1&1 Netz: Netzabdeckung, Roaming & Bestandskundenpläne

7 Minuten
Es ist so weit: 1&1 hat ein eigenes Mobilfunknetz. Neben der Telekom, Vodafone und Telefónica gibt es einen vierten Netzbetreiber. Wir sagen dir, wo es schon Netzabdeckung gibt, wo 1&1 ausbaut und wie die Tarife aussehen.
1&1 Logo auf Fahne
1&1 Logo auf FahneBildquelle: 1&1

Das Netz von 1&1 startete quasi bei Null. Der Netzbetreiber hatte bis 2022 kein eigenes Mobilfunknetz – aber die besten Voraussetzungen, als vierter Netzbetreiber den Mitbewerbern Telekom, Vodafone und O2 das Leben schwer zu machen. Denn die Einführung eines eigenen 1&1 Netzausbaus scheint von langer Hand geplant, entsprechend konnte man über einen langen Zeitraum viele Vorbereitungen treffen. Was der Anbieter außerdem schon mitbringt, ist ein großer Kundenstamm von mehreren Millionen Nutzern. Sie befinden sich derzeit noch im O2-Netz. Doch es gehören noch weitere Voraussetzungen dazu, die den Start von 1&1 als vierten Anbieter erst möglich machen.

Die Voraussetzungen

Zu 1&1 gehört auch die 1&1 Versatel. Versatel war einst ein eigenständiger Anbieter, der in weiten Teilen Deutschlands Glasfasernetze aufgebaut hat. 51.721 Kilometer Länge hat dieses Netz heute, es erreicht 350 Städte. Es wird heute unter anderem für die Anbindung von Geschäftskunden genutzt. Doch 1&1 wird versorgt mit dem Netz auch die eigenen Mobilfunkmasten

1&1 hat sich zudem die notwendigen Frequenzen für ein eigenes Mobilfunknetz gesichert. Stand heute hat 1&1 zwei verschiedene Frequenzbereiche zur Verfügung. Das sind die „klassischen“ 5G-Frequenzen um 3,5 GHz. Und bis Ende 2025 kann der Anbieter Frequenzen im Bereich um 2,6 GHz nutzen. Diese sind aufgrund verschiedener EU-Auflagen eine Überlassung von Telefónica. Erst ab 2026 kann man eigene Frequenzen im Bereich um 2,1 GHz nutzen.

Was bedeutet das für den 1&1 Netzausbau? Faktisch kann es bis Ende 2025 das eigene Handynetz von 1&1 nur in (Groß-)städten geben. Denn die verfügbaren Frequenzen haben nur eine Reichweite von wenigen hundert Metern. Um eine Innenabdeckung zu erreichen, müssen die Sendemasten zudem sehr nah beieinanderstehen. Das Durchdringen von Wänden ist mit diesen Frequenzen schnell kompliziert. Die eigene 1&1 Netzabdeckung wird sich als erst einmal nur auf Ballungszentren beschränken.

National Roaming mit Vodafone

Erst ab 2026 ist dann damit zu rechnen, dass 1&1 sein Netz auch in ländlichere Gebiete bringt. Die 2,1 GHz-Frequenzen sind die alten UMTS-Frequenzen. Entsprechend kann auch die Abdeckung zwar deutlich besser, aber nicht überragend sein. Bei künftigen Frequenz-Vergabeverfahren wird 1&1 weitere Frequenzen einkaufen oder ersteigern müssen, will man nicht dauerhaft auf einen Roaming-Vertrag mit einem anderen Anbieter setzen. Denn Empfang wirst du mit 1&1 auch dort haben, wo der Netzbetreiber keine eigenen Masten aufbaut.

1&1 hat ein Abkommen über National Roaming mit O2 abgeschlossen – will diesen aber nicht lange nutzen. Im Sommer 2023 hat 1&1 überraschend einen Roaming-Vertrag mit Vodafone bekannt gegeben, der ab Sommer 2024 den Zugriff auf das Vodafone Netz samt 5G-Netz bieten soll. Sprich: Dort, wo das neue LTE- beziehungsweise 5G-Netz nicht zur Verfügung steht, soll sich dein Handy in das Netz von Vodafone einbuchen. Zunächst wird man aber einige Zeit auf O2 setzen.

Die Auflagen

Bis Ende 2022 hätte 1&1 mindestens 1.000 5G-Standorte betreiben müssen. Daraus wurde nichts. Der Netzstart erfolgte zwar offiziell noch kurz vor Ende des Jahres 2022 – doch mit gerade einmal drei Sendemasten. Bis Ende 2025 muss das neue Netz dann 25 Prozent der deutschen Haushalte erreichen können. Also etwas mehr als 10 Millionen Haushalte. Das Netz wird in Metropolen wie Berlin, München, Hamburg und dem Ruhrgebiet starten. Weitere deutsche Städte mit einer hohen Haushaltsdichte sind wahrscheinlich. Ferner müssen dann bis 2030 50 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Diese Auflagen hat 1&1 mit der Ersteigerung der Frequenzen akzeptiert.

