Handys, Kopfhörer und Zahnbürsten betroffen: Dieses Verbot der EU sorgt für Furore

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Sind Handys, Kopfhörer und elektrische Zahnbürsten eine Fehlentwicklung? Das zumindest behauptet die Politik und beschließt nun ein Gesetz, das all diese Geräte radikal verändern soll. Alles zum Wohl der Umwelt und Verbraucher. Aber die Realität sieht ganz anders aus.
Handys, Kopfhörer und Zahnbürsten betroffen: Dieses Verbot der EU sorgt für Furore
Handys, Kopfhörer und Zahnbürsten betroffen: Dieses Verbot der EU sorgt für FuroreBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Die Liste von Handys, bei denen man ganz einfach den Akku wechseln kann, ist nicht besonders lang. Doch es sind nicht nur Handys, bei denen Nutzer nicht ohne Weiteres die Batterie austauschen können. Ob Laptops, Bluetooth-Kopfhörer und -Lautsprecher, Saugroboter oder elektrische Zahnbürsten: In kaum einem akkubetriebenen Gerät lässt sich die Batterie wechseln. Bereits vor einem Jahr forderte die Politik ein Gesetz, das Wechselakkus bei all diesen Geräten verpflichtend macht. Und dieses tritt demnächst in Kraft.

Alle Handys mit „technischem Mangel“

„Die aus Sicht der Kreislaufwirtschaft völlige Fehlentwicklung von fest verbauten Akkus in immer mehr Produkten, insbesondere Smartphones und Notebooks, muss dringend gestoppt werden“, heißt es in der Stellungnahme des Bundesrats aus dem vergangenen Jahr. „Ein austauschbarer Akku, der vom Endnutzer selbst getauscht werden kann, führt dazu, dass das Smartphone länger genutzt werden kann“, lautet eine der Begründungen für die Forderung. Oftmals sei der Akku das störanfälligste Bauteil am Handy, heißt es. Und dann geht der Bundesrat noch einen Schritt weiter: „Dieser technische Mangel führt dazu, dass aufgrund der nachlassenden Kapazität des Akkus oder eines Defektes, gesamte Smartphones entsorgt werden.“

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Nun, gut ein Jahr später, folgt tatsächlich das Verbot. Das EU-Parlament will fest verklebte Handy-Akkus verbieten, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Man will verhindern, dass Produkte, bei denen der Akku das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, weggeworfen wird. Das Ziel: Nutzer sollen mit handelsüblichen Werkzeugen Akkus selbst tauschen können. Und: Hersteller von Handys, Zahnbürsten, Kopfhörern und Co. müssen sicherstellen, dass es für die erwartete Lebensdauer eines Produkts Ersatzakkus gibt. „Zudem sollen unabhängige Reparaturbetriebe den Austausch vornehmen dürfen, wenn sich ein Nutzer das selbst nicht zutraut“, so die FAZ. Und die Hersteller? Sie laufen Sturm und argumentieren, dass das Gesetz die Haltbarkeit und Sicherheit der Batterien gefährde. Dem Gesetz muss allerdings noch der Ministerrat zustimmen, das Gremium aus Regierungsvertretern der EU-Mitgliedsstaaten.

Wer wechselt sein Handy aufgrund eines schwachen Akkus?

Doch entsorgen Handynutzer wirklich ihre Handys, wenn die Akkukapazität nachlässt? Das mag sicherlich auf einige zutreffen. Geht man aber davon aus, dass ein Handyakku durchschnittlich 1.000 Ladezyklen aushält, kann man das Handy drei Jahre lang täglich komplett aufladen. Klar ist aber auch, dass die Kapazität im Laufe der Zeit nachlässt und der Akku in immer kürzeren Abständen geladen werden muss.

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Es darf aber angezweifelt werden, ob eine sinkende Akkukapazität zur Entsorgung des Smartphones führt. Vielmehr dürfen es zerbrochene Displays aufgrund von Stürzen sein, weshalb sich viele Nutzer für ein neues Handy entscheiden. Oder, weil es spätestens nach drei Jahren keine Software-Updates mehr gibt. Oder, weil ein neues Smartphone eine noch bessere Kamera verspricht.

Hinzu kommt: Ein Akkuwechsel bei älteren Handys kostet bei seriösen Händlern im Schnitt etwa 65 Euro. Ist ein Smartphone nach zwei Jahren Nutzungszeit immer noch gut in Schuss, ist ein Akkuwechsel also die günstigste Lösung. Ob der Nutzer aufgrund eines Akkus für 20 Euro, den er selbst wechseln kann, von einem Neukauf absieht, ist fraglich. Zudem griffen viele Nutzer schon früher, als der Akku noch austauschbar war, spätestens nach zwei Jahren zu einem neuen Gerät. Der Grund mitunter: die in der Regel 24-monatigen Laufzeiten von Mobilfunkverträgen nebst (subventionierter) Hardware.

Die Vorteile eines Austauschakkus

Das neue Gesetz soll der Theorie nach viele Vorteile mit sich bringen. Unnötiger Elektroschrott könnte verhindert werden, wenn Menschen ihre Handys dadurch länger nutzen würden. Statt zu einem neuen Handy würden einige lediglich zu einem neuen Akku greifen. Hinzu käme der von einst bekannte Vorteil: Ist der Handyakku unterwegs leer, greift man zum Ersatzakku.

