Mitte Oktober hat das chinesische Unternehmen TCL das Blackberry Motion in Dubai vorgestellt. Ende Oktober hat das Smartphone den Weg über das Mittelmeer gemacht und liegt seitdem in den Verkaufsregalen hiesiger Elektronikmärkte. Was die technische Ausstattung angeht, sortiert sich das Motion in der ambitionierten Mittelklasse ein. Bei einem Merkmal jedoch übertrifft es sogar fast jedes Spitzenklasse-Modell. Doch der Reihe nach.
Blackberry Motion – Die technischen Daten
Ein Flaggschiff ist das Blackberry Motion nicht. Das hat aber weniger mit der Optik zu tun – auch wenn diese in der folgenden Einzelwertung hier und da kritisiert wird. Es sind eher die technischen Komponenten, die dem Smartphone die Zugehörigkeit zur Mittelklasse attestieren. Auch wenn mehr dazu gehört als einen High-End-Prozessor oder eine zweite Kamera mit einer zusätzlichen Brennweite oder einem Schwarz-Weiß-Sensor einzubauen – ein Snapdragon 625 oder „nur“ 32 GB Speicher sind wahrlich keine Oberklasse.
Design und Verarbeitung
Beim Design setzt TCL auf ein Aluminiumgehäuse und eine Soft-Touch-Rückseite in Carbon-Optik. Der Metallrahmen sowie das ganze Design kommen einem aber irgendwie bekannt vor. Nicht auf den ersten Blick. Denkt man aber ein paar Jahre zurück, kommen Erinnerungen hoch. Erinnerungen an das Mitte 2013 von Huawei vorgestellte Ascend P6 – seinerzeit das Spitzenmodell der Chinesen. Insbesondere beim Metallrahmen mit seinen Rundungen und der abgeflachten unteren Kante gibt es Parallelen zum Motion. Und auch der Carbon-Look ist nicht neu. Das Razr etwa, das Motorola 2011 auf den Markt brachte, stand bereits mit Kohlenstoff-Optik in den Verkaufsregalen.
Dennoch unterscheidet sich das Blackberry Motion gegenüber den aktuellen Modellen – und das heißt etwas. In einer breiigen Masse, die die Hersteller mit unzähligen Smartphones anrühren und in der Individualität immer häufiger durch Handy von der Stange ersetzt wird, ist es durchaus angenehm, mal ein Gerät in der Hand zu halten, das nicht aus Glas besteht. Das Blackberry Motion hat – ähnlich wie das KEYone – eine recht weiche Rückseite, die in der Hand an einen abgenutzten Basketball erinnert. Und das soll keine negative Kritik sein – im Gegenteil. Basketbälle sind aus gutem Grund aus einem Werkstoff gefertigt, der Antirutschfähigkeiten besitzt. So liegt auch das Motion durch seine gummiartige Rückseite sicher in der Hand. Die Soft-Touch-Oberfläche hätte sich aber über die gesamte Rückseite erstrecken können, was die Optik runder gemacht hätte. Stattdessen biegt sich der Metallrahmen um die Kante auf den oberen Teil des Rückens und bildet damit einen schmalen Streifen, in dem das Kameramodul Platz findet.
Ansonsten ist das Design schlicht. Langsam aber sicher streift Blackberry den Designer-Anzug eines Business-Geschäftshandys ab und wird zum Smartphone für Jedermann. Hinsichtlich des Trends von rahmenlosen Displays hält sich TCL aber noch zurück. Insbesondere unterhalb des Displays wurde dem Fingerabdrucksensor enorm viel Platz eingeräumt.
Wenn es um Genauigkeit und die Qualität der Verarbeitung geht, wird sich heute kaum ein Hersteller bei einem Gerät dieser Preisklasse einen Schnitzer erlauben. Auch die Ingenieure von TCL haben ihre Sinne geschärft und ein Massenprodukt geschaffen, das eine hohe Güte aufweist. Die Öffnungen für Lautsprecher, Micro-USB-Anschluss und Klinkenbuchse sind sauber ausgefräst, die Taster weisen allesamt einen guten Druckpunkt auf und der Schlitten, der Micro-SD- und SIM-Karte beherbergt, schließt plan mit dem Rahmen ab. Auf der Rückseite geht es weiter: Das Blackberry-Logo ist fein in das weiche Material eingelassen und fühlbar, wenn die Finger drüber gleiten. Der Rahmen biegt sich über die Oberkante hin auf die Rückseite und schließt kurz unterhalb des Kameramoduls ab. Der Übergang zwischen Metall und der im Carbon-Look gehaltenen Soft-Touch-Fläche ist so markant, dass er wohl gewollt war. Möchte man etwas bemängeln, könnte man das bei der Kameraeinfassung machen. Das Aluminium, das das Objektiv umgibt, ist etwas scharfkantig.
