Konkurrenz für die Bahn: 50 Schnellzüge sollen ICE angreifen

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Noch ist nichts entschieden, doch die Pläne sind bemerkenswert: Ein großer europäischer Bahnkonzern könnte das Quasi-Monopol der Deutschen Bahn im Fernverkehr aufbrechen. Mit 50 Zügen will man in Deutschland angreifen.
Gleise auf denen ein Zug fährt
Neue Konkurrenz für die Bahn?Bildquelle: Pixabay

Es wird wohl nicht bei Flixtrain als Mitbewerber der Deutschen Bahn bleiben. Das Handelsblatt berichtet, die italienische Staatsbahn Ferrovie dello Stato (FS) ziehe in Erwägung, mit 50 Hochgeschwindigkeitszügen in den deutschen Fernverkehr einzusteigen. Das könnte eine Zäsur im hiesigen Bahnmarkt bedeuten: Erstmals wäre die Deutsche Bahn auf ihren lukrativen Schnellzugstrecken einem echten Wettbewerber ausgesetzt. FS-Chef Stefano Donnarumma sagte dem Handelsblatt, man wolle das Deutschland-Geschäft um den „renditenträchtigen Bereich der Schnellzüge erweitern“.

Ferrovie dello Stato: Bahn-Konkurrent schon in Deutschland aktiv

Gerüchte über ein solches Vorhaben kursieren in der Branche seit Längerem. Neu ist jedoch, dass Donnarumma die Überlegungen nun erstmals offiziell bestätigt hat. Derzeit befinde sich das Projekt in einer „explorativen Phase“. Gespräche mit Infrastrukturbetreibern und Behörden seien bereits angelaufen, heißt es.

Ferrovie dello Stato ist in Deutschland kein Unbekannter: Über Tochterunternehmen wie Netinera und TX Logistik ist der Konzern schon heute im Regional- und Güterverkehr in 14 Bundesländern aktiv. Zu nennen wären hier ODEG, Die Länderbahn, erixx oder metronom. Für Ende 2026 sind zudem grenzüberschreitende Verbindungen zwischen Mailand und München geplant, die perspektivisch bis nach Berlin verlängert werden sollen.

Ein Einstieg ins Hochgeschwindigkeitsnetz wäre jedoch ein ganz anderes Kaliber. Die Deutsche Bahn betreibt dieses Segment bislang weitgehend ohne nennenswerte Konkurrenz. Sollte FS seine Pläne umsetzen, wäre das ein Paradigmenwechsel.

Offen ist allerdings, wie die italienische Staatsbahn in das stark ausgelastete deutsche Netz integriert werden könnte. Trassenkapazitäten sind knapp, insbesondere auf den stark frequentierten Hauptachsen. Auch aus diesem Grund bleibt abzuwarten, ob und wann sich die Ambitionen der Italiener realisieren lassen.

Vor- und Nachteile von Wettbewerb auf der Schiene

Ein funktionierender Wettbewerb auf der Schiene könnte den Fernverkehr für Fahrgäste attraktiver machen. Mehr Auswahl, bessere Preise, höherer Komfort – das sind die Versprechen, die mit Konkurrenz einhergehen. Allerdings wird es auch komplizierter, wenn Fahrscheine nicht gegenseitig anerkannt werden. So haben heute schon Flixtrain-Kunden das Problem, dass sie bei einem Ausfall ihres Zuges nicht in den ICE steigen dürfen, sondern erst selbst ein teures Ticket kaufen müssen. Das Geld müssen sie sich dann im Nachgang kompliziert erstatten lassen.

Auch bei Flixtrain wird sich was tun. Das Unternehmen hat beim spanischen Hersteller Talgo 65 Schnellzüge bestellt. Die Züge basieren auf der Plattform „Talgo 230“, die auch die Grundlage für den neuen ICE L ist. Die aktuellen Züge von Flixtrain basieren auf uralten Interregio- und Intercity-Wagen. Bis die neuen Talgo-Züge geliefert und zugelassen werden, dürfte es noch eine Weile dauern. Der ICE L fährt ab Dezember.

Der ICE L im Video

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