Solarkraftwerk Bluetti AC300, B300 & PV350 für Garten & Balkon im Test

8 Minuten
Solarkraftwerke für den Eigenbedarf liegen im Trend. Fortschrittslust macht aus der Not der vorherrschenden Energiekrise eine Tugend. Wir haben ein mächtiges, netzunabhängiges Solarkraftwerk von Bluetti getestet und in verschiedenen Szenarien ausprobiert.
Bluetti PV350 Solarpanele aufgestellt
Aufgestellt: Die Bluetti Solaranlage im TestBildquelle: Michael Stupp / inside digital

Bluetti hat sich seit jeher schon auf transportable Energiespender spezialisiert. Gerade jetzt, in Zeiten von steigenden Energiepreisen und dem Bedarf nach individueller und nachhaltiger Stromerzeugung, boomt das Geschäft mit den sogenannten Balkon-Solarkraftwerken.

Wir haben die – nach Wunsch netzunabhängige – High-End-Lösung von Bluetti in unserem Alltag ausprobiert. Sie besteht aus ausklappbaren Solarpaneelen mit 350 W Leistungsaufnahme (PV350), mächtigen 3.072-Wh-Akkus (B300) und der zentralen Powerstation AC300, die die Energie sicher verteilt und mittels smarter Zusatztechnik auch ans Netz angebunden werden kann.

Prinzipiell ist das System modular aufgebaut und auch in kleinerer sowie größerer Ausführung sinnvoll nutzbar. Durch die vielfältige technische Ausstattung stellt es ein komplettes und krisenfestes Stromnetz her, das – so das Versprechen – einen kompletten Haushalt über Tage autark mit Strom versorgen soll.

Bluetti AC300 + Akku & PV-Anlage als Solarkraftwerk: Lieferumfang im Check

Bei dieser Sendung sollte man zur Annahme selbst zu Hause sein und nicht den Nachbarn einspannen: Das von uns getestete Bluetti-Setup kündigt sich als Lieferung per Spedition mit insgesamt sechs sperrigen und teilweise sehr schweren Kartons an. Ausreichend Platz zum Auspacken und Verräumen des Materials sind zwingend. Die einzelnen Teil der Anlage sind sehr gut gegen Transportschäden geschützt, was jedoch gleichzeitige eine Menge Verpackungsmaterial und viel Kartonvolumen bedeutet.

Im Lieferumfang unserer Test-Anlage befinden sich:

  • 1 x Bluetti AC300 Powerstation
    • Leistungsdaten (u. a.): 2.400 W Solareingang, 3,000 W Sinus-Wechselrichter, 5400 W Eingangsrate
    • Ausgänge: AC → 6 × 230V, 50Hz, 3.000W; USB → 2 × 5V/3A USB-A; 2 × 18W USB-A; 1 x 100W USB-C; DC → 1 x RV; 1 × RV-Anschluss; 1 × 24V/10A Zigarettenanzünder; Kabellos → 2 × 15W Qi-Ladepad
    • Eingänge: AC-Eingang (3.000W), Solareingang (2400W(12-150V, maximal 12A)
  • 2 x Bluetti B300 Erweiterungsbatterie
    • je 3.072 Akkukapazität, 200 W Solareingang
  • 3 x Bluetti PV350 faltbares Solarpaneel
    • Sunpower Solarzellen, 350 W maximale Leistung
Frontansicht und Anschllüsse der AC300 Powerstation im Detail.
Anschlüsse und Aufbau der Bluetti AC300 Powerstation

Insgesamt bringen die Güter mehr als 140 Kilogramm auf die Waage, während der Großteil auf die beiden Akku-Packs (je fast 40 Kilogramm) entfällt. Die Solarpaneele wiegen jeweils fast 15 Kilogramm, die Powerstation etwas mehr als 20 Kilogramm. Jedem Gerät liegen umfassende Bedienungsanleitungen (auf Deutsch) und Zertifikate bei.

4 Jahre Garantie nur beim Hersteller

Kauft man das von uns getestete Paket direkt beim Hersteller, werden derzeit 9.099 Euro fällig. Eine ganze Stange Geld, für die man qualitativ einiges erwarten kann. Da das System modular ist, geht es aber auch eine Nummer kleiner mit weniger Batteriekapazität und weniger Solar-Fläche. Das spart dann Geld.

