Die besten Jugendschutz-Apps: So einfach kann Handy-Kindersicherung sein

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Das Internet birgt zahlreiche Gefahren. Seien es Kostenfallen, gewalttätige Inhalte oder negative Auswirkungen durch einen zu hohen Konsum. Glücklicherweise existieren zahlreiche Jugendschutz-Apps, die das Handy kindersicher machen. Doch nur wenige bieten wirklich guten Kinderschutz.
Handy kindgerecht machen
Handy kindgerecht einrichtenBildquelle: 46173 / Pixabay

Mittlerweile gibt es zahlreiche Wege, um das Handy oder Tablet deines Sprosses kindgerecht einzurichten. Google bietet dafür eine eigene Kindersicherungs-App und auch in Android-Einstellungen finden sich einige Jugendschutz-Optionen. Dasselbe gilt auch für Apples Betriebssystem iOS, doch auf diese solltest du dich nicht hundertprozentig verlassen. Denn wie eine im August 2020 veröffentlichte Überprüfung durch Stiftung Warentest gezeigt hat, befinden sich die Kinderschutz-Software-Lösungen der beiden Entwickler lediglich im Mittelfeld.

Stiftung Warentest: Nur zwei gute Jugendschutz-Apps

Insgesamt jagte Stiftung Warentest neun Kinderschutz-Apps durch den Test-Parcours. Das Ergebnis fiel dabei nicht sonderlich positiv aus. Vier Anwendungen erhielten die Testnote „ausreichend“, während drei weitere den Stempel „befriedigend“ bekamen – darunter auch die Programme von Google und Apple. Mit der Wertung „gut“ wurden dagegen nur zwei Jugendschutz-Apps ausgezeichnet.

Testsieger in Sachen Kindersicherung des Handys

Die beste Note erhielt die Salfeld Kindersicherung. Dabei handelt es sich um eine App, die sowohl für Windows als auch für Android verfügbar ist. Apple-Nutzer gehen dagegen leer aus. Stiftung Warentest lobte bei der Salfeld Kindersicherung insbesondere den großen Funktionsumfang, und dieser kann sich tatsächlich sehen lassen.

Zunächst einmal können Eltern die Nutzungszeit ihrer Kinder beschränken. Diese Funktion muss allerdings nicht zwangsläufig auf das gesamte Gerät angewandt werden, sondern sie lässt sich auch auf einzelne Apps oder Anwendungsgruppen skalieren. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang auch das sogenannte Roaming-Feature, das eine gemeinsame Zeitzählung für den PC und das Handy bietet. Zu guter Letzt können auch bestimmte Ausschluss-Zeiten eingerichtet werden, sodass Kinder beispielsweise während der Schlafenszeit nicht im Internet herumsurfen können.

Apropos Internet, die Salfeld Kindersicherung verfügt auch über einen Webfilter, der auch im Internet für Kinderschutz sorgt. Eltern können zudem eigene Black- und Whitelists anlegen, und sollte eine Seite mal zu Unrecht geblockt sein, erhalten Eltern eine Benachrichtigung mit einem Freigabewunsch.

Salfeld Kindersicherung
Salfeld Kindersicherung
Entwickler: Salfeld Computer GmbH
Preis: Kostenlos

Abschließend bietet die Salfeld Kindersicherung auch einen Handy-Finder sowie eine umfangreiche Protokollfunktion. Letztere verrät Eltern, was auf dem Handy oder Tablet des Kindes passiert ist. Dazu verschickt das Kinderschutzprogramm regelmäßige E-Mails. Alternativ kann das Protokoll auch über das zentrale Steuerungselement eingesehen werden. Dabei handelt es sich um ein Web-Portal, welches von jedem Gerät mit Internetzugang erreicht werden kann. Allerdings sind die Preise für die Anwendung in den vergangenen Jahren gestiegen. Kostenpunkt für die Kinderschutz-Software im Jahr 2022: knapp 30 Euro pro Jahr, pro Gerät. Ein Abonnement mit fünf Geräten kostet dagegen knapp 60 Euro.