Der Zeitplan

1&1 verfügt über einen National-Roaming-Vertrag mit Telefónica und Vodafone. Bereits im Sommer 2021 hat Unternehmens-Chef Ralph Dommermuth weitere Details zum Ausbau und Zeitplan verraten. So sollte das Netz im ersten Schritt als Festnetz-Ersatzprodukt startet (Fix Wireless Access). Das erfolgte Ende 2022 – wenn auch in einem sehr kleinen Umfang. In den Städten und Stadtteilen, in denen die ersten Sendemasten stehen, könnten Kunden dann einen schnellen Internetanschluss als Alternative zu DSL und Kabel buchen. Das Produkt entspricht dann im Prinzip einem Vodafone Gigacube oder ähnlichen Produkten. Erst in einem zweiten Schritt hat dann auch die echte Mobilfunknutzung Einzug ins Netz erhalten. Der Start des eigenen Netzes erfolgte am 8. Dezember 2023. Seit diesem Stichtag werden alle neue Verträge bei 1&1 im eigenen Netz mit National Roaming geschaltet. Neue Kunden, die keine eigene Rufnummer mitbringen, bekommen eine neue Nummer mit der eigenen Vorwahl 01556 zugewiesen.

Der Netzausbau

Anfang 2023 meldete 1&1, dass sich derzeit 235 Standorte parallel im Bau, im Jahresverlauf solle das erste Zwischenziel von 1.000 Funkmasten erreicht werden. Zur Erinnerung: Das hätte schon 2022 geschehen sollen. „Trotz Verzögerungen in den letzten Monaten wollen wir unsere bis Ende 2030 bestehende Versorgungsverpflichtung von 50 Prozent aller Haushalte weiterhin frühzeitig erfüllen“, sagte Konzernchef Ralph Dommermuth. „Dafür werden etwa 12.600 Funkmasten und über 500 regionale Rechenzentren in Betrieb genommen.“ Im Sommer 2023 waren es nur 40 aktive Masten, im Herbst 60, Anfang 2024 dann 100. Gleichzeitig hatte man aber 1.000 Standorte übernommen, nur noch nicht aktiviert – etwa weil die Glasfaseranbindung noch fehlte. Denn nach der Übernahme der Mastes vom Masteigentümer muss 1&1 noch seine Technik installieren und eben die Glasfaserzuführung bauen. Jährlich 3.000 neue Antennenstandorte sollen bereitgestellt werden.

Die Netzabdeckung von 1&1

Das neue Netz wird vollständig von Rakuten aufgebaut und geplant. Es soll bis Ende 2030 in 390 Städten direkt verfügbar sein, der Rest Deutschlands wird durch National Roaming abgedeckt. 1&1 plant mit 12.000 Antennenstandorten, an denen dann in der Regel mehrere Antennen hängen. So kommt man zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich auf etwa 36.000 Antennenelemente und kann 50 Prozent der Haushalte versorgen. Zum Vergleich: Die Telekom als vielmaliger Testsieger verfügt über 35.000 Standorte in ganz Deutschland. An den Standorten werde man ausschließlich Antennen verbauen, die 5G mit Gigabit-Datenraten liefern können. Außerdem wird jeder Sendemast auch LTE ausstrahlen. Alle Sendemasten werden direkt an das Glasfasernetz angebunden.

Die Technik

Das Netz von 1&1 ist anders aufgebaut als bei bestehenden Anbietern. Die Intelligenz des Netzes befindet sich auf Servern in 550 Rechenzentren. Die sonst übliche Technik am Standort, die in Schränken am Boden oder auf dem Dach zu finden ist, entfällt. Am Antennenmast ist nur eine Antenne zu finden. Dadurch sollen Wartung und Aussteuerung des Netzes effizienter werden. Für das Kernnetz sind vier zentrale Rechenzentren vorgesehen. Zudem lassen sich die Rechenzentren für Edge-Computing nutzen, sodass Dommermuth optimistisch ist, sehr niedrige Latenzzeiten liefern zu können. Auch Umrüstungen oder Wartungen an den Basisstationen der Antennen sind nach Angaben von 1&1 obsolet und können durch Software-Aktualisierungen durchgeführt werden.

Der 1&1-Partner Rakuten hat im April 2020 als Neueinsteiger in Japan das weltweit erste kommerzielle vollständig virtualisierte OpenRAN-Mobilfunknetz gestartet. Von dieser Erfahrung und Expertise wird 1&1 nun profitieren. Rakuten ist auch für die Gesamt-Performance des 1&1 Mobilfunknetzes verantwortlich. 1&1 wird Zugriff auf die Steuerungsplattform haben. Nach Medienberichten überweist 1&1 den Japanern in den nächsten zehn Jahren für die Arbeit als Generalunternehmer zwischen 1,9 und 2,3 Milliarden Euro.

Bestandskunden

1&1 wird Bestandskunden der 1&1 und Drillisch auf das neue Netz umstellen. Das soll über einen technischen Trick geschehen. Die wichtigste Information für die Kunden dabei: Es ist kein Austausch der SIM-Karte notwendig. Die Kunden werden über ein auf den SIM-Karten befindliches zweites SIM-Karten-Profil in das neue Netz migriert. Diese Aktivierung erfolge Over the Air (OTA). Dabei bekommen die Bestandskunden der zahlreichen Marken die notwendigen Daten per SMS geschickt. Das Handy verarbeitet diese und bucht sich dann im 1&1-Netz ein. Dort, wo dieses dann noch nicht verfügbar ist, greift das Handy dann auf das National Roaming zurück.

Der Umzug selbst begann Ende 2023 und wird insgesamt zwei Jahre dauern, bis alle Kunden migriert sind. 40.000 Umstellungen pro Tag seien möglich. Ende 2025 muss der letzte Kunde im neuen Netz sein.

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