Dortmund ist wieder Pokémon-Hauptstadt Europas
Anders als im Vorjahr ist das Pokémon Go Fest in Dortmund im Jahr 2019 (Öffnungszeiten: 4. bis 7. Juli, jeweils zwischen 10 und 18 Uhr) nicht für jeden Spieler frei zugänglich. Ein Ticket ist Voraussetzung, um Zugang zu der Veranstaltung zu bekommen. Und damit alles in geordneten Bahnen verläuft, bauen emsige Arbeiter schon am Mittwoch die notwendigen Zugangsschleusen auf. Nichts wird dem Zufall überlassen. Wer ein Ticket ergattert hat, kann am jeweils gebuchten Tag im Westfalenpark auf die Jagd nach Pokémon gehen oder gegen andere Trainer kämpfen. Nur am gebuchten Tag ist die Event-Spielmechanik in der Pokémon-Go-App freigeschaltet.
Die Entwickler von Niantic haben sich einiges einfallen lassen, um tausende Spieler auch in diesem Jahr wieder nach Dortmund zu locken. Spezielle Herausforderungen und Belohnungen warten im Gameplay. Die Spieler sollen im Westfalenpark zum Beispiel zusammen an Forschungsprojekten arbeiten, um besondere Belohnungen freizuschalten. Fotopunkte mit den Lieblings-Pokémon und Team-Lounges laden zum Verweilen ein. Food Trucks stehen für das leibliche Wohl bereit. Ähnliche Pokémon-Go-Großevents gibt es sonst übrigens nur in Chicago in den USA und in Yokohama in Japan.
Pokémon Go Fest in Dortmund: Jetzt geht’s rund
Die Veranstalter erwarten am ersten Juli-Wochenende mehr als 170.000 Besucher im Westfalenpark. Sie reisen aus ganz Europa an. Auch wenn der Hype um Pokémon Go ein Stück weit nachgelassen hat, eine große Fanbase gibt es nach wie vor. Und anders als bei anderen Veranstaltungen kommen die Fans nicht nur, um nur zum Beispiel fetziger Musik zu lauschen. Sie wollen ihr Handy nutzen. Und das nahezu ununterbrochen. Eine große Herausforderung auch für die Mobilfunk-Netze in Dortmund. Die Netzbetreiber reagieren mit aufwendigen Aufrüstungen ihrer Netztechnik auf den zu erwartenden Besucheransturm.
Stefan Braun ist Techniker bei der Firma Abel Mobilfunk und fährt für Telefónica Deutschland kreuz und quer durch die Republik. Sein Auftrag: Sogenannte Mobile Base Stations (MBS) aufstellen. Sie sind bei Großveranstaltungen inzwischen unverzichtbar. Dabei handelt es sich um kleine LKW mit hochmoderner Mobilfunktechnik. Einerseits im Laderaum, aber – noch viel wichtiger – auch auf dem Dach. Dort ist nämlich unter anderem eine hydraulisch ausfahrbare Mobilfunkantenne montiert. Und die hat es in sich. Schließlich ist sie satte 20 Meter lang. „Es ist durchaus eine Herausforderung einen solchen LKW zu fahren. Die größtenteils einseitig aufliegende Last ist nicht ohne“, weiß Braun zu berichten.
O2 rüstet mit drei Mobile Base Stations (MBS) auf
Drei dieser komplexen Fahrzeuge sind von Telefónica Deutschland in den Westfalenpark beordert worden. Zwei davon stehen an den westlichen und östlichen Enden des 70 Hektar großen Areals. Eine Einheit zentral in der Mitte. Zusammen decken sie das Gelände mit 27 Sektoren ab. Das Ziel ist dabei klar: Die Kapazitäten des Telefónica-Netzes für die Gamer auf dem Pokémon Go Fest deutlich nach oben schrauben. Und das ist gar nicht so einfach. Vor allem geschieht es nicht mal eben so im Vorbeigehen.
„Ehe wir eine Mobile Base Station hier nach Dortmund fahren können, sind umfangreiche Genehmigungsverfahren notwendig“, weiß Hashem Farahi zu berichten. Er ist bei Telefónica Deutschland für die Funknetzplanung verantwortlich und steht regelmäßig mit der Bundesnetzagentur in Kontakt. „Erst mit der Erlaubnis der Netzagentur dürfen wir unsere Sektor- und Richtfunkantennen aufbauen.“ Dabei sorgen die Richtfunkantennen dafür, dass eine Verbindung zum Kernnetz besteht. Die Sektorantennen sind für die Mobilfunk-Kunden wichtig, damit sie mit ihren Handys überhaupt eine Verbindung herstellen können – zum Beispiel zu den Pokémon-Go-Servern.
