Deutsche Bahn schafft die Bahncard ab: Stichtag ist der 9. Juni

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Die Deutsche Bahn wird digitaler – zum Leidwesen jener, die kein Smartphone nutzen. Ab sofort gibt die Bahn die Bahncard für neue Kunden nicht mehr als Plastik-Version aus. Auch Bestandskunden werden ab Sommer keine Bahncard mehr bekommen.
Bahncard 25: Die Bahncard verschwindet
Bahncard 25: Die Bahncard verschwindet Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Die Deutsche Bahn schafft die Bahncard ab. Zumindest in der Plastik-Variante. Was zunächst seit Dezember nur für die Probe-Bahncard, die drei Monate gültig ist, galt, gilt bald für (fast) alle anderen Karten. In diesen Tagen informiert die Bahn ihre bestehenden Bahncard-Kunden, dass neue Bahncards, die nach dem 9. Juni 2024 gültig werden, nicht mehr in Form von Plastikkarten ausgegeben werden. Sie sind nur noch digital im Bahn-Kundenkonto hinterlegt und müssen bei einer Kontrolle über den DB Navigator auf dem Smartphone aufgerufen werden. Wer kein Smartphone hat, soll ein ausdruckbares PDF mit einem QR-Code bekommen können, das er dann vorlegen muss. Eine Alternative zur Digitalisierung der Bahncard sieht die Bahn nicht vor.

Bahncard 25 und Bahncard 50 verschwinden

Schon seit Dezember gibt es die Probe-Bahncards nur noch als digitale Variante im DB Navigator. Zuletzt wurde die Bahn dafür kritisiert, dass Sparpreise nur noch buchbar sind, wenn du eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angibst. Buchungen im Reisezentrum oder Automaten sind so nicht mehr möglich und insbesondere ältere Fahrgäste fühlen sich ausgeschlossen.

Die Deutsche Bahn gibt im Jahr nach eigenen Angaben 5,1 Millionen der Rabattkarten aus. Die Abschaffung der Plastik-Version würde eine Menge Plastik einsparen. Auch der Verlust oder ein Vergessen sei nicht möglich, wenn sie digital im DB Navigator hinterlegt sei, macht die Bahn ihren Fahrgästen die Abschaffung schmackhaft. 60 Prozent der Fahrgäste mit der Rabattkarte nutzen nach DB-Angaben bereits jetzt die digitale Form der Karten in der App DB Navigator. Denn dort ist sie schon seit Langem zusätzlich zur Plastikkarte hinterlegt.

Kunden, die den Weg der Digitalisierung nicht mitgehen wollen, können kündigen, teilte die Bahn mit. „Für BahnCards mit Gültigkeitsbeginn ab dem 09.06.2024 oder später haben Sie aufgrund der Digitalisierung ein Sonderkündigungsrecht. Sie können dieses Sonderkündigungsrecht wahrnehmen, indem Sie innerhalb von vier Wochen nach Zugang dieses Schreibens in Textform gegenüber der DB Fernverkehr AG (z. B. über das Kündigungsformular) kündigen“, heißt es in dem Schreiben an die Kunden.

Kritik von Verbraucherschützern

Verbraucherschützer sehen die Pläne kritisch. Dass die Deutsche Bahn Kunden, die keinen digitalen Zugang haben, geradezu von Tarifvorteilen ausschließen will, sei ärgerlich, ließ die Chefin der Verbraucherzentrale Bundesverband, Ramona Popp, wissen. „Mit der Ankündigung der Deutschen Bahn, die BahnCard nur noch digital anzubieten, werden Menschen ohne digitalen Zugang von der Rabattmöglichkeit ausgeschlossen.“ Das betreffe auch Kunden, die sparsam mit ihren Daten umgehen und nicht überall ein Kundenkonto haben wollen. Der ersatzweise gültige Papierausdruck müsse auch für Menschen ohne digitales Kundenkonto zugänglich sein, etwa, indem es im Reisezentrum ausgehändigt wird.

Offenbar keine Änderung bei Bahncard 100

Die Bahncard 100, die Flatrate für Fahrten mit fast allen Zügen in Deutschland, ist jedoch weiterhin nicht digital nutzbar. Nur das in dem Ticket enthaltene Deutschlandticket ist seit dem Jahreswechsel als (ausschließlich) digitales Ticket hinterlegt. Warum sich die Bahn gerade bei diesem Vielfahrerticket so schwertut, es zu digitalisieren, ist unklar. Die Plastik-Version der Bahncard 100 bietet spätestens mit der Abschaffung des Fotos des Eigentümers kaum noch Sicherheit für die Bahn, dass der Fahrgast nicht eine gefälschte oder gestohlene Bahncard vorzeigt. Eine Ausweiskontrolle findet in der Praxis nicht statt. Zudem schließt die Bahn ausgerechnet die Vielfahrer von Funktionen wie dem Komfort-Checkin aus. Mit der Abschaffung der Plastik-Bahncards für andere Kunden dürften außerdem die Produktionskosten für die 100er-Variante steigen.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Wie viele Konten soll man haben?
    Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Toom, Rentenkasse, Finanzamt, Krankenkasse, Versicherung, noch eine Versicherung, und noch eine Versicherung, Verkehrsamt, und im Auto muss ich mich auch schon mit Account beim Hersteller anmelden, die Waschmaschine will auch ein Account, beim Fitnesstracker muss ich mich auch mit Acc anmelden.
    Diverse Streamingservices und Onlineshops und und und.
    Die Entwicklung macht mir persönlich Angst.
    Dass jetzt ein paar Rabattkarten nur noch Online gibt, ist kein Weltuntergang, aber die DB macht sich dadurch nicht beliebter.

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  2. Nutzerbild Paul

    Da es ja Version zum Selbstausdruck geben soll finde ich das okay. Ein App-Zwang wäre der falsche Weg, was ja leider beim D-Ticket so gehandhabt wird. Ich nutze es gern digital, möchte aber nicht dafür zwingend eine App installieren, sondern lediglich den QR-Code im z.B. Browser oder Email anzeigen.

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