Benzin und Diesel: Abzocke statt Tankrabatt? Was Autofahrern jetzt wirklich droht

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Nach Monaten immer neuer Rekordpreise werden Benzin und Diesel ab dem 1. Juni deutlich günstiger. Bis zu 30 Cent pro Liter sollen Autofahrer an Tankstellen weniger bezahlen. Doch bereits vor dem Start des Tankrabatts steht fest: Beim Autofahrer wird der Rabatt wohl nicht ankommen. Im Gegenteil.
Benzin und Diesel jetzt deutlich günstiger? Was Autofahrern statt Tankrabatt wirklich droht
Benzin und Diesel jetzt deutlich günstiger? Was Autofahrern statt Tankrabatt wirklich drohtBildquelle: Balázs Kadlicskó / Unsplash

Nach einer kurzen Erholung Mitte April, als der Preis für einen Liter Benzin kurzzeitig unter die 2-Euro-Marke rutschte, steigen die Spritpreise wieder. Noch nie waren Benzin und Diesel so teuer wie jetzt. Auch der Politik sind gut 2 Euro pro Liter zu viel. Die Bundesregierung trat auf die Bremse. Was folgte, war eine Preissenkung, die den Steuerzahler Milliarden kostet, ihn aber gleichzeitig entlasten soll. Pro Liter Benzin sinkt der Preis ab dem 1. Juni um 30 Cent. Wer einen Diesel fährt, soll an der Tankstelle 14 Cent pro Liter weniger zahlen. Drei Monate lang will man so Autofahrer entlasten. Doch vieles spricht dafür, dass der Tankrabatt die Spritpreise nur für wenige Tage drücken kann – wenn überhaupt. Stattdessen drohen sogar höhere Spritpreise, Staus an Tankstellen und sogar ein Komplettausfall.

Bleiben Benzin und Diesel trotz Tankrabatt teuer?

Dass der Tankrabatt der Regierung sich schnell in Luft auflösen dürfte, zeigt das Beispiel Spanien. Im Februar erreichte der Liter Benzin, etwa in der Region Málaga, Rekordpreise von 1,60 Euro. Nur drei Monate zuvor kostete der Liter noch 1,17 Euro. Auch die spanische Regierung griff ein. Der Ministerpräsident Pedro Sánchez machte zum 1. April – ebenfalls für zunächst drei Monate – den Sprit billiger. Der Preis für Benzin und Diesel sollte um 20 Cent pro Liter fallen. Heute kostet ein Liter Benzin in Málaga 2,01 Euro, wie diese Grafik zeigt.

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Da Tankstellen in Spanien die 20 Cent aber erst beim Bezahlen an der Kasse abziehen, bezahlt man statt den an der Zapfsäule angegebenen 2,01 Euro „nur“ 1,81 Euro. Doch selbst dieser Preis liegt, trotz Tankrabatt, deutlich über dem, der vor dem Rabatt für Rekordhochs sorgte. Selbst auf den Kanaren, wo die Spritpreise 2021 noch unter einem Euro lagen, kostet der Liter Superbenzin derzeit rund 1,40 Euro.

Steigen die Spritpreise sogar auf 2,70 Euro?

Auch in Deutschland steigen die Preise für Benzin und Diesel immer weiter. Allein im Mai ist der Benzinpreis um 16 Cent gestiegen. Läuft es wie bisher, dürften die 30 Cent Tankrabatt in spätestens drei Monaten wieder ausgeglichen sein. Und sollte die Regierung den Tankrabatt nicht verlängern, dürften dann von einem Tag auf den anderen 30 Cent aufgeschlagen werden. Der Spritpreis könnte am 1. September also schlimmstenfalls bei 2,70 Euro pro Liter Superbenzin liegen. Übrigens: An Weihnachten 2021 kostet ein Liter Benzin weniger als 1,60 Euro!

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Der CDU-Verkehrsexperte Thomas Bareiß warnt sogar vor Abzocke. „Die Gefahr ist groß, dass die längst überfällige Steuerentlastung nicht beim Autofahrer ankommt. Wenn die Bundesregierung zulässt, dass die Mineralölkonzerne auf Kosten der Steuerzahler ihre Bilanzen aufbessern, wäre das ein Skandal.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck befürchtet sogar, dass die Spritpreise nicht sinken, sondern kurzfristig sogar steigen könnten, „wenn alle am 1. Juni zur Tankstelle fahren“. Durch die höhere Nachfrage werde das Benzin auf einmal ein noch kostbareres Gut. „Dann haben wir den Preis gesenkt, aber in Wahrheit geht er nach oben“, erklärt Habeck im Interview mit ntv.

