Krieg der Messenger: Jetzt schießt Telegram gegen Signal zurück

3 Minuten
Ob WhatsApp, Telegram oder Signal: Der Kampf um jeden einzelnen Nutzer war noch nie so hart wie derzeit. Während WhatsApp versucht sich gegen die Alternativen zu stemmen und harte Verluste erleidet, kämpfen Telegram und Signal mit dem Messer zwischen den Zähnen.
Krieg der Messenger: Jetzt schießt Telegram gegen Signal zurück
Krieg der Messenger: Jetzt schießt Telegram gegen Signal zurückBildquelle: inside digital mit Material von WhatsApp, Telegram, Signal, Unsplash

Vor wenigen Tagen fragten wir, ob Telegram wirklich eine gute Alternative zu WhatsApp ist. Der Grund dafür war, dass der Gründer von Signal den Messenger massiv kritisierte. Er bemängelt insbesondere die Sicherheit und wirft dem Konkurrenten vor, seine Nutzer hinters Licht zu führen. „Telegram speichert alle deine Kontakte, Gruppen, Medien und jede Nachricht, die du jemals gesendet oder empfangen hast, im Klartext auf den eigenen Servern“, lautet die Kritik des Signal-Gründers Moxie Marlinspike. Die App, die Nutzer auf ihrem Handy installiert haben, sei ein Fenster zum Blick auf die Server, wo die Daten wirklich gespeichert sind.

Telegram widerspricht Signal

Fast alles, was der Nutzer in der App sieht, sei also auch für die Betreiber von Telegram sichtbar, so Marlinspike. Mehr noch. Die „geheimen Chats“ sind zwar mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) ausgestattet. Aber, so die Kritik des Signal-Gründers, benutzen die Entwickler ein Sicherheitsprotokoll von zweifelhafter Qualität. Das wollte Telegram so aber nicht stehen lassen und meldet sich bei inside digital. Ein Sprecher erklärt uns, dass noch nie ein gangbarer Weg gefunden wurde, die derzeit von Telegram verwendete Verschlüsselung zu knacken.

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„Ich finde es wichtig zu beachten, dass alles, was per Telegram gesendet wird, sicher verschlüsselt ist“, sagt uns der Telegram-Sprecher Remi Vaughn. Cloud-Chats würden Client-Server-Verschlüsselung verwenden und alles, was in der Cloud gespeichert ist, sei ebenfalls verschlüsselt. „Geheime Chats, Einzelgespräche und Videoanrufe verwenden eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dies ermöglicht es Telegram, sichere Cloud-Chats anzubieten, auf die von jedem Gerät aus zugegriffen werden kann – zusätzlich zu Ende-zu-Ende-verschlüsselten geheimen Chats“, beschreibt Vaughn.

300.000 Dollar Preisgeld für denjenigen, der die Verschlüsselung knackt

Der Telegram-Sprecher erklärt uns, dass das Verschlüsselungsprotokoll des Messengers vollständig dokumentiert ist, sodass unabhängige Forscher seine Integrität überprüfen können. „Mehrere Sicherheitsexperten haben die Verschlüsselung von Telegram analysiert“, sagt uns Vaughn . Eine Studie der italienischen Universität Udine etwa kommt zum Ergebnis: Das Protokoll, das Telegram zur Verschlüsselung nutzt, sei „definitiv als sicher zu betrachten“.

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Was die Verschlüsselung betrifft, ist sich Telegram ziemlich sicher. So sicher, dass man sogar ein Preisgeld in Höhe von 300.000 US-Dollar anbietet. „Jeder, der behauptet, er oder sie könne Nachrichten entschlüsseln, ist herzlich dazu eingeladen, das Ganze zu beweisen. Wir haben einen Wettbewerb gestartet, wo man 300.000 US-Dollar gewinnen kann.“

Der Messenger-Krieg geht weiter

WhatsApp hat sich dieses Jahr selbst in die Bredouille gebracht. Mit neuen Nutzungsbedingungen verunsicherte und vergraulte sich der beliebte Messenger viele Nutzer. Alternativen wie Signal oder Telegram verzeichneten einen noch nie dagewesenen Massenansturm. Als WhatsApp dann Anfang Oktober für einige Stunden nicht erreichbar war und mit einem Mega-Ausfall zu kämpfen hatte, schlug die Stunde für Telegram. Der Messenger gewann innerhalb kürzester Zeit statte 70 Millionen neue Nutzer. Und man will weiter wachsen.

Das zeigen nicht zuletzt auch die Aussagen Vaughns, mit denen der Telegram-Sprecher dem Signal-Gründer Marlinspike die Stirn bietet. Der Kampf um jeden einzelnen Messenger-Nutzer wird auch 2022 weitergehen. WhatsApp ist hierzulande zwar immer noch der beliebteste Messenger. Doch die Alternativen, allen voran Telegram und Signal, werden immer stärker und besser.

Bildquellen

  • Von WhatsApp zu Telegram wechseln und Chat-Verlauf mitnehmen: So einfach geht’s: Blasius Kawalkowski / inside digital mit Logos von WhatsApp und Telegram & USGS / Unsplash
  • Krieg der Messenger: Jetzt schießt Telegram gegen Signal zurück: inside digital mit Material von WhatsApp, Telegram, Signal, Unsplash

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6 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Paul

    Naja, dann soll der Pressesprecher doch mal zeigen, wie viel Prozent der Unterhaltungen „geheim“ geführt werden. Ich gehe davon aus, dass es im niedrigen Prozent-Bereich liegt, denn standardmäßig sind Chats bei Telegram nun mal nicht verschlüsselt, weshalb der Signal-Gründer halt auch Recht hat.

