Mittelklasse-Flaggschiff mit eingebautem Turbo und Oberklasse-Chic

19 Minuten

Nokia 7 Plus Test Geprüft
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Lucky Number Seven: Mit dem Nokia 7 Plus bringt Hersteller HMD Global erstmals ein Modell aus der 7er-Reihe nach Deutschland. Der kleine Bruder des großen Mittelklasse-Handys, das Nokia 7, wurde Mitte Oktober 2017 in China vorgestellt. Es hat jedoch nie seinen Weg in den Westen angetreten. Das Plus-Gerät ist nun aber hierzulande erschienen. Im Vergleich zum kleinen Modell bietet es auch an einigen Stellen aufgebesserte Hardware. So verfügt es nun über ein modernes 18:9-Display, der Prozessor wurde von einem Snapdragon 630 auf einen Snapdragon 660 aufgestockt und anstatt eines Moduls kommt auf der Rückseite eine Dual-Kamera zum Einsatz.

Die technischen Daten des Nokia 7 Plus:

  • Display: 6 Zoll, IPS, Full-HD+ (1.080 x 2.160 Pixeln), 402 ppi
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 660, bis zu 2,2 GHz
  • Arbeitsspeicher: 4 GB
  • Interner Speicher: 64 GB, erweiterbar um bis zu 256 GB
  • Akku: 3.800 mAh
  • Kameras: 12 + 13 Megapixel (hinten) mit f/1.75- und f/2.6-Blende / 16 Megapixel (vorne) mit f/2.0-Blende
  • Betriebssystem: Android 8.1 Oreo
  • USB-Typ-2.0-Anschluss
  • Bluetooth 5.0
  • Fingerabdruck-Sensor
  • Preis: 399 Euro

Nokia 7 – Unboxing

Geliefert wird das Nokia 7 Plus – wie alle modernen Geräte der finnischen Marke – in einem rechteckigen Karton, der an die Verpackungen alter Lumia-Modelle erinnert. Das Design ist praktisch, jedoch wirkt in Zeiten von gelebtem Minimalismus etwas altbacken. Der Eindruck wird beim Blick auf die Rückseite bestätigt. Dort ist das Nokia 7 Plus von fast allen Seiten zu sehen. Darüber hinaus werden die wichtigsten technischen Daten aufgelistet.

Unter dem Schubkarton versteckt sich das in eine Folie eingehüllte Nokia 7 Plus eingebettet in eine Pappschale. Darunter sind Schnellstart-Anleitung und Sicherheits-Informationen zu finden sowie das Werkzeug zum Öffnen des SIM-Karten-Slots. In einem weiteren Pappkarton befinden sich das Ladekabel und der passende Strom-Stecker. Auch das mitgelieferte In-Ear-Headset sowie weitere Aufsätze dafür sind dort drin. Als Zusatz legt der Hersteller noch eine durchsichtige Schutzhülle bei, die jedoch maximal als nett gemeinte, aber schlecht verarbeitete Dreingabe gelten darf.

Nokia 7 Plus – Unboxing

Das steckt im Karton:

  • Nokia 7 Plus
  • USB-Kabel 2.0 Typ-C
  • Netzadapter
  • In-Ear-Kopfhörer inklusive Anpassungen
  • Schnellstart-Anleitung
  • Garantiekarte
  • SIM-Karten-Werkzeug
  • Schutzhülle

Design und Verarbeitung

Das Nokia 7 Plus ist der Design-Tipp der aktuellen Handy-Generation von HMD Global: Das Gehäuse wird laut des Herstellers aus einem vollen Block gefräst und mit Keramikfarbe veredelt. In der Farbvariante Schwarz/Kupfer, das der Redaktion vorlag, wirkt das Nokia 7 Plus dank des kontrastreichen Aussehens elegant und sehr hochwertig. Der Eindruck wird vom leicht abgerundeten Rücken und dem 2,5D-Glas auf der Front unterstützt. Dazu sind die Display-Ecken ebenfalls abgerundet und bringen so das Äußere des neuen Mittelklässlers auf 2018er-Niveau.