Beim Design setzt Blackberry auf etwas Altbewährtes, was früher schon einmal funktionierte. Neuen Trends wie einem schmalen Rand um das Display eifert der Hersteller nicht hinterher. Die Verarbeitung ist solide; das Chassis macht das Motion nahezu vollkommen verwindungssteif. Hinsichtlich der Kameraeinfassung hätte der Designer etwas Schleifpapier an der Produktionsstraße auslegen lassen sollen.
Einzelwertung: 4 von 5 Sternen
Display
Das Blackberry Motion besitzt ein 5,5 Zoll großes Display, das mit 1.080 x 1.920 Bildpunkten Inhalte in Full-HD darstellt. Damit ergibt sich eine Pixeldichte von 403 ppi. In puncto Schärfe gibt es keine Kritik. Die holt sich das Motion an anderer Stelle ab. Viele Hersteller setzen derzeit auf ein Display-Format von 18:9. Damit ergibt sich gegenüber einem 16:9-Display, wie es beim Blackberry Motion zum Einsatz kommt, ein Vorteil: Bei identischer Bildschirmdiagonale wird ein Smartphone schmaler. Das Motion ist dementsprechend breit und nicht gerade einfach mit einer Hand zu bedienen. Die dicken Ränder um das Display und die sehr weit auseinander liegenden Tasten unterhalb des Bildschirms steuern ihr Übriges dazu. Möchte man mit dem Daumen der rechten Hand eine Seite zurückblättern, muss sich der aus zwei Fingergliedknochen bestehende Pollex einer überdurchschnittlich großen Hand schon ordentlich strecken, um die Zurück-Taste zu erreichen. Unterhalb des Bildschirms befindet sich ein Fingerabdrucksensor. Dabei dient er nicht allein dem Entsperren des Smartphones – doch dazu später mehr.
Technisch basiert das Display des Blackberry-Handys auf einem IPS-Panel. In puncto Helligkeit irritiert das Motion: Während die automatische Helligkeitsanpassung solide arbeitet und die maximale Leuchtkraft ebenfalls genügt, leuchtet das Display insbesondere bei Dunkelheit viel zu hell. Selbst wenn die automatische Helligkeitsregelung ausgeschaltet und das Display manuell gedimmt wird, blendet das abgegebene Licht in etwa so, wie ein bei Nacht entgegen kommendes Fahrzeug.
Farben werden recht intensiv aber noch nicht unnatürlich dargestellt. Die Kontraste sind gut, ebenso wie Weiß- und Schwarzwerte. Die Blickwinkel aber hätten etwas stabiler sein können. Kippt man das Smartphone, geht etwas Leuchtkraft verloren.
Ob Farbtemperatur oder Nachtlicht, das dem Display die blaue Farbe raubt: Blackberry liefert das Motion mit ein paar Display-Einstellungen, die der Nutzer hinsichtlich seiner Sehgewohnheiten verändern kann.
Das Display bietet wenig Raum für Kritik. Es ist eher die Software dahinter, die es bei Nacht zu hell scheinen lässt. Zudem liegen die virtuellen Tasten unterhalb des Displays zu weit auseinander und stören dadurch die Einhandbedienung.
Einzelwertung: 4 von 5 Sternen
Ausstattung und Leistung
Unter der Haube des Blackberry Motion arbeitet ein Snapdragon 625 – Qualcomms Mittelklasse-Prozessor. Im laufenden Betrieb lagert er laufende Prozesse in den 4 GB großen Arbeitsspeicher aus. Für Dateien wie Apps, Fotos oder Musik steht ein 32 GB großes Datensilo bereit, das sich per Micro-SD-Karte ausbauen lässt.
