Game-Review: Die Fallout-Reihe unter dem Mikroskop – schlechter als das Original?

7 Minuten
Was damals mit Fallout 1 am 30. September 1997 begann, ist wohl mittlerweile zu einer der bekanntesten Videospielreihen überhaupt geworden. Wie es dazu kam und welche Entwicklung die Fallout-Reihe über die Jahre durchgemacht hat, möchte ich hier klären.
Das Fallout 4 Logo
Das Logo von Fallout ist mittlerweile wohl den meisten Leuten bekannt, denn diese Reihe hat Kult.Bildquelle: Bethesda

Die Fallout-Reihe hat viele Fans. Unter anderem gehöre ich dazu. Zwar war mein Einstieg ursprünglich mit Fallout 3 und nicht etwa einem der Klassiker Fallout 1&2 gegeben, jedoch habe ich dennoch eine brennende Leidenschaft für die Spiele entwickelt. Trotz eher enttäuschenden Entwicklungen der letzten Jahre bin ich nicht allein. Die Fallout-Community ist bis heute aktiv und kontinuierlich damit beschäftigt, die Fallout-Spiele nicht dem Zeitgeist verfallen zu lassen.

Fallout 3

Zwischen Fallout 2 und Fallout 3 gab es einen Umbruch. Nicht nur wurde das Fallout-Franchise an das bekannte Entwicklerstudio Bethesda verkauft, das komplette Spiel veränderte sich. Von einem extrem Rollenspiellastigen, rundenbasierten 2D Spiel, wurde Fallout plötzlich zu einem Action-RPG mit real time Combat und einem ganz anderen Erscheinungsbild. 

Die Grafik der Fallout-Reihe war zeitgenössischen Spielen schon immer etwas unterlegen, dennoch brachte Fallout 3 seinen ganz eigenen Charme in das Capitol Wasteland. Die ehemalige Hauptstadt der USA liegt in Ruinen, die Atmosphäre ist düster und melancholisch. Wo man auch hinschaut, Zerstörung und Elend. Die Welt von Fallout 3 fesselt, man bekommt einen Einblick in eine Zeit nach dem Krieg, eine Welt, die in Schutt und Asche liegt. 

Die Story von Fallout 3 ist vielseitig und in ihrem eigenen Recht ikonisch. Langzeit-Fans der Serie bemängeln zwar schon jetzt den Verlust geliebter Elemente aus den Vorgängern der Serie, doch Fallout 3 kann mit seiner Story noch überzeugen. 

Der Protagonist – also du – wird im Vault geboren und wächst dort mit seinem Vater, der übrigens von Liam Neeson gesprochen wird, auf. Doch plötzlich bricht Panik aus, denn dein Vater ist nirgendwo zu finden. Er hat den Vault verlassen. Ein Akt, der eigentlich unmöglich sein sollte. Du folgst deinem Vater durch die nun geöffneten Vault-Türen hinaus in die Freiheit. Doch was nun? Wo ist dein Vater und warum hat er den Vault überhaupt verlassen? Auf deiner Suche nach Antworten triffst du auf alle möglichen verschiedenen Fraktionen und Ideologien. 

Einige dieser Fraktionen sind bereits aus den Vorgängern, Fallout 1 und Fallout 2, bekannt. Dazu gehören unter anderem die stählerne Bruderschaft und die Supermutanten, die auch bei Fallout 3 eine Rolle spielen. Welches Ende das Spiel nehmen wird, hängt ganz von deinen Entscheidungen ab.

Fallout 3 führt dich in die zerstörte Hauptstadt der Vereinigten Staaten.

Fallout New Vegas

Unter Hardcore-Fans der Fallout-Spiele ist Fallout New Vegas wohl eindeutig der Favorit. Das von Obsidian Entertainment entwickelte und 2010 veröffentlichte Spiel schlägt bis heute Wellen. Viele Fans sehnen sich nach einem weiteren, von Obsidian entwickelten Fallout. Gerade vor dem Hintergrund der letzten Titel, die den Rollenspiel-Aspekt der Reihe immer mehr hinter sich ließen, werden diese Bitten lauter.