Vorteil beim Kauf über den Hersteller selbst: Hier bekommst du eine vierjährige Garantie auf die gekauften Produkte. Bei anderen Händlern sind es die üblichen zwei Jahre Garantie.

Hochwertige Verarbeitung

Wenn man die Bauteile aus ihren Transportverpackungen hebt, fällt direkt sehr angenehm auf, dass Bluetti bei der Verarbeitung der einzelnen Bestandteile der Anlage keine Kompromisse gemacht hat. Die Oberflächen wirken hochwertig, die Stoßkanten robust und auch häufig belastete Bauteile wie die Einfassungen der Steckdosen sind für den groberen Einsatz geeignet. Schutzklappen an allen Steckdosen sorgen für einen Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit.

Insbesondere die Akku-Module sind schwer, so dass die an den Seiten angebrachten Handgriffe beim Tragen eine willkommene Erleichterung bieten. Die Akku-Module und die Powerstation lassen sich zudem aufeinander stapeln, was den Platzbedarf verringert. Vergleichsweise leicht sind die Solarpaneele, so dass sich diese einfach in den perfekten Winkel zur Sonne ausrichten lassen. Aufgrund ihrer Größe ist das Aufstellen zu zweit einfacher, alleine jedoch ebenfalls möglich. Eine optische Hilfe beim Ausrichten zur Sonne haben die Solarpaneele nicht – man muss sich nach dem eigenen Augenmaß und dem Watt-Output der Anlage richten.

Bluetti Solar-Panele: links eingeklappt, rechts aufgestellt
Eingefaltet sind die Solarpaneele trotz ihrer rund 14 Kilogramm leicht zu transportieren. Aufgeklappt sammeln sie massig Sonnenenergie.

Leichte Handhabung und intuitive Bedienung

Alle Steckverbindungen zwischen den Bauteilen sind einfach zu bedienen und die Stecker rasten satt in die dafür vorgesehenen Buchsen ein. Fehler beim Verkabeln sind nicht ausgeschlossen, bleiben aber dank eines Warntons und einer guten Anleitung ohne Konsequenz. Selbst ohne Elektriker-Gesellenbrief und mit nur mäßigem technischen Verständnis lässt sich die Anlage in unter 15 Minuten komplett betriebsbereit aufbauen.

Die Powerstation hat einige intuitiv zu verstehende Anzeigen auf einem Touchscreen, der sich bei direkter Sonneneinstrahlung nur noch mäßig gut ablesen lässt. Hilfreich ist da die App von Bluetti, mit der man aus dem Schatten heraus die wichtigsten Parameter erfassen kann. Diese ist flach aufgebaut, verbindet sich direkt via Bluetooth oder indirekt über WLAN (falls vorhanden) mit dem System und stellt hier alle relevanten Echtzeit-Daten verständlich und gut visualisiert dar.

Bluetti-App zum Management des Solarkraftwerks
Bluetti-App zum Management des Solarkraftwerks

Taugt das Bluetti-System als Balkon-Kraftwerk?

Der erste Test führt uns auf den Balkon. Südostseite – also volle Sonne morgens bis mittags. Die Bluetti PV350 sind allerdings für diesen Zweck eigentlich nicht konzipiert, denn es sind keine ausgewiesenen Balkon-Solarpaneele. Es handelt sich um Aufstell-Platten, die auf dem freien Feld zu Hause sind.

Wer ein wenig an einer Aufhängung bastelt, kann die Platten aber auch am Balkon anbringen. Ohne Talent kannst du sie aber auch einfach an der Falz über das Balkongekänder hängen. Dann zeigt zwar nur die halbe Fläche in die Sonne. Bei unserem recht überschaubaren Test-Balkon war dies aber mehr als ausreichend.

Durch die hochwertigen Solarzellen kommt die meiste Zeit auch einiges an produzierter Energie zusammen. Über weite Stecken liefert eine halbe Platte (wohlgemerkt – nur 1/6 der gesamten möglichen Fläche im getestetem System) konstant über 170 Watt. Das kommt nah an das Versprechen der 350 Watt pro gesamten Paneel. Die Leistungsaufnahme sinkt mit dem Winkel der Sonne. Allerdings halten die Kollektoren, was sie versprechen.