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    • Nutzerbild Daniel

      Denke auch das die meisten Chats nicht ende zu ende sind. Aber man hat zumindest die Möglichkeit, diese zu nutzen, wenn man zum Beispiel in einem Land lebt wo man bei gewissen Aussagen zur Regierung in der Nacht abgeholt wird. Ein Vorteil gegen WA. Signal geht da den anderen Weg, aber dadurch auch deutlich weniger Features. Ich wechsel gern zwischen PC Client und Smartphone und will meinen Chatverlauf. Zum Thema Sicherheit, da Telegram in zB Russland verboten ist und sogar hierzulande schon über Verbote geredet wird, denke ich spricht das für sich selbst. Geheimdienste scheinen es nicht zu mögen. Telegram bietet mehr Features als WA und mindestens genauso gute ende zu ende Verschlüsselung wie Signal. Ich kann mir meine Sicherheit einfach per touch selbst bestimmen, daher bester Messenger weil er mir die Wahl lässt wie ich meine Nachrichten einstufe.

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  2. Nutzerbild Alex

    Die „cloud chats“ sind zwar verschlüsselt, nur liegt der Schlüssel (fast) daneben. Guckt man mal ins Protokoll sieht man das: es hängt an einem „shared key“ mit dem man am Ende jede Nachricht entschlüsseln kann. Und der ist „persistent“. Und wenn man seine Nachrichten auf einem anderen Gerät lesen möchte braucht man den logischerweise. Auch wenn man sich mit einem neuen Gerät anmeldet muss telegram ja diesen Schlüssel schicken, damit man überhaupt die Nachrichten lesen kann.
    In der FAQ steht zumindest, dass Nachrichten und Schlüssel auf verschiedenen Servern in verschiedenen Ländern stehen damit nicht eine Regierung alleine die Daten bekommen kann.
    Die E2E Verschlüsselung ist wie bei anderen auch sicher und logischerweise auch nicht auf Servern gespeichert.
    Also ja, die Kritik mit „wird im Klartext gespeichert“ stimmt nicht ganz, dann aber auch wieder schon… Motto „Tür verschlossen, Schlüssel steckt“ (überspitzt gesagt)

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  3. Nutzerbild Roberto

    Der Betreiber von Telegram kann im jeden Falle alle Nachrichten lesen, jedenfalls solange kein E2EE zwischen den Clients eingesetzt wird, und die Daten unverschlüsselt auf den Cloud-Servern liegen bzw. landen.

    Wenn es Jemanden persönlich also auch wichtig ist, dass eben zusätzlich auch der Betreiber nicht mitlesen – und auf Anforderung von Gerichten ggf. auch nichts herausgeben kann -, sollte darauf achten, dass „sein genutzter Messenger“ standardmäßig und für alle Nachrichtenformen, sei es Text, Bilder, Audio- und Video-Telefonate mit einem E2EE-Verfahren abgesichert ist.

    Hier bietet sich hierfür standesgemäß nur der Signal- und Threema-Messenger an. Und selbst WhatsApp, dass E2EE einsetzt, wäre hier allemal besser als Telegram einzustufen, doch auch wenn WhatsApp hinsichtlich Datenschutz und Privatsphäre Schwächen hat, kann es hier jederzeit die letzten fünf gesendeten Text-, Bild- und Videonachricht zur Überprüfung von illegalen Inhalten an sogenannte Content-Moderatoren im Klartext (!) ausleiten, die darüber zu entscheiden haben, ob der Chat gesperrt werden soll, oder nicht.

    Ein derartiges Verfahren gibt es bei Signal und Threema technisch bedingt erst gar nicht. Und das ist gut so! Denn mit dem dort eingesetzten E2EE-Verfahren können Sie sicher sein, dass ihre Daten und Kommunikation auch privat bleiben und niemals mit Dritten geteilt wird bzw. werden kann.

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  4. Nutzerbild Thomas

    Warum ziehen alle über Telegramm her !?
    Facebook ist viel schlimmer 😉
    Kollege redet in der Mittagspause das er vom Baumarkt Blumenkübel holt nach Feierabend und später hat jeder wo sein Handy auf m Tisch hatte eine Werbung vom bestimmten Baumarkt mit Blumenkühbel in Facebook 🤷‍♂️

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  5. Nutzerbild Leon Stroh

    @Roberto

    Ich bin IT’ler mit Cloud und Verschlüsselungs-Erfahrung. Ohne mich mit der Verschlüsselungng von Telegram zu befassen: Die Nachrichten werden vermutlich mit einem asymmetrischen Schlüssel verschlüsselt. Der Shared bzw. Public Key ist dabei nur ein Teil des Schlüssels, um den Inhalt zu entschlüsseln brauchst du den Private Key, den nur das Zielgerät kennt. Diese Art der Verschlüsselung ist totsicher (nach meinem Kenntnisstand).

    Das ist Standard zb bei SSH-Verbindungen.

    Also nein, der Schlüssel steckt nicht im Schloss. Nur der Empfänger der Nachricht hat den Schlüssel.

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