Kann HarmonyOS Huawei zu neuem Glanz verhelfen? – ein Kommentar

4 Minuten
Huawei wurde in eine Ecke gedrängt. Doch wenn man nichts mehr zu verlieren hat, ist man besonders gefährlich. Mit HarmonyOS will der chinesische Hersteller gleichzeitig sein Comeback und eine Alternative zu den beiden Platzhirschen Android und iOS schaffen. Doch ist das Vorhaben wirklich umsetzbar?
Das Huawei-Fiasko geht weiter: Versetzt Xiaomi Huawei den K.o.-Schlag?
Das Huawei-Fiasko geht weiter: Versetzt Xiaomi Huawei den K.o.-Schlag?Bildquelle: Blasius Kawalkowski

In den vergangenen Jahren wurde der einstige Smartphone-Überflieger Huawei mit zahlreichen Hürden konfrontiert. Seit die USA im Jahr 2019 Handelssanktionen über den chinesischen Hersteller verhängt haben, ist es Huawei verboten, Geschäfte mit dem Android-Entwickler und Alphabet beziehungsweise Google zu machen. Da Android als freie Software von allen Unternehmen genutzt werden darf, wurden Huawei-Handys bisher nach wie vor mit dem US-Betriebssystem ausgestattet. Doch auf Google-Dienste wie beispielsweise Google Maps, YouTube oder gar den Play Store mit seinem gleichermaßen breiten wie beliebten App-Angebot mussten Huawei-Nutzer verzichten. Und die Folgen waren enorm.

Nachdem das Handelsembargo in Kraft getreten war, stiegen die Huawei-Verkäufe auf dem chinesischen Heimatmarkt. Zudem brachte der Hersteller einige minimal „aufgefrischte“ Modelle wie das Huawei P30 Pro New Edition auf den Markt, die weiterhin über alle Android-Vorteile verfügten. Auf diese Weise konnte das Unternehmen die Verkaufszahlen eine Weile lang auf einem vergleichsweise guten Niveau halten. Doch aktuell ist dem nicht mehr so. Laut einer kürzlich veröffentlichten Marktanalyse des Forschungsunternehmens Counterpoint Research betrugen Huaweis Marktanteile am weltweiten Smartphone-Verkauf im ersten Quartal 2021 nur noch 4 Prozent. 4 Prozent! Damit findet sich das chinesische Unternehmen aktuell auf dem sechsten Platz des Weltmarktes wieder. Und auch die Tatsache, dass der Verkauf des Tochterunternehmens Honor maßgeblich zur Reduzierung der Verkaufszahlen beitrug, tröstet angesichts der 22 Prozent Marktanteil des einstigen Hauptkonkurrenten Samsung nur geringfügig.

Huawei
Huawei-Marktanteile im ersten Quartal 2021

Nun hat Huawei getreu dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ eine Offensive auf die beiden etablierten, mobilen Betriebssysteme Android (Google) und iOS (Apple) gestartet und eine eigene Alternative vorgestellt. Doch kann diese wirklich für ein Huawei-Comeback sorgen?

HarmonyOS: Das neue Betriebssystem aus China

Huawei spielte bereits seit 2019 mit dem Gedanken, ein eigenes Betriebssystem für Smartphones, Wearables und sonstige Gerätschaften einzuführen. Nach rund zwei Jahren war es vor Kurzem endlich soweit. Die neue Software soll zunächst in China auf bereits verkaufte Huawei-Mobiltelefone gespielt werden. Später könnte auch ein globaler Rollout folgen. Als Vorteile benennt das chinesische Unternehmen eine längere Akkulaufzeit, bessere Performance, eine geräteübergreifende und unkomplizierte Vernetzung, einen neuen Startbildschirm, gutes Sicherheitsmanagement sowie neue Service-Widgets. Das klingt alles recht vielversprechend, und doch ist es fraglich, ob solche Boni das Fehlen von Google-Diensten ausgleichen können. Denn auf diese müssen HarmonyOS-Nutzer zwangsläufig auch weiterhin verzichten.