Tankrabatt: Wer wirklich davon profitiert

Hinzu kommt: Es werden immer mehr Stimmen laut, die behaupten, der Tankrabatt wird in die Taschen der Öl-Bosse fließen, statt beim Autofahrer anzukommen. Der Berliner Kurier spricht von einer miesen Masche und warnt: „Die Öl-Multis wollen beim Entlastungspaket kräftig absahnen.“ Der Trick, den die Experten dahinter vermuten: Die Konzerne könnten die Preise noch im Mai kräftig anheben. Dann würden sie auch nach Senkung der Spritsteuer richtig Kasse machen. Und allem Anschein nach werden die Experten recht behalten.

Auch der Tankstellenverband TIV ist sich sicher, dass der Tankrabatt den Ölkonzernen mehr hilft als den Autofahrern. „An dem gesamten Krisenszenario verdienen sie sich eine goldene Nase“, sagte TIV-Sprecher Herbert Rabl der Bild. Denn: Das Kartellamt hat zwar angekündigt, die Entwicklung der Spritpreise genau zu beobachten und gegebenenfalls einzugreifen. Aber kurzfristig kann das Amt die Ölkonzerne nicht davon abhalten, Teile des Tankrabatts einzustreichen.

Benzin-Experte warnt vor Horror-Preisen und geschlossenen Zapfsäulen

Mit einer Preiserhöhung von 16 Cent vom 1. bis zum 31. Mai pro Liter Super ist die Hälfte des Tankrabatts bereits drin. Und dass die Öl-Konzerne aus Krisen Kapital schlagen und abkassieren, zeigte sich zu Beginn des Krieges in der Ukraine. Medienberichten zufolge haben die großen Mineralölkonzerne ihren Gewinn zwischen Januar und März im Durchschnitt verdoppelt.

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Darüber hinaus sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Freier Tankstellen in einem Interview vor Kurzem: „Wir werden bald wieder Preise über zwei Euro pro Liter für Benzin sehen, vielleicht 2,20 Euro pro Liter.“ Und der Experte warnt davor, dass Tankstellen sogar leer laufen könnten. Selbst, wer die Horror-Preise zahlen will, könnte dann an verschlossenen Zapfsäulen stehen.

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8 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Hans Meiser

    Das kommt eben davon, wenn man sich alles kampflos gefallen lässt, in Deutschland. ^^

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  2. Nutzerbild Frei

    Den größten Anteil von Spritpreis kassiert der deutscher Staat / durch Steuern und Zwangsabgaben!
    https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.benzin-ohne-steuer-rechenbeispiel-mhsd.1d7d16c6-f7e7-41e6-9824-0dc53acaa8f5.html

    Die Preissenkungs- Anpassung kann etwas dauern. Den die Anbieter wollen erst den teurer eingekauften Spritt abverkaufen…

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    • Nutzerbild Frei

      Aber ob die Anbieter nach Priserhöhung (die garantiert kommt!) auch den günstiger eingekauften Sprit auch günstiger verkaufen?

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  3. Nutzerbild FaktenCheck

    1,82 kostet der Liter E10 heute Morgen – das sind genau 35 Cent weniger.
    Was nun – wieder alle falschen Vermutungen aufgesessen, aber Hauptsache mal laut mitgeredet?

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  4. Nutzerbild Vielfahrer

    Eigenartigerweise wird aber der günstig eingekaufte Sprit bei Eintreten unvorhersehbarer Ereignisse UMGEHEND teurer verkauft, ohne abzuwarten, bis dieser aus den Vorratstanks abgeflossen ist.
    Es ist also stets zu Gunsten der MÖ-Konzerne!

    In der freien Marktwirtschaft, wo zumindest kein Mono- oder Oligopol herrscht, hätten solche Unternehmen längst gravierende Probleme am Absatzmarkt!

    Wann endlich greift der Staat hier durch, um die Interessen seiner Wähler/Steuerzahler/Bürger zu wahren?

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    • Nutzerbild Frei

      Die vielen Miliarden Subventionen für 9 Euro Ticket bezahlen auch die Bürger = Volk = DU und ICH durch Steuern!
      Defakto keine Bürger Entlastung, sondern nur Verschiebung auf Später!

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  5. Nutzerbild Basti

    Vor drei Wochen war es billiger als jetzt

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  6. Nutzerbild Andy

    Alles Lug und Trug die Konzerne machen sich die Taschen voll und von den versprochenen 16,5 Cent sind allemal nur 6 Cent beim Diesel-Fahrer angekommen, eine bodenlose Frechheit

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