Auf der Rückseite befindet sich neben dem Fingerabdruck-Sensor auch das Kameramodul mit seinen beiden Objektiven: Es ragt ein wenig aus dem Rücken heraus, was für eine leichte Unebenheit in der Horizontalen sorgt. Im Vergleich zu anderen Modulen aktueller Handys, wie zum Beispiel beim Huawei P20 Pro, ist das jedoch ein minimaler Kritikpunkt. Die Kanten an der Kameraeinfassung wurden, wie der Rahmen und alle anderen abgefrästen Stellen, mit sechs Schichten Keramikfarbe behandelt. Auch der Nokia-Schriftzug und der Ring des Fingerabdruck-Sensors „erstrahlen“ in Kupfer. Die glänzenden Highlights kontrastieren die sonst eher matten Oberflächen stilvoll.

Die Haptik des Nokia 7 Plus ist beeindruckend und spiegelt den äußeren Eindruck wieder. Mit einem ausgewogenen Gewicht und den handschmeichelnden Oberflächen fühlt man sich direkt in die Flaggschiff-Liga versetzt. Nokias Motto des „Flaggschiffs für alle“ geht hier also auf. Für ein 6-Zoll-Handy kann das Plus-Modell durchaus mit einer kompakten Bauweise und einem schlanken Display punkten. Jedoch gehört es trotz leichter Rundungen auf der Rückseite eher zum Smartphone-Typ „Flunder“ und liegt etwas sperrig in der Hand. Die mechanischen Tasten und der Fingerabdrucksensor lassen sich nur halbwegs bequem erreichen. Große Hände sind da hilfreich bei der Bedienung des neuen Mittelklasse-Flaggschiffs.

Bei der Verarbeitung gibt es wenig Kritik an HMD Global. Die Kanten und Ecken sind sauber entgratet und Spaltmaße praktisch nicht vorhanden. Auch bei der Stabilität ist das Nokia 7 Plus über jeden Zweifel erhaben. Hier werden sich die Bend-Tester die Finger brechen, bevor das große Mittelklasse-Smartphone nachgibt oder verbiegt. Einzig der 3,5-Millimeter-Eingang – ja, es gibt einen – auf der Kopfseite ist einen Tick zu scharf geraten. Darüber hinaus fehlt es dem Nokia 7 Plus an einer IP-Zertifizierung. Das ist, besonders für ein Mittelklasse-Handy, jedoch Kritik auf hohem Niveau.

HMD Global hat mit dem Nokia 7 Plus eine echte Schönheits-Alternative zu Samsungs, Huaweis oder auch Sonys Mittelklasse geliefert. Aussehen, Haptik und Verarbeitung sind klar auf Flaggschiff-Niveau. Kleine Kritikpunkte existieren, stören das wirklich gute Gesamtbild jedoch kaum. Für eine absolute Top-Wertung müsste das Smartphone aber noch etwas angenehmer in der Hand liegen.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Display

Wer genau hinsieht, könnte beim Bildschirm des Nokia 7 Plus auch vermuten, es hätte sich den Bildschirm des Google Pixel 2 oder des HTC U11+ geborgt. Mit 6 Zoll ist das 18:9-Display des Nokias am oberen Größenrand der aktuellen Mittelklasse-Handys zu verorten. Zum Vergleich: Das in Deutschland nur über Umwege erhältliche Samsung Galaxy A8 hat einen 5,6-Zoll-Bildschirm. Beim Huawei P20 Lite sind es 5,84 Zoll. Auch der eigene kleine Bruder aus 2017, das Nokia 7, kommt nur auf 5,2 Zoll bei der Displaydiagonalen. Eine Gemeinsamkeit haben jedoch alle diese Modelle: Ihre Auflösung beläuft sich auf Full-HD. Beim Nokia 7 Plus sind das 1.080 x 2.160 Pixel, die Pixeldichte liegt somit bei ausreichend 402 ppi. Zum Schutz des Bildschirms kommt darüber hinaus noch Gorilla Glas 3 zum Einsatz.

