Naiv und abgehängt! Nur so ist das digitale Europa noch zu retten!

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Blackout! Komplett aus dem Nichts fiel in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs stundenlang der Strom aus – der größte Blackout in Europa seit Jahren. Auch ein Symbol für Europas digitale Realität? Nicht unbedingt, denn folgende Wahrheiten sind hart, lassen aber dennoch Platz für Hoffnung.
Ein Bürger steht vor einem die Zukunft symbolisierenden Hochhaus. Auf einem Schild sehen wir eine US- und eine China-Flagge, darunter ist die europäische Flagge durchgestrichen.

Ist Europa schon abgehängt? Oder kann man noch mit China und den USA mithalten?

Während diese Geschehnisse Ende April 2025 nicht nur auf der iberischen Halbinsel die Menschen schockierte, quälte sich zeitgleich hierzulande vermutlich ein Fax über die Vorteile von Kupferkabeln von einer deutschen Amtsstube zur nächsten.

Ist die Darstellung eines nicht krisensicheren Europas und eines kaum digitalisierten Deutschlands überzogen? Ja, vermutlich. Dennoch müssen wir mit harten Realitäten leben: Während Europa stolz seine Datenschutzgesetze präsentiert und von digitaler Souveränität träumt, wandern die hellsten Köpfe nach Silicon Valley ab, versagen unsere Netze bei der ersten größeren Krise und können heimische Cloud-Anbieter nicht mal ansatzweise mit Amazon oder Google mithalten.

Die Situation ist also haarig, aber bei weitem nicht hoffnungslos. Lass uns klären, wieso die EU so große Probleme hat, aber gleichzeitig nahezu ebenso großes Potenzial.

Sicher, souverän, zukunftsfähig? Drei Experten, drei harte Wahrheiten

Wir haben drei Experten befragt, warum Europas digitale Ambitionen aktuell an der Realität scheitern – und was sich ändern muss, bevor es zu spät ist. Dabei rechnet Fabian Dörk gnadenlos mit Europas Innovationsschwäche ab, Yves Sandfort zerpflückt die Datensouveränitäts-Illusionen und Jörg Teichfischer zeigt, wie fragil unsere digitale Infrastruktur wirklich ist. Ihre Diagnose ist schonungslos – ihre Lösungsansätze überraschend konkret.

Wenn das Internet ausfällt, hilft auch kein zweites Glasfaserkabel

Mit Jörg Teichfischer, seines Zeichens Key Account Manager bei der LAN-COM-East und mit über 35 Jahren Expertise in der IT-Branche ein exzellenter Ansprechpartner, sprach ich über die Blackout-Geschichte in Spanien. Ich wollte wissen, ob das grundsätzlich auch in Deutschland möglich wäre.

Das Risiko eines bundesweiten Blackouts sind zwar überschaubar klein, aber Teichfischer öffnete mir durchaus die Augen, was auch ein regionaler Stromausfall auf Landesebene für uns bedeuten könnte. Und ja, die Wahrheit ist ebenso simpel wie hart: Läuft das Internet nicht, steht ein großer Teil unseres Lebens einfach still.

In der Sekunde hilft dir dann auch kein zweites Glasfaserkabel. Glücklicherweise hatte er aber auch einen Lösungsansatz parat, der im Katastrophenschutz bereits greift, und den ich tatsächlich so gar nicht auf dem Schirm hatte: Richtfunk! Wie es um Deutschland bestellt ist, wie groß die Blackoutgefahr ist und was es mit dem Richtfunk auf sich hat, erfährst du im Video.

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Warum Europa seine besten Köpfe ans Silicon Valley verliert

Auch das Gespräch mit Fabian Dörk machte zunächst nicht viel Hoffnung. Mit Dörk, Cloud Services Director bei Claranet Deutschland, sprach ich über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas. Eigentlich wollte ich von ihm wissen, ob wir uns in der EU möglicherweise um Kopf und Kragen regulieren. Das Problem, so Dörk, sei aber weniger die Regulation in Europa, sondern vielmehr die fehlende Innovationsfreudigkeit.

Solange es so ist, dass wir in den USA ein viel finanzstärkeres, mutigeres Umfeld finden, müssen wir damit leben, dass unsere hellsten Köpfe sich auf den Weg ins Silicon Valley aufmachen. Uns fehlt hier die Gründerkultur und das Risikokapital. Da hilft es dann wenig, wenn wir auch in Europa richtig starke KI-Projekte wie das französische Mistral, oder DeepL oder Aleph Alpha aus Deutschland haben.

Aber auch hier sind wir weder hoffnungslos abgehängt, noch ohne einen Weg, der uns wieder ranbringen kann. Dörk sieht die Lösung allerdings eher in einem Maßnahmenkatalog als in einer einzelnen Idee. Teil der Wahrheit ist seiner Meinung nach aber vor allem: Wir müssen dringend aufhören, alles in Deutschland schlechtzureden. Zumindest da sind wir immer noch Weltmeister und das Schlechtreden wird weder Deutschland noch der EU gerecht.

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Wir brauchen in Europa eine souveräne Cloud!

Es ist so schön angenehm, alles über Google-Dienste abzuwickeln und unsere Daten in nordamerikanische Clouds zu schaufeln. Daher sieht auch Yves Sandfort uns in Europa in einer schwierigen Situation. Und dabei geht es gar nicht mal primär um das Risiko, dass jemand unsere Daten überwacht.

Viel entscheidender ist laut Sandfort (Gründer und CEO der comdivision consulting GmbH und spezialisiert auf die Entwicklung komplexer Cloud-Lösungen), dass dank künstlicher Intelligenz blitzschnell Konkurrenz entstehen kann, die sich einfach nur die notwendigen Daten zusammensuchen muss.

Grund genug, nicht zu sorglos mit unseren Daten umzugehen. Für uns Privatpersonen ist da ebenso wie für Unternehmen mehr Eigenverantwortung gefragt. Vor allem glaubt Sandfort aber, dass wir zwingend in Europa souveräne Cloud-Lösungen benötigen. Problem: Man müsste besser oder günstiger sein als die große US-Konkurrenz. Und das ist (noch) nicht der Fall. Akzeptieren wir allerdings, dass Qualität ihren Preis hat und bieten wir in Europa diese Qualität, glaubt auch Yves Sandfort noch an Europas Chancen.

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TechRiders bei inside digital

Als Medienpartner des TechRiders Summit 2025 konnten wir mit vielen spannenden Menschen sprechen. Einige der Videos gab es bereits im Livestream zu sehen und wir laden sie jetzt nach und nach in voller Länge auf unseren YouTube-Kanal hoch.

Am besten folgst du unserem YouTube-Kanal von inside digital, wo du all unsere Clips innerhalb der nächsten Tage vorfindest. Hör auch gerne in den überMORGEN-Podcast rein. Dort hat mich Johanna zum Event befragt und auch da gibt es ein paar O-Töne unserer Interview-Gäste und persönliche Einblicke zur Veranstaltung.

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