Telekom: Kein Highspeed-Internet im ICE

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Wer die Begriffe Deutsche Bahn und Internet in Verbindung bringt, rollt oft mit den Augen. Und das wird wohl auch so bleiben. Denn wie jetzt bekannt wird, ist es nicht geplant, Highspeed-5G in die Züge der Bahn zu bringen.
Ein ICE im Berliner Hauptbahnhof
Ein ICE im Berliner HauptbahnhofBildquelle: Deutsche Bahn

Die Telekom arbeitet, was die Versorgung der eigenen Kunden an den Bahnstrecken angeht, eng mit der Deutschen Bahn zusammen. Im Sommer vergangenen Jahres hat die Telekom angekündigt, zusammen mit der Deutschen Bahn bis zum Jahr 2026 die Strecken so auszubauen, dass jeder Telekom-Kunde mit etwa 200 Mbit/s mit seinem Handy surfen kann, wenn er im ICE sitzt.

Das ist angesichts der zur Verfügung stehenden Frequenzen ein sehr ambitionierter Plan, der aus unserer Einschätzung auch nicht zu halten ist. Der neue ICE 3 neo hat beispielsweise 439 Sitzplätze. Geht man nun davon aus, dass etwa ein Drittel der Fahrgäste im Netz der Telekom surfen, hieße das, dass grob 145 Kunden mit 200 Mbit/s versorgt werden müssen. „Der Wert gilt nicht für den ganzen Zug, sondern pro Fahrgast“, betonte Telekom-Chef Tim Höttges seinerzeit ausdrücklich. Bei 200 Mbit/s für jeden der 145 Fahrgäste müsste die Telekom jedoch entlang der Strecken 29 Gbit/s (!) bereitstellen. Technisch ist das nicht machbar.

So viel Internet ist realistisch

Tatsächlich realistisch ist, dass die Telekom entlang der Bahn-Strecken neben den Frequenzen um 800 MHz auch alle Sender mit Frequenzen um 1.800 und 2.100 MHz ausstattet. Zusammen kommt die Telekom hier auf 2 x 60 MHz Spektrum. Je 2 x 10 MHz Spektrum lassen sich – sehr allgemein gesprochen – 75 Mbit/s übertragen, sodass die Telekom bei dieser Frequenz-Konstellation auf eine Gesamt-Kapazität von 450 Mbit/s käme. Würden nun alle 145 Fahrgäste gleichzeitig streamen oder einen Download durchführen, bliebe pro Fahrgast eine Bandbreite von 3 Mbit/s. Dabei sind die normalen Nutzer außerhalb des ICE und die Versorgung des WLAN-Hotspot im Zug, den die Telekom zusammen mit Vodafone und O2 übernimmt, noch gar nicht berücksichtigt.

Kein Highspeed-5G der Telekom entlang der ICE-Strecken

5G auf den Highspeed-Frequenzen um 3,6 GHz wird für die Versorgung im ICE keine Rolle spielen. Das sagte jetzt Telekom-Technik-Chef Walter Goldenits in einem Video des Konzerns. Die Frequenzen des Frequenzbandes N78 werden keine Rolle spielen. Der Grund sei einerseits der verbaute Repeater, der kein 5G unterstütze. Doch es sei auch so, dass hohe Geschwindigkeiten (wie im ICE) und hohe Frequenzen wie jene um 3,6 GHz extrem schwierig zusammen umzusetzen seien. Hinzu kommen aber vermutlich auch die Ausbreitungseigenschaften der Frequenzen: Die Reichweite ist hier auf wenige hundert Meter limitiert.

Goldenits versprach aber, dass die Zusage, LTE-Spektrum im Mid- und Low-Band-Bereich (das sind die erwähnten Frequenzen um 800, 1.800 und 2.100 MHz) an die Strecke zu bringen und Lücken im Netz zu schließen, weiter besteht. Im Übrigen hätte die Telekom noch ein Ass im Ärmel: Downlink-Frequenzen um 1.500 MHz mit einem Spektrum von 20 MHz könnten weitere 150 Mbit/s im Downstream bringen. Allerdings unterstützen das viele Handys nicht. Ob die im ICE verbauten Repeater und der WLAN-Hotspot diese ungewöhnlichen Frequenzen unterstützen, ist unklar. Aktuell nutzt die Telekom diese Frequenzen primär dort, wo viele Kunden auf das Telekom-Hybrid-Angebot zugreifen und das Festnetz durch Mobilfunk unterstützt wird. Die 700-MHz-Frequenzen will die Telekom indes exklusiv für 5G Standalone einsetzen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Frei

    Die Bahn könnte aber in Zügen, in den die beschichteten Scheiben Funk bedämpfen, wenigstens passive Repeater einbauen…

    Und das mit der hohen Geschwindigkeit lässt sich technisch kompensieren.
    Die durch Dopplereffekt verschobenen Frequenzen, müssten inteligent korrigiert werden…

    Antwort

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