Beim Test zeigte sich das Display des Nokia 7 Plus in fast allen Alltagssituationen fähig. So überzeugte das Handy bei der Blickwinkelstabilität und bei der absoluten Helligkeit. Kein Wunder, handelt es sich doch um ein IPS- sprich LCD-Panel. Eher ungewöhnlich für diese Technologie: Auch beim Farbraum und bei Weiß- sowie Schwarzwerten kann das Nokia-Smartphone überzeugen. Das ist für ein Mittelklasse-Handy durchaus eine stattliche Leistung. Bilder, Videos oder Spiele sehen auf dem Nokia 7 Plus sehr gut aus und versprühen erneut Flaggschiff-Flair.

Nokia 7 Plus Display Einstellungen
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte: Zuerst und am ausdrücklichsten sei die automatische Helligkeitsregelung erwähnt. Die funktionierte im Test von inside handy nur mäßig. So war sie einerseits schnell darin, sich an das Umgebungslicht anzupassen. Jedoch erfolgte die Regelung andererseits alles andere als stufenlos. So drehte des Nokia 7 Plus die Helligkeit stark auf, wenn zum Beispiel die Sonne hinter den Wolken hervorkam, nur um bei der nächsten Wolke wieder stark abzudunkeln. Auch das Fehlen von Display-Einstellungen ist kritikwürdig.

Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten: Das Nokia 7 Plus hat einen guten Bildschirm, der in vielen Bereichen überzeugen kann. Selbst kleinere Besonderheiten wie ein Always-On-Display sind mit an Bord. Jedoch gibt es vor allem bei der automatischen Helligkeitsregelung starke Probleme. Und auch die fehlenden Einstellungsmöglichkeiten verwehren dem Nokia-Smartphone eine höhere Wertung.

Teilwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Gehobene Mittelklasse in Reinform: Das Nokia 7 Plus erfüllt alle Kriterien eines Preis-Leistungs-Smartphones der besseren Sorte. Starker Prozessor? Check, ein Qualcomm Snapdragon 660. Genügend Arbeits- sowie interner Speicher? Check, 4 GB RAM und 64 GB Speicherplatz, die sich um bis zu 256 GB per Micro-SD-Karte erweitern lassen. Einen großen Akku für lange Laufzeit? Check, 3.800 mAh Nennladung. Die Voraussetzungen des Nokia 7 Plus sind also perfekt, um einen Geschwindigkeitsrekord in der Mittelklasse aufzustellen.

Das Nokia 7 Plus im Benchmark-Test

Nokia 7 Plus Benchmark-Test
Bildquelle: inside handy

Samsung Galaxy A5 (2017), Huawei P20 Lite, Sony Xperia XA2 Ultra, Motorola Moto X4: Die Konkurrenz im ambitionierten Mittelfeld des Smartphone-Marktes ist groß. Beim Test der Performance über die Benchmark-App AnTuTu in der Version 7.0.7 lässt das Nokia 7 Plus sie jedoch alle weit hinter sich: Mit 138.440 Punkten spielt es im obersten Mittelfeld des Marktes mit. Neben dem schon erwähnten Prozessor und dem Arbeitsspeicher zeichnet auch Android One, das Betriebssystem von Google, mitverantwortlich für das Ergebnis. Wie groß der Leistungsunterschied zu vergleichbaren Modellen anderer Hersteller ist, zeigt die Tabelle. So liegt das Xperia XA2 Ultra zum Beispiel mit gut 50.000 Punkten hinten. Auch im Vergleich zum kürzlich erst vorgestellten Huawei P20 Lite mit dessen knapp 90.000 Punkten ist das Nokia 7 Plus überlegen.