Soweit die graue Theorie. Wie aber schlägt sich das Blackberry Motion in der Praxis? Zwar ist der verbaute Qualcomm-Chip kein High-End-Prozessor, machte aber bereits beim Moto Z Play eine enorm gute Figur. Selbst im Langzeittest stellt er sich als High-Performer heraus. Auch beim Blackberry Motion waren im ersten Test keine feststellbaren Verzögerungen auszumachen. Nach einigen Tagen Nutzung wurde jedoch deutlich, dass die Blackberry-TCL-Verbindung gegenüber der Motorola-Lenovo-Connection irgendetwas anders macht. Hier und da ruckelt es merklich, aufwendige Spiele zwingen das Motion schon mal in die Knie. Entsperrt man das Smartphone, kann man den Icons in der Notification-Bar dabei zusehen, wie sie nacheinander erscheinen. Der AnTuTu-Benchmark-Test bestätigt das, was in der Praxis deutlich wurde: Das Motion erreicht einen Wert von 63.025 Punkten. Somit liegt es knapp hinter dem Galaxy A5 (2017) und ist von den reinen Zahlen her etwas besser als das Huawei P10 lite.
Umfeld | Modell | Benchmark-Wert |
Testgerät | Blackberry Motion | 63.025 |
Sony Xperia XA1 | 60.538 | |
direkte Konkurrenten | Motorola Moto G5 Plus | 63.626 |
BQ Aquaris X | 63.566 | |
Samsung Galaxy S7 | 132.648 | |
ehemalige Spitzenmodelle | LG G5 | 137.548 |
OnePlus 3T | 163.521 | |
Apple iPhone X | 208.752 | |
aktuelle Referenz | OnePlus 5 | 180.641 |
Nokia 8 | 175.517 |
Bluetooth 4.2, LTE mit bis zu 300 Mbit/s im Download, USB on the go: Was die Verbindungsmöglichkeiten angeht, ist das Motion breit aufgestellt. Zudem ist das Smartphone IP67-zertifiziert, was es staub- und wasserdicht macht. Im Test wurde das Gerät für eine Stunde in einen Eimer mit Wasser geworfen – ohne dass es anschließend Probleme gab. Ebenfalls positiv zu bewerten ist, dass potenzielle Nutzer des Android-Smartphones zwei SIM-Karten gleichzeitig nutzen können. Entweder das, oder sie legen eine SIM- und eine Micro-SD-Karte ein, die das Datendepot aufstockt. Bei 32 GB, von denen nach Abzug des Betriebssystems gut 22 GB übrig bleiben, wird die zweite Option für die Meisten wohl eher in Frage kommen. Ein weiterer Pluspunkt: Vorhandene, kabelgebundene Kopfhörer lassen sich über die Klinkenbuchse mit dem Smartphone verbinden. Wer stattdessen auf Bluetooth-Kopfhörer setzt, wird auch kein Problem haben. Wer zu Hause und/oder im Büro aber Qi-Ladestationen auf dem Schreibtisch, neben der Nachtischlampe oder im Sofa integriert hat, wird Blackberry und das Motion verfluchen. Denn kabellos aufladen lässt sich das Gerät nicht.
Feature | Vorhanden | Funktion |
HSPA |
▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s |
HSPA+ | ▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s |
LTE | ▲ | Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s |
USB-OTG | ▲ | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen |
DLNA | ▲ | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher |
NFC | ▲ | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren |
Kabellose Display-Übertragung | ▲ | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast) |
MHL | ▼ | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port |
Infrarot-Fernbedienung | ▼ | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung |
Bluetooth-Version | ▲ | 4.2 |
WLAN-Standards | ▲ | IEEE 802.11 a/b/g/n/ac |
Qi | ▼ |
Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones |
Wer mit dem Motion telefoniert, hört seinen Gesprächspartner klar und deutlich. Auch die Freisprecheinrichtung konnte im Test überzeugen.
Die zahlreichen Verbindungsmöglichkeiten und der erweiterbare Speicher gleichen in dieser Kategorie den etwas schwächelnden Prozessor aus.
Einzelwertung: 4 von 5 Sternen
Kamera
Der Trend zur zweiten Kamera auf der Rückseite geht am Blackberry Motion vorbei. Nutzer des Smartphones müssen sich also mit einer Hauptkamera begnügen. Die Technik ist altbekannt und findet so bereits beim KEYone Verwendung. Hinter dem Objektiv und einer Blende von f/2.0 befindet sich ein Sony-Sensor, der zwölf Millionen Pixeln Platz bietet. Da das Motion das erste Blackberry-Smartphone ist, das wasserdicht ist, können Selfie-Fans Selbstporträts mit 8-Megapixel-Auflösung auch unter Wasser schießen.