Egal wie zuversichtlich sich Huawei auch geben mag, dessen Vorhaben ist eine wahre Herkulesaufgabe, an der sich schon zahlreiche Unternehmen die Zähne ausgebissen haben. Sei es Windows 10 Mobile aus dem Hause Microsoft, Symbian OS von Nokia oder BlackBerry 10 – abseits von Apples iOS mussten sich bisher alle größeren Alternativen geschlagen geben. Dabei spielt auch das sogenannte „Winner-takes-all“-Prinzip eine Rolle. Denn der Marktanteil an Android-Smartphones ist außerordentlich hoch. Und somit ist auch der Anteil an Nutzern hoch, denen das Betriebssystem vertraut ist. Allein aus diesem Grund werden viele Anwender beim nächsten Handy-Kauf abermals zu einem Android-Gerät greifen – ganz zu schweigen von den Vorteilen, die die Google-Dienste mit sich bringen.

Die Unterschiede zwischen Android und HarmonyOS könnten allerdings geringer ausfallen als erwartet. Denn eine Code-Analyse des Portals Ars Technica ergab, dass HarmonyOS zu großen Teilen auf dem Code von Android basiert. Das ist zwar eine gute Nachricht für Gewohnheitstiere, doch zeitgleich auch ein herber Rückschlag in puncto Mehrwert.

HarmonyOS als Huawei-Retter?

Hardware-technisch können Huawei-Smartphones wie das im November 2020 vorgestellte Huawei Mate 40 Pro problemlos mit jeglicher High-End-Konkurrenz mithalten. Doch es ist dennoch unwahrscheinlich, dass HarmonyOS dem Hersteller zum neuen Glanz verhelfen wird. Um gegen das „Winner-takes-all“-Prinzip bestehen zu können, müssten Hard- und Software schon einen wirklich großen Mehrwert wie beispielsweise Hologramme bieten. Da diese jedoch nicht auf dem Menü stehen, gilt ein zeitnahes Comeback ohne Beendigung der US-Sanktionen gelinde gesagt als Herausforderung. Falls Huaweis Vorhaben dennoch gelingt, könnte sich die USA einen machtvollen Konkurrenten geschaffen und ein dickes Eigentor geschossen haben.

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12 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Frank Furter

    Nachdem Huawei Millionen Kunden verprellte, indem das gegebene „Android Garantie“ Versprechen gebrochen wurde, werde nicht nur ich kein Huawei Produkt ob mit oder ohne Android mehr kaufen.

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  2. Nutzerbild Armin

    Ich werde weiter Huawei Kaufen da ein Handy ohne Google wertvoller ist

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  3. Nutzerbild Johann

    Ziemlich gemeine anti-Huawei Artikel ohne die wichtigsten Aspekte, die für Harmony OS sprechen, zu erwähnen. Die genannten Google Dienste haben schon würdige Nachfolger gefunden, die Angstmacherei und Marktmanipulation schlägt fehl.

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  4. Nutzerbild FloppyKampfkeks

    Ich würde sofort zu HarmonyOS wechseln … Ich hoffe, sie bekommen es hin ….

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  5. Nutzerbild Guido

    Sehe ich auch so. Alle meckern über Datensammelei, Marktübermacht und Abhängigkeit aber niemand tut etwas wenn er kann.
    Ich benutze bis auf Maps (da gibt es auch andere wovon ich auch eins habe und auch regelmäßig benutze aber es war halt schon da) keine Googledienste.
    Dieses „es war ja schon da“ ist doch einst Microsoft mit seinem IE zum Verhängnis geworden. Wenn man sieht, was den großen alles für Ausnahmen zugestanden werden wie z.B. auch Apple mit seinem u.a. Extrawurst-Ladegerät. Ist das nicht mehr fein mit der Augenwischerei.