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Nokia 7 Plus 138.440
 direkte Konkurrenten Sony Xperia XA2 Ultra 88.945
Nokia 6 (2018) 89.451
Huawei P20 Lite 87.260
 ehemalige Spitzenmodelle HTC U11+ 216.125
Huawei Mate 10 Pro 212.419
Razer Phone 208.107
 aktuelle Referenz (Android) Sony Xperia XZ2 Compact 264.971
Samsung Galaxy S9+ 249.185
Samsung Galaxy S9 244.895

Die fast schon mit einem Oberklasse-Handy von 2017 vergleichbare Leistung machte sich auch im Test bemerkbar. So stottert das Nokia 7 Plus trotz vieler offenen Apps, exzessiver Menüwischerei oder ausgiebigen Spiele-Sessions nicht ein einziges Mal. Verzögerte Eingaben gab es keine. Auch bei der Temperatur-Entwicklung präsentierte sich das große Mittelklasse-Handy cool. Alleine der Benchmark-Test sorgte für leicht erhöhte Temperatur.

Telefonieren und Konnektivität

Auch bei der Kerndisziplin des Mobiltelefons leistet sich das Nokia 7 Plus keinen Schnitzer. Die Qualität des Anrufes überzeugte im Test alle Seiten. Die Sprachqualität war an beiden Enden hervorragend und selbst mit der Freisprecheinrichtung verstanden sich Anrufer sowie Angerufener problemlos. Knacken oder Knistern in der Leitung war höchstens starkem Wind geschuldet.

Beim Thema Konnektivität gibt sich das Mittelklasse-Handy durchschnittlich mit einem Ausreißer nach oben. So verwendet das Modell den aktuellen Bluetooth-Standard 5.0. Der kommt teilweise nicht einmal bei aktuellen Flaggschiffen zum Einsatz. Bei der maximalen Download-Geschwindigkeit (300 Mbit/s), dem USB-Port (2.0 Typ C) und den aktuellen WLAN-Standards gibt sich das Nokia 7 Plus hingegen zurückhaltend.

Verbindungsmöglichkeiten des Nokia 7 Plus

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Flaggschiff-Leistung in der Mittelklasse: HMD Global hat sein Nokia 7 Plus mit einem Turbo ausgestattet und zeigt beeindruckend, was ein fein justiertes System mit purem Android an Performance bringen kann. Besonders im Vergleich zur direkten Konkurrenz ist der Leistungssprung eindeutig. Wo andere Handys aufhören, fängt das Nokia 7 Plus erst an.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Kamera

Huawei hat Leica, Nokia hat Zeiss: Das Kamera-Unternehmen aus Deutschland berät schon seit Lumia-Tagen die finnische Marke bei ihren Sensoren und Objektiven. Mit großem Erfolg: Für manche Nutzer gelten Lumia-Kameras bis heute noch als die absolute Spitze der Smartphone-Fotografie. Das Nokia 7 Plus kann diese Erwartungen nicht erfüllen. Dennoch sind die Kameras für ein Mittelklasse-Gerät durchaus ausreichend.

Doch erst einmal zu den Zahlen: Die Dual-Kamera auf der Rückseite verfügt über einen 12-Megapixel-Sensor mit 1:1,75-Blende für normale Fotos und ein Teleobjektiv mit 13 Megapixeln sowie einer 1:2,6-Blende für besseren Zoom. Auf der Front kommt ein Modul mit 16-Megapixel-Sensor und einer 1:2.0-Blende zum Einsatz. Generell gilt für die Kameras des Nokia 7 Plus: Schnell geschossene, alltägliche Fotos gelingen und sehen gut aus. Hier ein Landschaftsbild, dort eine Großaufnahme – Otto-Normal-Verbraucher werden sich schnell mit der Dual-Kamera anfreunden. Dank Teleobjektiv sind auch per Zoom herangeholte Gegenstände detailreich – solange die Entfernung nicht zu groß ist.

