger Platzbedarf im Auto, eine höhere Drehmomentdichte und gesteigerte Effizienz: Zusammen mit dem Start-Up DeepDrive entwickelt BMW einen neuen Motor für batterieelektrische Fahrzeuge, der für viele Verbesserungen im E-Auto sorgen soll. Dabei setzen die Kooperationspartner zunächst auf ein altbekanntes Prinzip, den Radnabenmotor, bei dem der Elektromotor direkt in der jeweiligen Radnabe sitzt und diese antreibt. Er wird bei E-Bikes, aber auch bei Straßenbahnen genutzt und bietet eine Reihe von Vorteilen. So kann durch den Direktantrieb auf ein Getriebe verzichtet werden, was zu einem höheren Wirkungsgrad führt. Zudem sinken das Gewicht und der Platzbedarf, der für den Einbau im Fahrzeug benötigt wird. Dieser kann nun für andere Komponenten, etwa den Akku, genutzt werden.
DeepDrive baut zwei Motoren in einem
Das Besondere an der Entwicklung von DeepDrive ist ein neuartiger Doppelrotor, bei dem der Stator einen innen- und einen außen liegenden Rotor gleichzeitig antreibt. Es handelt sich damit im Prinzip um zwei Motoren in einem. Auf diese Weise soll eine hohe Drehmomentdichte und gleichzeitig ein niedriger Verbrauch erreicht werden. Wie hoch die Drehmomentdichte ist, verrät BMW allerdings nicht.
Die neuartigen Motoren sollen besonders kompakt gestaltet werden können, sodass sie nicht nur weniger Platz im Rad benötigen, der zusätzlich durch das Bremssystem limitiert wird. Sie sollen auch vergleichsweise leicht sein und damit einer weiteren Herausforderung begegnen. Durch das steigende Gewicht des Rads zusammen mit dem Motor steigt die ungefederte Masse. Die Federung wird schwieriger und der Komfort sinkt.
Für BMW zählen bei dem von DeepDrive entwickelten Radantrieb noch zwei weitere Vorteile. Zum einen soll sich der Antrieb leicht skalieren und somit mit begrenztem Aufwand in verschiedenen Modellen einsetzen lassen. Und zum anderen kommen die Entwickler mit ihrer Arbeit schnell voran: Die Zusammenarbeit wurde im Rahmen der IAA 2021 bekannt gegeben. Die seither entwickelten Motorsysteme konnten unter Laborbedingungen die gesetzten Erwartungen zumeist übertreffen. Nun sollen Tests unter realen Bedingungen auf der Straße folgen.
Nicht nur BMW setzt Hoffnungen in Radantriebe
Der Münchner Fahrzeughersteller ist mit seinem Interesse an neuartigen Radantrieben allerdings nicht allein. Bereits im vergangenen Jahr haben Hyundai und Kia einen als „Uni Wheel“ bezeichneten Radantrieb vorgestellt. Allerdings scheint die Entwicklung hier noch nicht so weit vorangeschritten zu sein.
DeepDrive hofft darauf, dass ihre Entwicklung bereits bei der übernächsten Generation von Antrieben zum Zuge kommt. Gegenüber dem Handelsblatt zeigt sich Felix Pörnbacher, einer der Gründer des Start-Ups, optimistisch, dass der Motor ab 2030 in Großserien Eingang findet.