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  6. Nutzerbild Thbratwurst

    Immer wieder solche tollen Anti Huawei bashing werden genau das Gegenteil bezwecken, zum Glück, es gibt immer neugierige User die es testen werden und ab den Moment wo es Google und seinen Diensten ebenbürtig ist fesstellen das es geht dann kommt die mind zu mind propaganda und zag war euer anti getöns Huawei sei e beste Werbung. H7Wei sagt seit der Vorstellung fast am Monats Anfang fast nix dazu, aber ihr schreibt täglich darüber so macht man Feuer Intressant ihr seit echt gut. Zu euren vergleichen Microsoft zb.. Ein komplett andres System auf den nur MS fähige aps gelaufen sind sind ein schlechtes Beispiel, dazu hatte MS nicht einen echten Top Phone Hersteller von seinen System überzeugen können da war doch klar das es endweder lange dauert oder nie was wird. Blacknerry gab es vor Android, nur wenn man ein system für business schreibt und steif dabei bleibt verliert man schon 90% der phone Kunden dazu waren die Geräte zwar sicher aber nicht auf der Höhe der Zeit wie wir aber gerade, seit Jahren mit Android beobachten will ddr Kunde moderne Hardware und Feile Software die Sicherheit ist oft nur nebenbei ein Aspekt. Selfish war ambitioniert aber es war zu überzogen ambitioniert, Nokia hatte keine Geräte die den Leuten den umstieg hatten schmackhaft machen können. Huawei baut top Phones und it Hardware, ihre ap Gallery haben sie jetzt bereits weltweit auf Platz 3 jwtzt kommt der chinesische Markt und so wie es aussieht wollen andere Hersteller die in Europa bekannt sind da mitmachen weil auch sie vor der Blacklist nicht unbedingt immun sind. Und Hologramme braucht das System nicht, alleine die Geräte ki und Vernetzung ist weit vorraus. Jetzt kommt Google mit zusatz Diensten in diese Richtung komisch hat da wer Angst bekommen?

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  7. Nutzerbild Frank Brüning

    Ich mag Huawei, habe 2 Handys. Da Huawei nicht mehr Google & Co anbieten dürfen werde ich mich verabschieden. Mit dem Ersatz für Android steht Huawei alleine, für vieles wird aber Android verwandt.

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  8. Nutzerbild H.K

    Nur aus trotz werde ich Huawei kaufen. Bashing gegen Huawei ist nicht fair, bleibt bitte sachlich. Google Services können/dürfen nicht Grund dafür sein, neues im Keim zu ersticken und gar Unternehmen auf Ruin zu treiben.
    Zusammenspiel von jeweiligen Hardware und Software sollte eher bewertet werden.

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    • Nutzerbild Timo Brauer inside digital Team

      Einerseits sollte man Neuem gegenüber immer aufgeschlossen sein und es wäre schön ein drittes Smartphone-System neben Android und iOS zu haben. Andererseits kann man aber auch keinem guten Gewissens ein Smartphone empfehlen, auf dem die meisten Apps nicht auf Anhieb funktionieren.

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  9. Nutzerbild LoveLandCO

    In Sachen Kamera und Preis-/Leistungsverhältnis gibt es kaum Alternativen zu einem Huawei. Da ich häufiger in den USA bin, muss ich aber zwangsläufig beim nächsten Handy auf eine andere Marke umsteigen. Hoffentlich kann mein P20 noch lange mithalten.

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  10. Nutzerbild Artem Sandler inside digital Team

    Hallo LoveLandCO, wenn es dir um die Kamera und das Preis-Leistungs-Verhältnis geht, kann ich dir weiterhelfen:
    https://www.inside-digital.de/handys/zte-axon-30-ultra/test
    https://www.inside-digital.de/handys/vivo-x60-pro-5g/test

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  11. Nutzerbild Eckstein

    Wenn man die vernichtenden Kommentare zu Huawei liest,kann einem das Kotzen kommen.Offenbar haben diese „Experten“zum grössten Teil noch nie etwas neues und schon garnicht googlefreies auprobiert.Der grösste Teil der Apps aus dem Appstore ist sowiso Schrott.Man kommt durchaus ohne googleverseuchte Geräte klar.Die Technik ist jedenfalls super u.preiswert.Deshalb gibt es für mich nichts Anderes solange es möglich ist.Wenn nicht mehr,dann lieber garnichts.

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