Nokia 7 Plus – Kamerabilder

Jedoch weist die Dual-Kamera für Foto-Fans einige Schwächen auf. So wirken Farben Nokia-typisch etwas blass und kalt. Auch mit Detailreichtum und HDR-Aufnahmen hadert das Nokia 7 Plus. Bei schlechtem Licht – vor allem draußen – gelingen die Fotos nur noch bedingt, an das Zoomen ist dank der lichtschwachen Blende erst gar nicht zu denken. Die Selfies des Nokia 7 Plus lassen sich hingegen sehen. Die Frontkamera macht einen guten Job und überzeugt mit viel Schärfe. Das kommt auch den Bothies, einem Foto bestehend aus einem Bild der Front- und einem Bild der Dual-Kamera, zugute. Hier hat Nokia laut eigener Aussage noch ein wenig dran geschraubt.

Videos gelingen mit dem Nokia 7 Plus ebenfalls nur teilweise gut. Einerseits überzeugen Soundqualität und Reaktionszeit der Sensoren, andererseits kommt es bei Bewegungen – seien es die eigenen oder des Video-Motivs – immer mal wieder zu unscharfen Momenten. Beim Mittelklasse-Handy ist es außerdem möglich, Filmaufnahmen per Zeitlupen- oder Zeitraffer-Funktion aufzunehmen.

Nokia 7 Plus – Die Kamera-App

Wirkliches Lob muss man HMD Global für die neue Kamera-App des Nokia 7 Plus aussprechen. In der Automatik-Version der Kamera wirkt sie recht sauber und abseits der etwas überladenen Kopfzeile auch aufgeräumt. Im ebenfalls enthaltenen Pro-Modus glänzt die Software jedoch: Dann kommen nämlich schon aus Windows Phones bekannte Halbkreis-Menüs zum Einsatz, die Veränderungen des ISO-Wertes, des Fokus oder der Belichtungszeit zulassen. Ein Nachteil: Bilder lassen sich nur im JPG-Format aufnehmen. In den Einstellungen der Kamera-App sind Auflösung, ein Wasserzeichen oder ein Geo-Tag an- oder ausschaltbar.

Nokia 7 Plus – Kamera App

Das Nokia 7 Plus ist kein Kamera-Profi, nicht einmal im Bereich der Mittelklasse-Handys. Jedoch kann die Qualität der Module auf der Front sowie auf der Rückseite für den normalen Verbraucher überzeugen. Ein schneller, schöner Schnappschuss ist auf jeden Fall drin. Wer mehr haben möchte oder auf der Suche nach Besonderheiten wie Effekten ist, sollte woanders danach schauen.

Teilwertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Das Zauberwort des Nokia 7 Plus lautet Android One. Unter diesem Label vermarktet Google Smartphones von Drittherstellern, die mit einer unangetasteten Android-Version erscheinen und das entsprechende Branding von Google erhalten. Zu Android One gehört neben der jeweiligen Android-Version in Reinform auch das komplette Software-Paket von Google. Dies beinhaltet beispielsweise den optimierten Google Assistant oder die Sicherheits-App Google Play Protect. Der größte Vorteil, den Handys aus der Android-One-Linie haben, ist jedoch die schnelle Update-Verfügbarkeit. Die monatlichen Sicherheitsupdates erscheinen ohne Hersteller-Umweg auf dem Smartphone, Gleiches gilt für die größeren Versions-Updates – aktuell also jenes auf Android Oreo.

Kein Wunder also, dass HMD Global und Google das Nokia 7 Plus zum Deutschland-Start mit Android 8.1 Oreo ausgestattet haben. Das Ergebnis der vorbildlichen Update-Politik sieht man unter anderem an der herausragenden Leistung des Nokia 7 Plus. Aber auch bei der Übersichtlichkeit und der Personalisierung der Nutzeroberfläche spielt pures Android in einer eigenen Liga. Dem Besitzer sind bei der Anpassung des Smartphones also nur die Grenzen von Google selbst gesetzt. Weiterer positiver Effekt: Die Bloatware ist bei Android One gleich Null.