Die Story von Fallout New Vegas spielt sich in der Mohave Wüste und New Vegas ab. Du startest das Spiel als Kurier, dem in den Kopf geschossen wurde. Noch verstehst du nicht, warum versucht wurde dein Leben zu nehmen, doch schon bald steckst du mitten in einer großen Verschwörung. Es geht um die Herrschaft über den Strip, den attraktivsten Part von ganz New Vegas. 

Aktuell liegt dieser fest in der Hand von Mister House, doch Revolution und Verschwörung bahnen sich an. Du triffst in New Vegas neben Mister House, der stählernen Bruderschaft und der New California Republic (NCR) außerdem auf Fraktionen wie Cäsars Legion und die Anhänger der Apokalypse. Es liegt an dir zu überlegen, welche Fraktion deine Werte teilt und mit welcher du gemeinsam New Vegas übernehmen möchtest. Die Möglichkeiten scheinen hier nahezu endlos, von Diktatur bis hin zur Anarchie. 

Gerade aufgrund der starken Story und der ausgefeilten Story-Elemente hat das Spiel zahlreiche Fans gefunden. Viele Anhänger der Fallout Reihe sind der Meinung, dass Bethesda das Rollenspiel-Element, das von Anfang an im Vordergrund stand, immer mehr vernachlässigt. Besonders seit der Veröffentlichung von Fallout 4 ist dies ein Punkt, der häufig in der Kritik steht.

Fallout 4 – Das Negative

Fallout 4 ist das aktuellste Fallout-Spiel, auf welches ich mich in diesem Review konzentrieren möchte. Das Spiel kam am 10. November 2015 raus und mit mehr als 1.200 Spielstunden habe ich wohl jedes noch so kleine Detail in Fallout 4 mindestens einmal gesehen. 

Zum Vergleich: Sowohl in Fallout 3 als auch New Vegas habe ich fast jedes Ende erspielt. Dennoch habe ich in beiden Spielen zusammen kaum halb so viele Spielstunden angesammelt wie in Fallout 4. Wie kann das sein? Ein wichtiger Aspekt hierbei ist das offene Ende von Fallout 4. In Fallout 3 und New Vegas endet das Spiel, sobald ein Ende erreicht ist. Dann kannst du einen neuen Spielstand beginnen. Fallout 4 endet nicht nach der letzten Quest. Du kannst also einen Spielstand ewig weiterspielen, auch wenn jede Quest des Spiels bereits erledigt wurde. 

Dies bringt mich zu einem der wohl größten Kritikpunkte, den viele Fans an Fallout 4 haben. Das Spiel enthält durchaus Rollenspiel-Aspekte, doch durch das offene Ende fühlt es sich fast nie so an, als würden die Entscheidungen des Spielers wirklich einen Unterschied machen. Stattdessen fühlt sich das Rollenspiel im Vergleich zu vorherigen Spielen viel gelenkter und berechneter an. Entscheidungen wie die Vereinfachung des Dialogsystems und sich ständig wiederholende Quests verstärken diesen Eindruck nur. 

Mithilfe von Mods können vollständige Dialogfelder erzeugt werden.

Fallout 4 – Das Positive

Doch nicht alles ist an Fallout 4 schlechter als an seinen Vorgängern. So bringt Fallout beispielsweise ein ganz neues Bausystem in das Spiel ein, das unheimlich viel Potenzial für kreative Entfaltung bietet. Fängt man einmal an eine Siedlung auszubauen, dann sind schnell mal einige Stunden vergangen bis einem die Ressourcen ausgehen. Auch das Waffen- und Kampfsystem ist um einiges besser ausgefeilt und fast auf dem Level von FPS Spielen. Dies spart eine ganze Menge Frustration und macht es viel spannender, mit den unterschiedlichen Waffen des Spiels zu experimentieren. 