Das PV350 Solarpaneel an einem Balkon
Halb übergeschlagen funktioniert das Paneel auch als Balkon-Solaranlage.

Kurzum: Das Bluetti-System ist technisch als Balkon-Solarkraftwerk nutzbar, auch wenn es nicht für diesen Zweck gemacht ist. Wünschenswert wäre hier allerdings eine entsprechende Aufhängung im Lieferumfang. Denn so ließe sich der Einsatzbereich des Systems – auch in kleinerer Ausführung – deutlich erweitern. Der Praxistest unter Kompromissbedingungen zeigt, dass es ohne weiteres möglich ist. Lediglich das beigelegte Kabelwerk dürfte noch etwas länger sein. Die Powerstation muss nahe an der Balkontür platziert sein, um die Solarkabel empfangen zu können. Hier hat nicht jeder entsprechend Platz.

Solar-Test im freien Feld

Unter möglichst praxisnahen Bedingungen haben wir das kleine Bluetti-Kraftwerk anschließend einem Test in der freien Natur unterzogen. Fernab der Zivilisation hat ein Teil unserer Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz ins Grüne verlegt und einen ganzen Arbeitstag ausschließlich mit Solarstrom und den Puffer-Akkus bestritten.

Bei sonnigem Wetter ohne Bewölkung konnten die drei Solarpaneele ihre volle Leistung entfalten und haben zuverlässig mindestens 900 Watt produziert. Selbst mehrere Laptop-Ladegeräte mit 65 Watt, ein Kühlschrank mit 40 Watt und diverse andere Kleingeräte wie ein Radio waren also nicht mal annähernd ein Problem, so dass die Solarzellen auch die beiden Akku-Module kontinuierlich geladen haben. Dieses Verbrauchsszenario bringt die Anlage nicht ins Schwitzen.

Gegen Mittag wurde es daher Zeit für einen echten Härtetest. Ein 2000W-Elektrogrill auf höchster Stufe hat mehr Leistung verlangt als die drei Solarmodule liefern konnten. Dank der prall gefüllten Akkus war allerdings auch das kein Problem. Leistungsspitzen, die über das Limit der Solarpaneele hinaus gehen, werden aus den Puffer-Akkus problemlos abgedeckt. Auch gegen Abend bei schwächerer Sonneneinstrahlung oder in der Nacht lässt sich damit das aufgebaute Geräte-Portfolio ohne Probleme weiter betreiben.

Aufbau des Bluetti-Solarkraftwerks
Oben die AC300 Powerstation, darunter die beiden B300-Batterien. Viel Power für lange Durststrecken.

Wer sich bei seinem Outdoor-Abenteuer nicht komplett auf die Solarmodule verlassen will, kann die Akkus vor dem Trip über einen gewöhnlichen Netzstecker komplett aufladen. Angesichts der beeindruckend guten Zusammenarbeit von Solarpaneelen und Akkus ist diese Sicherheitsmaßnahme jedoch für die meisten Szenarien unnötig.

Fazit zum beweglichen Bluetti Solarkraftwerk

Die von uns getesteten Bluetti-Geräte spielen perfekt zusammen und bieten genügend Leistung, um auch als vollwertige Notstromversorgung für einen kleinen Haushalt zu funktionieren. Für Camper und Outdoor-Freunde ist die Anlage aufgrund ihrer Maße schon etwas zu unhandlich. Hier bietet es sich an, mit einem kleineren Setup zu starten, was auch die Anschaffungskosten reduziert. Mit weiteren Solarpaneelen und Akkus lässt sich die Powerstation jederzeit erweitern, um auch für anspruchsvollere Szenarien gewappnet zu sein.

Das mächtige Bluetti Solarkraftwerk ist etwas fürs Große und Grobe. Hiermit lassen sich mehrtägige Outdoor-Späße zuverlässig mit Energie versorgen und ganze Haushaltsszenarien in Autarkie umwandeln. Die großen Akkus dienen als zuverlässige und große Speicher auch für sensible Verbraucher. Die 9.000 Euro Anschaffungskosten sind sicher hoch. Qualität und Bedienung lassen jedoch keine Wünsche offen. Hierbei handelt es sich um ein wirkliches Premium-Produkt. Mit einer vierjährigen Garantie auf sämtliche Technik untermauert der Hersteller das Versprechen eindrücklich.