Die Ergebnisse, die die Motion-Kameras auf Vorder- und Rückseite ausspucken, können sich sehen lassen. Die Schärfe ist beeindruckend, selbst bei wenig Licht. Dann allerdings ist Farbrauschen unumgänglich. Da die Naheinstellgrenze sehr gering ist, gelingen auch schöne Markos. Allerdings ist die Kamera beziehungsweise der Autofokus dabei etwas dumm. Auch wenn er etwas nicht scharf stellen kann, da man etwa zu nah am Objekt dran ist, wird der Kreis auf dem Display grün und ermutigt zum Knipsen. So entstehen des Öfteren unscharfe Aufnahmen. Das lässt sich vermeintlich ändern, wenn man in den Einstellungen „Vor der Aufnahme fokussieren“ einschaltet. Doch selbst dann gibt der Kreis grünes Licht.
Auch die Frontkamera liefert knackscharfe Selfies. Bei wenig Licht lässt sich das Display als Hilfslicht dazu schalten. Kurz vor dem Auslösen leuchtet es dann einmal kurz hell auf. In der folgenden Galerie wird die Kameraqualität anhand von Beispielbildern bewertet:
Blackberry Motion: Kamera-Testbilder
In den Kamera-Einstellungen gibt es allerhand Modi. Neben einer Panorama-Funktion lassen sich auch Zeitlupenaufnahmen und Videos in Full-HD aufnehmen. Zudem gibt es einen manuellen Modus, in dem der ambitionierte Fotograf Parameter wie Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich oder Belichtungskorrektur per Hand verändern kann.
Die Kameras schlagen sich wacker; Besonderheiten sucht man vergebens. Puristen ohne großen Anspruch werden jedoch zufrieden sein. Bei schwierigen Lichtverhältnissen schraubt die Software den ISO-Wert hoch, was die Fotos zu farbbespernkelten Aquarellen verkommen lässt. Ein fehlender Bildstabilisator erfordert zudem ein ruhiges Händchen.
Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen
Software und Multimedia
Ob Palm OS, Tizen, webOS, Sailfish oder Windows Phone: Viele haben es versucht, viele sind daran gescheitert. Apple und iOS ausgenommen kommt kein Smartphone-Produzent an Android vorbei. Zu beliebt und zu mächtig ist das Google-OS. Auch Blackberry hatte mit seinem Betriebssystem keine Chance. Seit dem Priv setzt das kanadische Unternehmen auf Android. TCL knüpft an dieser Neuausrichtung an und installiert auf dem Motion Android in der Version 7.1.2 Nougat. Zwar ist Version 8.0 alias Oreo längst verfügbar, soll aber erst Anfang 2018 den Weg auf das Motion finden. Zeitgleich soll auch das KEYone die Doppelkeks-Version von Android bekommen. Die Chinesen mit kanadischer Flagge am Bug des Dampfers modifizieren Googles Betriebssystem dabei nur minimal. Bis auf einen eigenen App-Drawer und die veränderte Anwendungs-Übersicht kommt Android nahezu in seiner Reinform zum Nutzer. Darüber hinaus ist weiterhin der BlackBerry Hub vorhanden, der alle Nachrichten, egal welcher App, übersichtlich und zentral gesammelt darstellt. Über eine Registerkarte, die an der Seite des Bildschirms sichtbar ist und mit einem Wisch herausgeschoben wird, gelangt der Nutzer an die wichtigsten Informationen.
Weitere nette Gimmicks sind in der sogenannten Komforttaste und dem Fingerabdrucksensor zu finden. Während erstgenannte neben der Lautstärkewippe und dem Ein- und Ausschalter auf der rechten Flanke vorzufinden und mit mehreren Funktionen frei belegbar ist, lässt der Fingerabdrucksensor auch Gesten zu, mit denen sich etwa die Benachrichtigungsleiste oder der App-Drawer herausfahren lassen. Zudem ist der Sensor gleichzeitig der Homebutton und besitzt einen leichten Hub. Er klickt also hörbar, sobald er gedrückt wird.