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So sieht die Zukunft von Handys und Co. aus

Hersteller von Handys müssen sich zum 1. Januar 2023, wenn das Gesetz in Kraft tritt, etwas einfallen lassen. Denn nahezu jedes Handy ist heute so gebaut, dass man nicht ohne Weiteres an den Energieträger herankommt. Das hat auch einen Grund. Smartphones lassen sich dadurch deutlich einfacher wasserdicht machen. Zudem sinkt die Bautiefe. Das heißt, die Hersteller können Handys flacher bauen. Im Umkehrschluss hätten wir also womöglich wieder klobigere Handys, die nicht wasserdicht sind. Gewinner des Gesetzes dürfen Nutzer von Bluetooth-Lautsprechern sein. Ist der Akku unterwegs leer gelaufen, tauscht man ihn einfach gegen einen vollen. Und die Musik läuft weiter.

Doch wie sieht das bei anderen Akku-betriebenen Geräten aus? Den Akku eines Laptops oder Saugroboters zu wechseln, mag für viele noch vorstellbar sein. Doch die winzigen Batterien in In-Ear-Kopfhörern zu tauschen, erscheint kaum machbar. Und für Hersteller wird es zu einem nahezu unmöglichen Unterfangen, diese Akkus wechselbar zu machen.

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Tadon

    Ein neuer Akku kostet einen Bruchteil als ich professionell wechseln zu lassen. Und wenn dann noch Garantie mit dabei sein soll… Und für den Preis habe ich es auch noch nicht gesehen. Aber gut, wenn sich jemand auskennt, weiß er vermutlich auch wohin er sich wenden muss. Ich denke, bis vor ein paar Jahren war das nachlassen des Akkus wirklich ein guter Grund für ein neues Handy. Die Modelle hatten nach 1 bis 2 Jahren hatten einfach einen echten Mehrwert. Mittlerweile sind die Geräte doch so weit ausgereift, ob die Kamera noch ein bisschen besser ist oä merkt Otto Normalverbraucher eh nicht mehr. Und wirkliche Innovation habe ich lange nicht mehr auf dem Smartphone-Markt gesehen. Von daher eine gute Idee finde ich.

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  2. Nutzerbild Premiumbernd

    Na ja, ich hatte schon früher Handys mit austauschbarem Akku, die wasserdicht waren. Richtig ist, dass die Telefone trotzdem schnell ausgetauscht wurden. Dürfte aber heute langsam vorbei sein. Die Dinger sind „ausentwickelt“. Da kommt nicht mehr viel. Ich hielt bis vor kurzem mein Smartphone maximal ein 3/4 Jahr. Dann kam ein neues Flaggschiff. Der Grund war der technische Fortschritt bei Handys. Aber jetzt? Performance, Kamera und so weiter, werden nur noch im Labor besser. Also mir persönlich bringt ein weiter / höher / schneller so gar nichts mehr. Ich habe jetzt mein Huawei P40 Pro Plus gegen ein Galaxy S22 Ultra getauscht. Aber nur, weil ich nun wieder Google-Dienste haben wollte. Ist einfach bequemer. Hätte Huawei noch Google-Dienste hätte ich es länger als 1 1/2 Jahre gehalten. Ich gehe davon aus, dass ich das Samsung drei oder mehr Jahre halte.

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  3. Nutzerbild Tech

    Bye bye IP-Zertifizierung

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  4. Nutzerbild Alf

    Das Gesetz kommt viel zu spät!
    Mein GalaxyS7 war perfekt (besonders die Kamera) und bis Feb. 22 im Einsatz. Der Akku funktionierte nach 5,5 Jahren noch halbwegs OK mit 2x laden pro Tag. Mein Hauptproblem war eher der fehlende Speicherplatz.
    Das neue Gerät (S20FE) ist größer, schwerer und die Kamera leider minderwertiger. Aber der Speicherplatz ist um ein vielfaches größer.
    Das größte Problem aus meiner Sicht sind fehlende Sicherheitsupdates nach nur 3 Jahren. In den Geräten stecken viele Möglichkeiten für geplante Obsoleszenzen, obwohl man viel Geld dafür investieren muss.

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  5. Nutzerbild lasslaufen

    Das Gesetz ist längst überfalllig und müsste schon gestern wirken.
    Willkommen bei der Gewinnmaximierung und zerströrung des Planeten, dafür steht die Firma Apple mit ihren Namen. Apple machte es vor, die gesammte Industrie eifert nach. Da es uns Alle betrifft, zeigt das mir die Intelligenz aller Apple user an. Wäre ich Hitler, ich hätte alle Mitarbeiter der Firma Apple als erstes vergast und den Geschäftsführer hätte ich an sein Auto gebunden und wäre damit auf die Autobahn gefahren. Schließlich sind es federführend einige wenige Psyopathen die unseren Planeten und damti auch uns alle zerströren. Ein geringer Preis für eine bessere Welt wenn die Leute weg sind meiner Ansicht nach.

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