Nokia 7 Plus – Android One

Es gibt jedoch ein großes „aber“: Die Software von Android One bietet dem Nutzer kaum Mehrwehrt. So kommt zum Beispiel als Musik-App Googles „Play Musik“ zum Einsatz. Eine durchaus solide, aber keinesfalls herausragende Standard-Option. Auch in vielen anderen Software-Bereichen ist das Handy per Definition arm an Alternativen. Dies gilt es beim Kauf also zu beachten. Wenn wir schon beim Thema Musik sind: Der Lautsprecher des Nokia 7 Plus klingt gut in den Höhen. Ansonsten fällt er jedoch flach aus. Das In-Ear-Headset des Smartphones konnte hingegen mit einer guten Bandbreite an Klängen überzeugen. Ein UKW-Radio ist nicht mit an Bord. Ebenso wenig wie eine Benachrichtigungs-LED. Aber dafür gibt es ja das schon erwähnte Always-On-Display.

Android One mit allen seinen Vorteilen und Nachteilen kommt beim Nokia 7 Plus zum Einsatz. Wer ein aufgeräumtes Handy mit wenig Bloatware und sauberen sowie aufgeräumten Menüs schätzt, wird sich freuen. Wer hingegen Mehrwert wie eigene Apps erwartet, wird enttäuscht. Abseits des Betriebssystems kann das Nokia-Smartphone nur bedingt überzeugen. Das Headset ist gut, der Lautsprecher nur okay. Auch das Fehlen einer Benachrichtigungs-LED wirkt sich negativ auf die Testwertung aus.

Teilwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Ein 3.800-mAh-Akku für ein Mittelklasse-Smartphone lässt hoffen: Das Nokia 7 Plus kann mit einer Nennladung auftrumpfen, die sich normalerweise in der Oberklasse oder bei speziellen Akku-Handys finden lässt. Andererseits will mit der Energie auch ein 6-Zoll-Display betrieben werden.

Um zu simulieren, wie sich die Aufladung des Handys nach einem Tag in Benutzung verhält, wurde es einer standardisierten Prozedur unterzogen. Sie sieht eine aktive, achtstündige Nutzung vor. Davon sind 30 Minuten eingeplant für das Spielen von anspruchsvollen Mobile Games. Jedoch auch ein halbstündiges Telefonat und eine Video-Session auf Youtube stehen auf dem Programm. Im Anschluss wird das Handy 16 Stunden im Standby-Modus gehalten und somit ein durchschnittlicher Nutzungstag simuliert.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Testgerät
Nokia 7 Plus 3.800 52 46 48 6
direkte Konkurrenz
Sony Xperia XA2 Ultra 3.580 76 76 24 0
Nokia 6 (2018) 2.716 66 53 34 13
Huawei P20 Lite 3.000 52 44 48 8
ehemalige Spitzenmodelle
HTC U11+ 3.930 72 68 28 4
Huawei Mate 10 Pro 4.000 75 69 25 6
Razer Phone 4.000 61 48 39 13
aktuelle Referenzen
Nokia 8 3.090 71 65 29 6
OnePlus 5T 3.300 72 59 28 13

Das Ergebnis des Akku-Tests fällt zweischneidig aus. Einerseits verbraucht das Nokia 7 Plus beim aktiven Betrieb durchaus einen Batzen Energie. Besonders Mobile Games und Videos können schon einmal am Akku nagen. Dies ist unter anderem dem 6 Zoll großen Bildschirm geschuldet. Andererseits ist der Verbrauch im Standby-Modus trotz Always-On-Display sehr gering. Wer das Handy also am Tag lieber in der Tasche lässt, muss keine Angst haben, dass plötzlich 20 Prozent der Akkuleistung verschwunden sind. Zwei Tage hält das Nokia 7 Plus bei sporadischer Nutzung also durch. Wer viel mit seinem Smartphone macht, wird das auch in Form von geringerer Laufleistung bemerken.

Aufladen lässt sich das Nokia 7 Plus dank Qualcomms Quick Charge 3.0 übrigens sehr schnell. Von 30 Prozent auf 80 Prozent braucht das Modell gerade einmal 60 Minuten. Kabelloses Laden ist derweil nicht möglich.