Pädagogischer Unterstützung

Abseits all dieser Funktionen verfügt die Salfeld Kindersicherung auch über pädagogische Unterstützung in Form eines frei zugänglichen Ratgebers. Das ist ein wichtiger Faktor, denn laut der Auswertung von Stiftung Warentest dachten nur die wenigsten Entwickler von Kindersicherungs-Apps an eine inhaltliche Hilfestellung für Eltern. Salfeld Kindersicherung ist da eine Ausnahme, allerdings bei weitem nicht so gut wie die zweitplatzierte Jugendschutz-App JusProg.

Handy-Kindersicherung mit JusProg

Die Kinderschutz-App JusProg kann ebenfalls sowohl auf einem Windows-Rechner als auch auf einem Android-Handy installiert werden. Doch im Gegensatz zur Salfeld Kindersicherung, unterstützt JusProg auch iOS-Geräte wie das iPhone, das iPad und auch Macs. Das Besondere an dem Jugendschutzprogramm ist zunächst, dass es nicht nur kostenlos, sondern auch werbefrei ist. Die hinter der Software stehende JusProg r.V. ist nämlich ein gemeinnütziger Verein ohne finanzielle Gewinn-Absicht – so steht es zumindest auf der Website des Vereins.

Handy-Kindersicherung
Jugendschutzprogramm JusProg

Was die Funktionalität der Jugendschutz-App angeht, so ist JusProg als Zweitplatzierter deutlich unterlegen. Die Kinderschutz-App wurde nämlich nicht dafür ausgelegt, um beispielsweise die Nutzungszeiten einzuschränken oder eine Standortverfolgung zu starten. Stattdessen ist die Anwendung vor allem ein einziger großer Filter für Inhalte. So blockiert JusProg beispielsweise Websites, die für Kinder und Jugendliche unangemessen sind. Dabei können Eltern zwischen mehreren Profilen für unterschiedliche Altersstufen (0, 6, 12 und 16 Jahre) wählen. Das funktioniert browserunabhängig, allerdings nur unter Android. Installiert man die Kinderschutz-Software auf einem iPhone, funktioniert diese wie ein eigener Webbrowser. In jedem Fall können Eltern auch einzelne Websites freigeben oder sperren. Ein weiteres Feature stellt der automatische SafeModus dar, der beispielsweise Horrorfilme aus den YouTube-Ergebnissen (YouTube-Kindersicherung) und erotische Darstellungen aus den Google- und Bing-Suchen entfernt.

Auch in puncto Datenschutz macht JusProg eine gute Figur. Nach eigenen Angaben soll das Jugendschutzprogramm keine persönlichen Daten erfassen; höchstens solche, die für die Funktionalität der Kinderschutz-App unabdingbar sind. Und auch Stiftung Warentest bescheinigte JusProg eine gute Leistung in diesem Bereich.

JusProg Jugendschutzprogramm
JusProg Jugendschutzprogramm
Entwickler: JusProg e.V.
Preis: Kostenlos
‎JusProg - Webbrowser
‎JusProg - Webbrowser
Entwickler: JusProg e.V.
Preis: Kostenlos

Handy-Kindersicherung: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

„Verbot und Kontrolle allein reichen nicht“, erklärt Simone Vintz, Testleiterin bei Stiftung Warentest. Kinder müssten auch die Freiheiten des Internets entdecken und eigene Medienkompetenz entwickeln können. Und dabei sollten Eltern ihre Kinder unterstützen. Aufklärung ist da die beste Medizin, denn so gut eine Kinderschutz-App auch sein mag, einen allumfassenden Schutz wird sie niemals bieten können. Allein schon, weil Smartphones von Freunden nicht unbedingt über eine ähnliche Kindersicherung verfügen. Außerdem ist es wichtig, den Kindern gewisse Freiräume zu gewähren. Das betrifft sowohl ihre Aktivitäten als auch ihre Privatsphäre. Als Unterstützung können Kinderschutz-Apps jedoch durchaus sinnvoll und praktisch sein.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Weolend

    Es ist ein ziemlich nützlicher Artikel, danke!

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