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Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit Poweroak. Der Partner nimmt keinen Einfluss auf den Inhalt des Artikels.

Bildquellen

  • Bluetti AC300 Powerstation im Detail: Michael Stupp / inside digital
  • Bluetti Solar-Panele: links eingeklappt, rechts aufgestellt: Michael Stupp / inside digital
  • Bluetti-App zum Management des Solarkraftwerks: Michael Stupp / inside digital
  • Bluetti PV350 Solarpanel an einem Balkon: Michael Stupp / inside digital
  • Aufbau des Bluetti-Solarkraftwerks: Michael Stupp / inside digital
  • Bluetti PV350 Solarpanele aufgestellt: Michael Stupp / inside digital

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Gerhard

    Das Solarkraftwerk ist kein Balkonkraftwerk! Bei einem Balkonkraftwerk können bis zu 600 Watt in das Hausnetz eingespeist werden. Ist die Einspeisung niedriger als der Verbrauch, wird die nicht verbrauchte Energie in das Netz des Energieversorgers kostenlos eingespeist.
    Das hier vorgestellte Solarkraftwerk ist eine „mobile“ Lösung für eine Inselanlage. Ich erzeuge und verbrauche Energie ohne Einspeisung. Wenn die PV-Module an das Balkongeländer gehängt werden, wird aus einer Inselanlage kein Balkonkraftwerk. Das sind technisch unterschiedliche Systeme.

    Antwort
    • Einspeisung ist auch bei dem getesteten System grundsätzlich möglich. Hierfür muss man es durch eine weitere Komponente (Smart Home Panel: https://www.bluettipower.com/products/ep500-ups-boxsub-panel) ergänzen, die bei unserem Test-Setup nicht dabei war. Die technischen Voraussetzungen zur Einspeisung erfüllt das AC300 jedoch und es ist ein ausdrücklicher Verwendungszweck. Der Begriff Balkonkraftwerk ist in erster Linie ein beschreibender hinsichtlich Platzierung und Anwendungszweck: Stromerzeugung auf einem Balkon.

      Antwort
  2. Nutzerbild Gerhard

    Herr Stupp ich widerspreche nur ungern. Die Tatsache, das ich PV-Module an ein Balkongeländer hängen kann macht aus einer Powerstation noch lange kein Balkonkraftwerk. Oder um es anders zu sagen: Wenn ich mit einem Ferrari auf einen Feldweg fahre, wird daraus kein Geländewagen. Ich muß das Bluetti-System auch nicht bei der Netzagentur anmelden oder den Netzbetreiber informieren. Diese gesetzlichen Vorgaben muß ich bei einer Balkonanlage (Einspeiseanlage geringer Leistung) erfüllen. Das von Bluetti angebotene Zusatzgerät ist m.M.n. ein manueller Umschalter, welcher das öffentliche Netz abschaltet und die Powerstation zuschaltet => Inselanlage. Ich verbrauche die in den Akkus gespeicherte Energie (Eigenverbrauch zu 100%) und speise keine Energie in das öffentliche Netz ein. Zudem kann ich mit der Bluetti maximal 1,8 bis 2KW in meinem Hausnetz nutzen. Bei einer Balkonanlage ist der Wechselrichter auf 600 Watt limitiert. Also, zwei von der Technik her unterschiedliche Konzepte.
    Viele Grüße Gerhard

    Antwort
    • Nutzerbild Frank

      Richtig Gerhard

      Antwort
  3. Nutzerbild Tech4Fun

    Klasse Test, lieben Dank!
    Ich hoffe das ist OK, wenn ich hier einen link von mir einstelle.
    War am Samstag auf der IFA und habe mal mit Bluetti ein Interview zu den Neuheiten geführt: https://youtu.be/WdQSE2lk5wY

    Und hier habe ich der EB70 auf den Zahn. gefühlt:
    https://youtu.be/cWfCcaQfQY0

    Antwort

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