Großer Akku minus großes Display gleich durchschnittlicher Verbrauch: Das Nokia 7 Plus kann im Akku-Test nur bedingt überzeugen. Der hohe Verbrauch des Bildschirms macht sich vor allem bei aktiver Nutzung bemerkbar. Zum Marathonläufer wird das Smartphone deshalb nicht. Von einem kurzen Atem kann jedoch auch nicht die Rede sein.

Teilwertung: 4 von 5 Sternen

Fazit

Ein Flaggschiff für alle wollte HMD Global mit dem Nokia 7 Plus auf den Markt bringen. Ein Vorhaben, das geglückt ist. Denn das Smartphone überzeugt in allen Disziplinen mit überdurchschnittlichen Wertungen. Besonders beim Design und der Performance versprüht das Mittelklasse-Smartphone sogar Oberklasse-Flair. Beim Akku und dem Bildschirm kann es ebenfalls überzeugen, auch wenn hier kleinere Problemchen einer noch besseren Wertung im Weg stehen. Wenig überzeugend sind hingegen die leider nur durchschnittliche Kamera und das Multimedia-Angebot. Bei Letzterem muss jedoch Android One ausgeklammert werden. Das Betriebssystem ist an sich eine feine Sache, jedoch auch eine Geschmacksfrage.

Insgesamt katapultiert sich das Nokia 7 Plus mit einer Gesamtwertung von 4 bei möglichen 5 Sternen in die Spitze der Mittelklasse-Handys. Damit befindet es sich auf einem Niveau wie das beliebte Galaxy A5 (2017) oder das Mate 10 Lite. Samsung und Huawei sollten derweil aufpassen, denn ihre Vorherrschaft im beliebten Preis-Leistungs-Segment könnte bald von einem Mittelklasse-Flaggschiff mit eingebautem Turbo und Oberklasse-Chic infrage gestellt werden. Verdient hätte es das Nokia 7 Plus auf jeden Fall.

Testsiegel Nokia 7 Plus

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Pro des Nokia 7 Plus

  • Außergewöhnliches Design
  • Starke Performance
  • Android One

Contra des Nokia 7 Plus

  • Durchschnittliche Dual-Kamera
  • Dürftiger Lautsprecher

Preis-Leistung

Die unverbindliche Preisempfehlung für das Nokia 7 Plus liegt bei 399 Euro. Das ist für ein Mittelklasse-Handy nah an der oberen Grenze. Jedoch bietet das Smartphone gleichzeitig auch gehobene Leistung in allen Bereichen. Der Preis ist daher also gerechtfertigt. Für weniger Geld gibt es ebenfalls Modelle von Nokia. So hat Hersteller HMD Global schon 2017 das Nokia 6 auf den Markt gebracht. Mittlerweile gibt es auch eine neue Version, das Nokia 6 (2018). Wenn es noch weniger sein darf, dann bietet sich auch das Nokia 5 an. Zwischen dem Modell und dem Nokia 7 Plus liegen jedoch Welten.

Alternativen

Die gehobene Mittelklasse zum Preis von unter 400 Euro gehört zu einem beliebten Bereich. Dementsprechend groß ist die Auswahl an Alternativen. Wer auf das neueste Android verzichten kann, wird dort unter anderem viele Flaggschiffe aus 2016 und 2017 finden. Aber auch eine Auswahl an aktuellen Mittelklasse-Modellen findet sich in der Liste wieder. Eine generelle Übersicht des Preissegmentes gibt die Redaktion von inside handy in dem folgenden Artikel:

Die direkte Konkurrenz des Nokia 7 Plus stammt derweil aus dem Hause Samsung und Huawei: Bei ersterem Hersteller ist das aktuellste Handy der Kategorie immer noch das Galaxy A5 (2017). Hier lohnt es sich, auf den zukünftigen Test des öglichen Galaxy A6 (2018) zu warten. Schon erhältlich und ebenfalls einen Blick wert ist das Mate 10 Lite und das P20 lite, beide von Huawei.

Wer bei Nokia bleiben möchte, kann sich hingegen das Nokia 6 anschauen. Das ist schon sehr viel günstiger, ohne dabei zu viel Leistung abzugeben.

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