Zu den neuen Features gehört die App „Locker“. Dabei handelt es sich um einen passwort- oder fingerabdrucksgeschützten Dateitresor, in dem sich etwa Dokumente oder Fotos ablegen lassen. Nur wer das Passwort kennt oder den entsprechenden Finger hat, um den biometrischen Sensor mit den hinterlegten Informationen zu den Papillarleisten zu versorgen, kommt in diesen Ordner hinein. Auch Fotos, die der Nutzer in der Kamera-App aufnimmt, landen in dem abgeschlossenen virtuellen Spind und werden in keinerlei Cloud hochgeladen, wenn statt des normalen Auslösers der Fingerabdrucksensor als Taster für die Lichtbildaufnahme verwendet wird.
Blackberry Motion: Die Software
Darüber hinaus hat Blackberry einige weitere Tools installiert. Dazu zählt unter anderem die DTEK-App, die das Smartphone und dessen Bewegungen im Blick behält und dem Nutzer mitteilt, sobald das Motion in Gefahr ist. Hier ist auch einsehbar, welche Android-Sicherheitspatch-Ebene installiert ist. Ein weiteres Tool nennt sich „Privacy Shade“. Öffnet der Nutzer die App, wird der gesamte Bildschirminhalt schwarz. Nur ein schmaler Streifen oder ein Kreis, die beide in ihrer Größe veränderbar sind, gewähren beim Festhalten einen Blick auf die Inhalte. So haben neugierige Blicke in der Bahn keine Chance.
Musikplayer und Sound
Eine eigene Musik-Anwendung seitens Blackberry gibt es nicht. Der Hersteller greift auf Googles „Play Musik“ zurück. Die App ist hinlänglich bekannt, kommt sie nahezu auf jedem Android-Gerät zum Einsatz. In der Musikbibliothek sind Songs nach Interpreten oder Genres sortiert. In den Einstellungen der Spotify-Alternative befindet sich auch ein Equalizer, mit dem sich Höhen, Mitten und Tiefen dem eigenen Gehör anpassen lassen.
Der Handylautsprecher hat ordentlich Dampf. Musik lässt sich recht laut und dabei immer noch klar wiedergeben. Auch die beigelegten In-Ear-Kopfhörer liefern ein solides Sound-Erlebnis.
Die Benutzeroberfläche ist aufgeräumt, was allerdings an Android liegt, das nahezu in seiner Reinversion auf dem Motion läuft. Ein Oreo-Update soll folgen; Sicherheits-Aktualisierungen in regelmäßigen Abständen ebenfalls. Auf ein UKW-Radio verzichtet TCL, auf eine Benachrichtigungs-LED nicht. Bloatware ist nicht vorhanden, dafür aber ein gewisser Druck, der die Schallwellen aus dem Lautsprecher presst.
Einzelwertung: 4 von 5
Akkuleistung
Eines der Highlights des Smartphones: der 4.000-mAh-Akku. Kein anderes Blackberry-Modell zuvor wies eine derart hohe Batteriekapazität auf. Selbst die Konkurrenz von Samsung, LG und Apple kann nur fassungslos hinterhergucken. So kommen etwa das Galaxy Note 8 oder LGs V30 mit einem 3.300-mAh-Akku um die Ecke. Der Energiespeicher des iPhone X weist sogar nur 2.716 mAh auf. Nur das Huawei Mate 10 Pro kann mit seinem 4.000-mAh-Akku mithalten und stellte im Test unter Beweis, dass das Spitzenmodell einen langen Atem hat. Doch zurück zum Blackberry Motion: Laut TCL soll die Akkulaufzeit bei gemischter Nutzung bei etwa 32 Stunden liegen. Dank Qualcomms Quick Charge 3.0 lässt sich der Akku nach Angaben des Herstellers binnen 40 Minuten zur Hälfte mit Energie betanken.
Hinsichtlich der Akkulaufzeit musste sich der Energieträger im standardisierten Test der Redaktion bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kamen die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos, das Surfen auf verschiedenen Webseiten und ein Benchmark-Test.
Am Ende dieses anspruchsvollen achtstündigen Arbeitstages ließen sich 76 übriggebliebene Prozent von der Akkuskala ablesen. Damit landet das Blackberry Motion unter den Top 5 jemals von inside-digital.de getesteten Smartphones. Im Standby-Modus verlor der Akku des Motion 19 Prozentpunkte – das können andere besser. Nach insgesamt 24 Stunden verblieben somit noch 57 Prozent. Ein weiterer Tag ohne externe Stromversorgung ist also machbar. Schaltet man GPS und Bluetooth aus wenn es nicht benötigt wird, sind sogar drei Tage drin.
