Kommentar: Sonos, Hue & Osram leisten einen Bärendienst

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Eigentlich ist der Trend eindeutig: Alles im Haushalt wird smarter. Die Musik kommt aus dem Internet, Alexa schaltet das Licht ein und der Kühlschrank weiß, wann er leer ist. Tatsächlich aber gibt es einen zweiten Trend: Der von Hardware, die keine Zukunft mehr hat. Ein echter Bärendienst für eine ganze Branche.
Bluetooth-Lampen von Philips Hue für das Smart Home
Philips Hue: Coole Kombi-Aktion bei AmazonBildquelle: Philips Hue

So richtig auffällig wurde der Trend mit Sonos. Wer zu Hause eine gut funktionierende Sonos Play:5 der 1. Generation nutzt, der muss damit leben, dass es ab Mai keine Updates mehr für das komplette Sonos-System gibt. Einzige Möglichkeit: Die Play:5 kann als eigenes System weiterbetrieben werden. Bei den Nutzern sorgte das für viel Ärger und Vertrauensverlust. Immerhin haben die Käufer mal mehrere hundert Euro für das Gerät ausgegeben.

In dieser Woche dann gleich zwei Hiobsbotschaften. Die eine betrifft die Nutzer der ersten Stunde von Philipps Hue. Die Hue-Bride der ersten Generation, also das Herz des Systems, bekommt ab Mai keine Updates mehr. Sogar Funktionen werden ihr weggenommen. Die Bridge wurde nur bis 2015 verkauft, die seitdem verkaufte Bridge ist nicht betroffen und kostet auch nicht „die Welt“. Dennoch bekommen ausgerechnet die Nutzer der ersten Stunde hier einen Tritt vors Schienbein.

Wäre es nicht besser und im Sinne aller Anbieter von derartigen Geräten, dass das Vertrauen der Kunden in die Geräte gestärkt wird? Das erreicht man nicht, indem gerade die ersten Nutzer eines Systems gezwungen werden, neue Hardware zu kaufen. Im Gegenteil. Gerade diese Kunden sind es, die Werbung für ein System machen – oder eben davor warnen. Wäre es nicht gerade bei diesen Kunden sinnvoller, die Hardware auf Firmenkosten auszutauschen?

Den ersten beißen die Hunde

Verstehen kann man die Schritte der Hersteller. Irgendwann ist jede Technik „End of lifetime“. Und während die Möglichkeiten aktuellerer Technik immer größer werden, bleibt die alte Technik zurück. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo das Alte das Neue ausbremst. Aber wenn dieser Punkt erreicht ist, dürfte die Anzahl der Geräte, die noch im Betrieb sind, so gering sein, dass die negative PR durch die Abschaltung teuer ist als der kostenlose Austausch.

Anders verhält es sich bei Osram. Osram will im nächsten Jahr seine Server abschalten. Wer auf Smart Home von Osram gesetzt hat, dessen smartes Zuhause wird dann nicht mehr funktionieren. Immerhin: Die Ankündigung kommt frühzeitig. Und zumindest eine große Anzahl an Endgeräten kann in anderen Systemen wie Conrad Connect oder Telekom Magenta Smart Home weiterverwendet werden. Hier ist „nur“ der einmalige Aufwand notwendig, alle Regeln und alle Einstellungen einmal neu aufzusetzen.

Die Ankündigung zeigt aber auch: Wer auf ein proprietäres System setzt, hat im Fall einer Abschaltung ein Problem. Osram hat stets offene Standards eingesetzt. Dennoch: Auch eine solche Ankündigung wie jetzt von Osram ist für die Branche ein Bärendienst. Denn viele Kunden nehmen nur eins wahr: „Da schaltet ein Anbieter seine Zentrale ab“. Damit Smart Home und vernetztes Leben wirklich zum Standard wird, wird also noch viel Vertrauen notwendig sein.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Dan Ess

    Sonos Produkte habe ich mit ca. 15 Komponenten im Haus. Wegen der investitionssicherheit habe ich mein smart home Budget immer mal wieder, wenn ich Geld übrig hatte, auf Philips hue und eben Sonos konzentriert. die ziemlich teure und sonders lautsprecher waren wir das Geld trotzdem wert, weil die Investition ja sicher schienen. Meine Reaktion auf die jetzigen Entwicklungen, ist, dass sowohl die als nächstes geplanten TV Komponenten wie auch der bereits angesparte Subwoofer ab unabsehbare Zeit in die Zukunft geschoben werden. Ich möchte meine Kohle einfach nicht in ein schwarzes Loch versenken, so je nachdem was der Sonos CEO sich als Nächstes ausdenkt. Bzw, mit anderen Worten: wenn jetzt sogar Sonos so einen Blödsinn abzieht, und die Bestandssysteme nicht gut zu schützen vermag, dann warte ich mit SmartHome außerhalb von Licht und Sound vielleicht noch fünf bis zehn Jahre, bis der Markt sich konsolidiert hat und sich dannvielleicht ein offener Standard für alles Mögliche entwickelt hat, der dann auch gut nutzbar und bedienbar ist.

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