Mehr Mobilfunk gibt’s nicht per Fingerschnipp
Und selbst wenn die Bundesnetzagentur die passenden Bescheinigungen nach entsprechender Prüfung verschickt hat, ist noch längst nicht alles erledigt. „Es müssen diverse Parameter beachtet werden, um eine zusätzliche, mobile Basisstation ins Netz zu integrieren“, sagt Farahi. Andernfalls habe das unmittelbare Auswirkungen auf die gesamte Netzperformance. „In Summe brauchen wir drei bis vier Monate Vorlaufzeit, ehe wir eine MBS zu einer Veranstaltung fahren können“, verweist der Netzplaner auf umfangreiche Vorarbeiten. Einfach losfahren und aufstellen, das sei aus den genannten Gründen schlicht nicht möglich.
Für das Pokémon Go Fest 2019 sieht sich Telefónica unterdessen bestens aufgestellt. „Im vergangenen Jahr hatten wir zwei MBS hier im Westfalenpark stehen – und hatten noch Kapazitäten frei. Jetzt haben wir auf drei Stationen aufgerüstet. Ich habe keine Angst vor den kommenden Tagen“, sagt Netztechniker Braun.
Viel zusätzlicher Datenverkehr
Er schätzt, dass pro Tag etwa 500 bis 600 GB zusätzlicher Datentraffic durch das Pokémon Go Fest im Telefónica-Netz zu verteilen sind. Und um das zu schaffen, nutzt Telefónica nicht nur Erweiterungen in der GSM- und UMTS-Technik, sondern auch LTE 1800, 2100 und 2600.
Neben den drei eingesetzten MBS hat Telefónica übrigens auch die Kapazität der umliegenden Mobilfunkanlagen auf ein Maximum erhöht. Sie stellen den Spielern zusätzliche LTE-Kapazitäten auf 800 MHz zur Verfügung. Die volle Bandbreite an verfügbarem Frequenzspektrum wird also ausgeschöpft.
Telefónica nutzt auch Carrier Aggregation
Nutzer des Telefónica-Netzes sollen auch durch Carrier Aggregation reibungslos Pokémon-Monster fangen können. Durch diese Technik werden einem Nutzer mehrere einzelne Frequenzblöcke zugewiesen. Dadurch erhöht sich die maximal nutzbare Datenrate. In Dortmund auf bis zu 300 Mbit/s im Down- und 50 Mbit/s im Upstream, so Braun. Über ein spezielles Monitoring werde überwacht, dass es zu keinen Problemen komme. Diese Überwachung nehme man aber nicht vor Ort in Dortmund vor, sondern in der Netzsteuerung in München.
Kapazitätserweiterungen hat übrigens natürlich nicht nur Telefónica Deutschland vorgenommen. Auch Vodafone und Deutsche Telekom sind mit zusätzlichen Sendemasten im Westfalenpark vor Ort. Teils in direkter Nachbarschaft zu den MBS von O2. Und auch das bedarf direkter Absprachen untereinander, berichtet Netzplaner Farahi. Klappe aber in aller Regel auf dem kurzen Dienstweg und ohne nennenswerte Probleme. „Man darf sich halt nicht in die Quere kommen, sonst gibt es für alle Beteiligten nur Probleme.“
Das nächste Großevent steht schon vor der Tür
Und so dürfen sich alle Spieler von Pokémon Go auf das freuen, was sie ab Donnerstag in Dortmund erwartet. Ein Mobile-Gaming-Festival der Superlative, auf das auch Stefan Braun schon mit einem Lächeln im Gesicht blickt. Der Netztechniker ist gedanklich aber auch schon woanders. Denn wenn das Pokémon Go Fest in Dortmund endet, fährt er direkt weiter. Nach Cuxhaven. Zum Deichbrand Festival.
Und auch dort wird er dann wieder im Auftrag von Telefónica Deutschland tausenden Mobilfunkkunden per MBS die Möglichkeit schaffen, direkt vom Veranstaltungsgelände Fotos und Videos mit den Liebsten zu teilen. Welch planerischer und technischer Aufwand dafür notwendig ist, wissen vermutlich auch an der Nordsee die Wenigsten.