Europaweiter Stecker-Standard: Apple sagt nein

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Die kürzlich erneut aufkommende Diskussion über einen europaweiten Smartphone-Stecker-Standard erregt die Gemüter. Will die EU den Smartphone-Riesen Apple dazu zwingen, auf einen einheitlichen USB-C-Stecker umzusteigen? Apple selbst wehrt sich und argumentiert, dass eine solche Einführung seine Fähigkeit zur Innovation beschränkt.
USB-C-Stecker mit rotem Kabel.
Bildquelle: Pixabay

Vor knapp elf Jahren hatte die EU-Kommission eine Diskussion über einen europaweit einheitlichen Standard für Handy-Ladekabel angestoßen. Viel passiert ist seither nicht. Nun geht die Diskussion weiter. Der Grund dafür war eine Rede des Vizepräsidenten der EU-Kommission Maroš Šefčovič am 13. Januar in Straßburg. Dieser kündigte die Veröffentlichung einer Studie an, die die Möglichkeit zur Einführung eines Standard-Ladegeräts klären soll. Außerdem will die Kommission erneut Möglichkeiten prüfen, um die Industrie zur Einführung eines Standards zu bewegen.

Mehr Platz = weniger Innovation

Nach zahlreichen hitzigen Schlagzeilen und Diskussionen meldete sich der US-Konzern Apple am gestrigen Donnerstag in einer Pressemitteilung zu Wort. In dieser argumentiert der Smartphone-Riese, dass ein verpflichtender Standard die „Innovation behindert, statt dazu zu ermutigen“. Apple fürchtet beispielsweise, den geringfügig größeren Platzbedarf der USB-C-Buchse gegenüber der hauseigenen Lightning-Buchse. Wenige Millimeter, die Apple scheinbar lieber für das Design, Sensoren, Antennen und ähnliches verwenden möchte.

Ein anderer Grund, weshalb Apple gegen einen Standard-Stecker ist, dürfte allerdings sein, dass das Unternehmen möglicherweise schon längst an vollkommen kabellosen Geräten arbeitet. Beispielsweise ein iPhone, das komplett kabellos aufgeladen wird. Andere Anschlüsse wie die Kopfhörer-Buchse hat Apple schließlich bereits abgeschafft.

USB-C könnte Kunden verärgern

Ein weiterer Grund gegen einen Einheitsstecker nennt Apple auch: Das Unternehmen habe mehr als eine Milliarde Geräte mit Lightning-Anschluss ausgeliefert. Zubehörhersteller haben weitere Millionen solcher Anschlüsse in Umlauf gebracht. Diese Geräte würden durch einen neuen Stecker-Standard unbrauchbar oder zumindest schwieriger nutzbar sein.

Verwunderlich ist jedoch, dass Apple einen neuen Stecker-Standard aus diesem Grund ablehnt, aber ähnliche Schritte in der Vergangenheit schon öfter selbst durchführte. 1998 verabschiedete sich der Konzern beispielsweise vom Apple Desktop Bus und setzte erstmals auf USB. Millionen Peripheriegeräte wurden somit nutzlos.

Im Jahr 2012 verabschiedete sich Apple schließlich vom klobigen 30-poligen Stecker, der noch in der 4er Generation des iPhones verwendet wurde, und setzte stattdessen auf das deutlich kleinere Lightning-Kabel, das noch bis heute verwendet wird. Das Ergebnis: Etliche Zusatzprodukte wurden unbrauchbar.

Die Stecker-Standards: Micro-USB, USB-C und Lightning

Zuletzt 2009 bewegte die EU zahlreiche Handyhersteller dazu, auf ein einheitliches Ladekabel zu setzen. Das Ergebnis war schnell sichtbar. Aus den damals bis zu 30 unterschiedlichen Steckern und Ladegeräten wurden schnell nur noch zwei: Micro-USB und eben Apples Lightning beziehungsweise damals noch den 30-poligen-Anschluss. Die Vereinbarung zum Ladekabel-Standard unterzeichneten damals unter anderem LG, Motorola, Nokia, Samsung und auch Apple. Apple verwendete aber nicht den bei Android üblichen Micro-USB-Stecker, sondern lediglich Netzteile mit USB-Buchse, die auch mit Kabeln anderer Hersteller kompatibel waren.

Auf dem Smartphone-Markt verwenden heutzutage jedoch die meisten Hersteller das weiterentwickelte USB-C. Dieser ist ähnlich flach wie Micro-USB, dafür aber deutlich leistungsfähiger und praktischer – weil er beidseitig verwendbar ist. Den Micro-USB-Anschluss verwenden mittlerweile nur noch günstige E-Reader, kleine Gadgets mit geringem Stromverbrauch und sehr wenige Handy-Anbieter.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Christian Wolff

    Es ist schwierig, einem angebissenen Apfel die hülfreiche Funktion von Steckeradaptern zu erklären.

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  2. Nutzerbild Richard

    In der Regel mehrere hundert oder tausend Kilometer von Zuhause weg sitzen im EU Parlament hunderte von Idioten, die regelmäßig ihre Smartphone Ladestecker vergessen. Wenn man dann vom Sitznachbarn oder Fraktionskollegen einen ausleihen will, passt der nicht immer. So werden dann Regelungen erdacht, die niemand wirklich braucht, die kaum jemandem außer den Vorgenannten Nutzen, aber einen riesigen Wirbel verursachen. Sich mal mit den echten anstehenden Problemen der EU Bürger zu beschäftigen ist für die extrem überbezahlten Herrschaften (und natürlich auch Damen, Transgender Menschen etc.) wahrscheinlich viel zu banal, aussichtslos und vor allem auch zu anstrengend.

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