Die Story von Fallout 4 ist im Vergleich zu vorherigen Spielen jedoch ziemlich schwach. Nicht zuletzt, da sich wohl eher wenige Spieler mit der Rolle des besorgten Elternteils identifizieren können. So ist es für mich beispielsweise schwer, in die Rolle der besorgten Mutter zu schlüpfen, wenn ich eigentlich nur mit einem Vertibird Mutanten töten will. Ich kann an dieser Stelle jedem die Erweiterungen, insbesondere Far Harbor, ans Herz legen. Far Harbor überzeugt mit einer spannenden Story, interessanten Fraktionen und einer ganz neuen Spielerfahrung. 

Das neue Fallout, ein Downgrade?

Alteingesessene Fans der Fallout-Spiele ziehen öfters mal über das neue Fallout unter Bethesda her. Doch ist das neue Fallout wirklich so viel schlechter als die originalen Spiele es waren? 

Meine persönliche Antwort auf diese Frage ist nein. Die neue Aufmachung der Reihe ermöglicht einer Vielzahl an neuen Spielern Zugang zur Welt von Fallout. Meiner Meinung nach ist dies nie etwas schlechtes. Wir sollten uns freuen, dass Fallout noch immer eine treue und stetig wachsende Fanbase um sich hat, denn nur so können wir auf Verbesserungen in zukünftigen Spielen hoffen. 

Generell sind Videospiele, wie jede andere Form der Unterhaltungsmedien, unheimlich subjektiv. Was manchen große Freude bereitet mag andere enttäuschen und langweilen. Also auch wenn manch ein langzeit Fan mit den neueren Spielen nicht zufrieden ist, haben diese durchaus eine Existenzberechtigung. Denn egal wie gut das Rollenspiel in den klassischen Fallout-Spielen war, niemand kann leugnen, dass Videospiele schlecht altern und Neuerung für jede Spielreihe notwendig ist, wenn diese auch in Zukunft noch Bestand haben soll.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Andreas Bartz

    Ist der Artikel schon etwas älter? Ansonsten würde es mich wundern, dass auf Fallout 76 überhaupt nicht eingegangen wurde, noch nicht einmal erwähnt wurde, warum man auf den Teil nicht weiter eingeht. Meiner persönlichen Meinung nach übrigens ist die Fallout-Reihe ein Singleplayer-Spiel und sollte es auch bleiben. A pro pos persönlich: Auf meiner persönlichen Wunschliste ständen oben: Fahrzeuge (Ich werde durch die Gegend gebeamt, wie bei Star Trek und fliege im Vertibird durch die Luft, aber für einen simplen Jeep reicht es nicht? Come on.) und eine zeitgemäße, weniger verbugte Graphic-Engine. Ansonsten trifft der Artikel auch meine Einschätzung.

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    • Nutzerbild Corinna Oettinger inside digital Team

      Lieber Andreas,

      dass ich auf Fallout 76 nicht explizit eingegangen bin war tatsächlich eine bewusste Entscheidung. Es gibt über das Spiel und alles drumherum so viel zu sagen, dass es wenn überhaupt einen ganz eigenen Artikel verdient. Auch meiner Meinung nach ist Fallout ein Singleplayer-Spiel. Gerade deshalb habe ich selbst zu Fallout 76 auch einige Meinungen, welche diesen Artikel vollkommen überwältigt hätten. Es freut mich, dass wir uns ansonsten bezüglich unserer Einschätzungen übereinstimmen. Fahrzeuge und weniger Bugs klingen definitiv nach Dingen, die auch ich mir für die Zukunft wünschen würde.

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  2. Nutzerbild Orte

    Das mit Fallout 3 ist soweit ich weiß falsch

    Hat man nämlich DLCs so wird die Story beim glaube Broken Steel DLC weiter geführt mit neuen Quests ohne DLCs hat man natürlich recht aber mit DLCs stimmt das nicht

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    • Nutzerbild Corinna Oettinger inside digital Team

      Lieber Orte,

      Da hast du Recht! Der Grund, warum ich nicht für jedes Spiel auf DLCs und Mods eingegangen bin ist lediglich, dass dies den Rahmen des Artikels gesprengt hätte.

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