Einzelwertung: 5 von 5
Smartphone-Akkus im Vergleich
Modell | Kapazität (mAh) | Akkustand | Verbrauch | ||
---|---|---|---|---|---|
Arbeitstag (8h) | Nacht im Standby (16h) | Intensivtest (8h) | Standby (16 h) | ||
Testgerät | |||||
Blackberry Motion | 4000 | 76 | 57 | 24 | 19 |
direkte Konkurrenz | |||||
Gigaset ME Pro | 4000 | 64 | 55 | 36 | 9 |
Honor 8 Pro | 4000 | 65 | 59 | 35 | 6 |
Huawei Y7 | 4000 | 75 | 69 | 25 | 6 |
ehemalige Spitzenklassemodelle | |||||
Huawei P10 | 3200 | 54 | 38 | 46 | 16 |
Samsung Galaxy S7 | 3000 | 58 | 35 | 42 | 23 |
Google Pixel XL | 3450 | 46 | 40 | 54 | 6 |
aktuelle Referenzen | |||||
iPhone X | 2716 | 64 | 57 | 36 | 7 |
Samsung Galaxy S8 | 3000 | 58 | 51 | 42 | 7 |
OnePlus 5 | 3300 | 66 | 46 | 34 | 20 |
Fazit
TCL liefert mit dem Blackberry Motion ein Smartphone, das wie kaum ein anderes polarisiert. Einerseits überzeugt das Gerät mit einem starken Akku, andererseits enttäuscht der eigentlich flotte Snapdragon-Prozessor. Das Design kann durchaus gefallen, während die Kamera insbesondere bei wenig Licht klare Schwächen aufweist. Zudem muss der Nutzer sich entscheiden, ob er den Speicher per Micro-SD-Karte ausbaut oder mit 22 GB lebt und zwei SIM-Karten benutzt. Das Display ist gar nicht schlecht, wenn die Software es nicht vermasseln würde. Hinzu kommen extrem breite Ränder, die den Bildschirm umgeben und das Handy unnötig groß machen. Vor allem unterhalb des Displays verschenkt TCL enorm viel Platz. Darunter leidet die Bedienung.
Gesamtwertung: 4 von 5
Pros
- Ausdauernder Akku
- Klinkenanschluss
- Guter Lautsprecher
Contras
- Zu viel Rand um das Display
- Scharfkantige Kameraeinfassung
- Software beschneidet Prozessor und Display
Preis-Leistung
Das Blackberry Motion ist seit Ende Oktober bei MediaMarkt, Saturn, notebooksbilliger.de und Otto.de sowie Vodafone und der Deutschen Telekom erhältlich. Der Preis: 469 Euro. Für ein Modell der Mittelklasse durchaus gewagt. In diesem Preisbereich tummeln sich aktuell viele Smartphones, die dem Motion nicht nur das Wasser reichen, sondern es auch in ebendieses hineinstoßen können. Wie lange das Blackberry Motion dann die Luft anhalten kann bevor das wasserdichte Gehäuse nachgibt und das Gerät im Handymeer ertrinkt, bleibt abzuwarten.
Alternativen
Wer nach einer Alternative zum Blackberry Motion sucht, findet im gleichen Preissegment beispielsweise das Sony Xperia XZ Premium oder Samsungs Vorjahres-Flaggschiff, das Galaxy S7 edge. Beide bieten mehr Leistung, können aber nicht mit zwei SIM-Karten gefüttert werden. Während das Sony-Modell mittlerweile mit Android 8 Oreo läuft, hat das S7 edge die neue Android-Version noch nicht erhalten. Mittlerweile für unter 400 Euro ist das LG G6 erhältlich. Das koreanische Top-Smartphone bietet ebenfalls eine Spitzenleistung und ist dabei deutlich günstiger als das Motion. Soll es ein Dual-SIM-Handy sei, könnte das Huawei Mate 10 Lite eine Alternative darstellen. Das Gerät erschien etwa zeitglich mit dem Blackberry Motion und kostet aktuell etwas mehr als 300 Euro. Hier bekommt man ein 5,9 Zoll großes Full-HD-Display, das von einem recht schmalen Rand umgeben wird, 64 GB internen Speicher und eine Dual-Kamera auf Vorder- und Rückseite.